Deutsche Altersvorsorge ist nur Mittelmaß
So manches Schwellenland steht mit seinem Pensionssystem genauso gut da wie Deutschland. Der Verband der Firmenpensionskassen fordert die Politik zum Handeln auf.
Deutschland ist eine der führenden Industrienationen. Wenn es um das Thema „Altersvorsorge“ geht, ist es allerdings kaum besser bestellt als in so manchem Entwicklungsland. Das zeigt zumindest der neue Melbourne Mercer Global Pension Index, der die Pensionssysteme aus 20 Ländern im Hinblick auf deren Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität misst. Laut diesem kommt Deutschland auf einen Indexwert von 58,5 und erreicht damit lediglich die Note C. Von der Bestnote A, die für Pensionssysteme mit einem Indexwert von 80 bis maximal 100 vergeben wird, ist Deutschland also weit entfernt, befindet sich damit aber in guter Gesellschaft. Auch Frankreich und die USA kommen lediglich auf ein C. Weniger erbaulich dürfte indes die Tatsache sein, dass diese drei Industrienationen auf einer Stufe mit Brasilien und Mexiko stehen.
„Es gibt kein perfektes System, das universell in der ganzen Welt angewendet werden kann“, schreiben die Studienautoren. Mit einem Indexwert von 80,2 kommt Dänemark dem aber zumindest am nächsten. Als einziges Land erhält es die Bestnote A und ein „first class and robust“ Rentensystem bescheinigt, das gute Leistungen liefert, nachhaltig ist und über ein hohes Maß an Integrität verfügt. Das Land mit dem niedrigsten Score und der Note D ist Indonesien (42,0). Allerdings finden sich Japan, Indien und Südkorea mit Indexwerten zwischen 43,3 bis 44,4 in unmittelbarer Nähe.
Ein Vergleich mit der Vorjahresstudie zeigt, dass sich an den Indexwerten der Länder kaum etwas verändert hat. Positiv sticht hierbei nur Singapur heraus, das als einziges Land seine Note verbessern konnte, und zwar von C auf B. Deutschland ist dies nicht gelungen, aber zumindest hat sich der Indexwert von 55,3 auf 58,5 erhöht.
Neue Bundesregierung muss handeln
„Deutschland als führende Wirtschaftsnation ist in puncto Altersvorsorge lediglich Mittelmaß“, erklärt Dr. Helmut Aden, Vorstand des Verbands der Firmenpensionskassen (VFPK) und Vorstandsmitglied beim BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes, mit Blick auf den Melbourne Mercer Global Pension Index. Ein wesentlicher Grund für dieses Mittelmaß sei, dass das umlagefinanzierte staatliche System allein nicht in der Lage ist, einen angemessenen Lebensstandard zu sichern. Die Vermögensrücklagen der Deutschen seien deutlich zu gering, um die immer größer werdenden Versorgungslücken nachhaltig auszugleichen. „Wir müssen die Menschen mehr an der wirtschaftlichen Kraft des Landes beteiligen“, so Aden. Er fordert, dass die neue Bundesregierung künftige Rentnergenerationen unabhängiger von Transfergeldern machen muss. Da Rentner immer weniger in der Lage sein werden, eine angemessene Altersversorgung über die staatlichen Systeme zu sichern, müssen sie die Chance haben, zusätzliches Vermögen aufzubauen. Wenn dies nicht gelingt, würden künftige Zahlungen aus der Umlage die öffentlichen Kassen und damit künftige Generationen von Steuer- und Beitragszahlern immer mehr belasten.
Neben steuerlichen Anreizen schlägt der VFPK eine direkte finanzielle Förderung der betrieblichen Altersvorsorge vor. Für Beschäftigte mit mittleren und niedrigeren Einkommen sei diese Art der Förderung vor dem Hintergrund drohender Altersarmut zielführender als Steuervergünstigungen. „Die direkte Förderung darf jedoch nicht wie im Beispiel Riester durch hohe Vertriebskosten der Versicherer sofort wieder aufgezehrt werden. Insbesondere im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung kommen alle Fördermaßnahmen den Versicherten unmittelbar zugute“, so Aden. Darüber hinaus müsse sich Sparen wieder lohnen. „Momentan stehen die Sparer auf den Kapitalmärkten in direkter Konkurrenz zum billigen Geld der EZB. In dieser Situation sind keine Renditen zu erzielen, sparen lohnt sich nicht“, erklärt der VFPK-Vorstand. Von der Politik fordert er deshalb einen zeitnahen, langsamen Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik, damit die Alterssicherung in Deutschland keinen dauerhaften Schaden nimmt.
portfolio institutionell newsflash 21.10.2013/Kerstin Bendix
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