Corporates
6. November 2013

Dax-Konzerne sind die besten „Good Companies“ Europas

In Sachen unternehmerische und soziale Verantwortung stellt ein neues Ranking den deutschen Großkonzernen ein sehr gutes Zeugnis aus. Unter den Top-Ten sind nur zwei nicht-deutsche Firmen. Der BVI sieht hingegen noch Verbesserungspotenzial bei der Qualität der Unternehmensführung.

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in der institutionellen Kapitalanlage zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Investoren beziehen soziale, ethische und ökologische Kriterien in ihre Anlagepolitik mit ein. Neben Best-of-Class- und Best-in-Class-Ansätzen kommt immer häufiger ein dritter Nachhaltigkeitsansatz zum Einsatz: Engagement. Dies ist unter anderem bei der Stiftung EVZ der Fall, die 2012 einen entsprechenden Prozess aufgesetzt hat. Kooperiert ein Unternehmen nicht, wird deinvestiert. In der ersten Engagement-Runde hat es Apple, Wal-Mart und Barrick Gold getroffen. Ein deutsches Unternehmen war nicht dabei. Das verwundert nicht, wenn man sich die Ergebnisse des neuen „Good Company Rankings 2013“ anschaut. Mit Bayer, BMW und BASF sind drei Dax-Konzerne in puncto Corporate Social Responsibility die besten in Europa.
Die Studie wird von einer unabhängigen Jury aus der Wissenschaft durchgeführt, die die Leistungen der 70 größten Unternehmen in Europa unter die Lupe nimmt. In einem dreistufigen Verfahren haben sie die Verantwortung der Unternehmen gegenüber Mitarbeitern, Umwelt und Gesellschaft überprüft. Diese Bereiche flossen mit jeweils 20 Prozent in die Bewertung ein. Doppelt so stark gewichtet wurde die finanzielle Performance, weil sie ein Indiz auf den Umgang der Konzernführung mit dem ihm anvertrauten Kapital darstelle. Einen Malus erhielten die Gesellschaften, die nicht wenigstens die Hälfte der Punktzahl des bestbewerteten Unternehmens in einer Prüfungskategorie erzielten.
Laut diesen Bewertungen belegen nur zwei nicht-deutsche Unternehmen – Sanofi (6.) und Glaxo-Smith-Kline (9.) – einen Platz unter den Top-Ten des diesjährigen Ranking. Deutschland ist klar dominierend. Noch vor vier Jahren sah dies anders aus. In der Vorgängerstudie von 2009 belegte zwar mit der BASF auch ein deutsches Unternehmen den Spitzenplatz, ansonsten schnitten damals vor allem Rohstoffkonzerne besonders gut ab. Der Automobilhersteller BMW, der in diesem Jahr die Silbermedaille gewinnt, landete 2009 nur auf Platz 46. „Die Hauptursache für die Verschiebung sehen wir darin begründet, dass der gesellschaftliche Druck auf die Unternehmen und die gesellschaftlichen Erwartungen an Unternehmen verantwortlich zu handeln in Deutschland größer ist als in den anderen europäischen Ländern. Insbesondere gilt dies für die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern“, so Klaus Rainer Kirchhoff, Initiator des Rankings. Ein weiterer Grund liege in der in Deutschland zunehmenden Transparenz während der vergangenen Jahre, die Unternehmen bieten müssen, um in der Gesellschaft und auch am Kapitalmarkt Akzeptanz zu finden.
Obwohl Deutschland die Top-Ten des 2013er Rankings klar dominiert, landet es im Ländervergleich nur auf dem zweiten Platz hinter Dänemark und vor der Schweiz. Allerdings relativiert sich dies, da nur ein dänisches Unternehmen – Novo Nordisk – teilgenommen hat und mit 60,4 Punkten sehr gut abschnitt. Der Mittelwert der 30 untersuchten Unternehmen, die hierzulande ihren Sitz haben, beträgt 58,7 Punkte. Die Bayer AG als bestes Unternehmen erzielte im Übrigen 74 Punkte. Zu den Schlusslichtern zählen die Niederlande und Italien. Den letzten Platz belegt abgeschlagen mit 32,6 Prunkten Russland. 
BVI: Unternehmensführung muss sich verbessern
Das Good-Company-Ranking stellt Deutschland ein gutes Zeugnis aus. Doch sollte man sich davon nicht zu sehr blenden lassen. Zu einem etwas anderen Ergebnis kommt nämlich eine Untersuchung des deutschen Fondsverbandes BVI. In dieser wurden die 160 Unternehmen der Dax-Familie geprüft, inwieweit diese die Vorgaben der Analyse-Leitlinien des BVI für Hauptversammlungen erfüllen. Die Leitlinien geben Empfehlungen für eine gute Unternehmensführung und lehnen sich an den Corporate-Governance-Kodex an. „Die Qualität der Unternehmensführung in Deutschland hat weiterhin viel Verbesserungspotenzial. Die Arbeit der Aufsichtsräte steht noch häufiger in der Kritik als im Vorjahr", so das Fazit von BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter.
Insbesondere bei den Wahlen zum Aufsichtsrat ist die Zahl der Verstöße auf 56 Fälle (Vorjahr 37 Fälle) deutlich gestiegen. Häufig fehlten laut BVI aussagekräftige Lebensläufe der Kandidaten. Nur mit solchen Informationen lasse sich jedoch die Qualifikation von Bewerbern beurteilen. Kandidaten, die sich zur Wiederwahl stellen, würden oftmals nur unzureichend ihre Arbeit offenlegen. Immer wieder habe es an Informationen gemangelt, ob sie an den Sitzungen des Aufsichtsrates und seiner Ausschüsse regelmäßig teilgenommen haben. Zudem hätten zahlreiche Anwärter so viele weitere Mandate, dass sie zusätzlichen Aufgaben kaum die erforderliche Aufmerksamkeit widmen können.
portfolio institutionell newsflash 06.11.2013 / Kerstin Bendix

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