Viel neue Rückdeckung und Direktzusagen
Die betriebliche Altersversorgung stagniert. Während der Marktforscher Yougov bei zehn Prozent der Deutschen die Bereitschaft zu einem bAV-Abschluss in den nächsten zwölf Monaten beobachtet haben will, sind die harten Zahlen 2008 bis 2012 ernüchternd.
Die Bedeutung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) für die Versicherungswirtschaft ist 2012 leicht gestiegen. Während der Bestand an Lebensversicherungen im weiteren Sinne, also einschließlich Pensionskassen und -fonds laut GDV-Taschenbuch 2013 um 0,4 Prozent auf 93,2 Millionen Verträge zurückging, legte die bAV im Bestand weiter zu. Bei Direktversicherungen wuchs der Bestand auf 7,41 Millionen Verträge (+4,2 Prozent), bei Rückdeckungsversicherungen auf 2,99 Millionen Stück (+4,5 Prozent), bei Pensionskassen – vorwiegend der Lebensversicherer – auf 3,6 Millionen (+3,0 Prozent) und Pensionsfonds auf 463.700 Verträge (+34,7 Prozent).
Die Studie „Betriebliche Altersversorgung – Grafikanalyse 2008 bis 2012“ des Marktbeobachters Map-Report zeigt jedoch: Im Neugeschäft, gemessen an laufendem Beitrag für ein Jahr plus ein Zehntel der Einmalbeiträge (Annual Premium Equivalent, APE), verschieben sich die Verhältnisse. Bei Rückdeckungsversicherungen gingen die Neuabschlüsse um 7,9 Prozent nach oben. Pensionszusagen stiegen sogar um mehr als elf Prozent. Pensionskassen mussten dagegen knapp acht Prozent Rückgang hinnehmen, während Direktversicherungen nahezu konstant auf dem Stand wie 2001 blieben.
Die großen Rückdeckungsversicherer trieben den Markt. Bei Pensionszusagen sind es die R+V-Gesellschaften (199 Millionen Euro und damit 17,7 Prozent mehr Neugeschäft) sowie Allianz Leben (101 Millionen Euro und damit 26,5 Prozent mehr Neugeschäft). Auf den Plätzen folgen Ergo Leben (43 Millionen Euro und damit 12,8 Prozent mehr Neugeschäft) und Alte Leipziger Leben (22 Millionen Euro und damit 41,2 Prozent mehr Neugeschäft). Das starke wirtschaftliche Umfeld hat es vor allem großen Unternehmen erlaubt, unterdeckte oder nicht rückgedeckte Versorgungen auszufinanzieren. Kleinere Maklerfirmen bleiben da außen vor.
Nach Angaben von Map-Report schafften die Lebensversicherer 2012 mit ihren Direktversicherungen eine Nettoverzinsung (häufig mit Fondspolicen) zwischen 5,79 Prozent (Neue Bayerische Beamten) und 3,91 Prozent (Barmenia). Pensionskassen brachten es auf Nettorenditen zwischen 5,38 Prozent (HDI) und 3,47 Prozent (Ergo). Bei Pensionsfonds schwanken die Ergebnisse zwischen 4,57 Prozent (R + V) und 1,36 Prozent (Alte Leipziger). Diese Werte spiegeln die bAV-Branchenlage allerdings verzerrt wider, obwohl 85 Prozent des Marktes beim Map-Report abgebildet sind. In Deutschland gibt es rund 150 Pensionskassen, 100 Lebensversicherer und 30 Pensionsfonds. Davon haben lediglich 34 Lebensversicherer, 17 Pensionskassen und zehn Pensionsfonds an der Studie teilgenommen.
Die Bilanzen für 2013 lassen noch auf sich warten. Deutliche Neugeschäftseinbrüche kündigen sich aber an. Bei Direktversicherungen und Pensionskassen könnte das Minus marktweit um die 20 Prozent liegen, schätzt der Map-Report. Die Niedrigzinsphase fordert ihren Tribut; die Branche sucht nach Alternativen im Zinskeller. Seit Mitte 2013 sind einige Marktteilnehmer mit neuen Produkten bei verminderten Garantien gestartet. In der bAV sind es Allianz („Vorsorgekonzept Perspektive“) und Axa („Relax Rente“). Ergo bietet seine neue „Rente Garantie“ und „Rente Chance“ zunächst allein in der privaten Vorsorge an; der Einsatz in der bAV soll 2015 folgen. Dann könnte der Rechnungszins auf 1,25 Prozent sinken.
portfolio institutionell newsflash 17.02.2014/Detlef Pohl
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