Vatikanbank: Verdächtig, verdorben, veranlagt
Weißgeldstrategie im Vatikan! Der Papst findet einen Geldwäscheexperten in Liechtenstein.
„Pecunia non olet“, weiß der Lateiner. Unserem Papst Benedikt XVI. stinkt das Geld seiner Vatikanbank offenbar doch. Denn seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, muss sich das „Instituto per le Opere di Religione“ den Vorwurf der Geldwäsche gefallen lassen. Erst im Juli wies eine Untersuchung von Moneyval – dahinter verbirgt sich der Expertenausschuss im Europarat für die Bewertung von Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung – auf das hohe Volumen von Cash-Transaktionen, globaler Aktivitäten sowie auf begrenztes Informationsmaterial der zahlreichen im Vatikan operierenden Organisationen hin.
Im Vatikan zeigt man sich auch immer wieder erfinderisch, wenn es darum geht, Gelder pragmatisch in den Wirtschaftskreislauf zu schleusen. Wie das Magazin „Focus“ einst berichtete, zahlte die japanische Fernsehgesellschaft NTV die Restauration der Sixtinischen Kapelle und erhielt dafür im Gegenzug Marketingrechte. Klingt nach einem fairen Deal! Für Drehgenehmigungen sollen angeblich Gelder zur Sanierung der Heizung bezahlt worden sein. Unvergessen ist auch der „Bankier Gottes“ Roberto Calvi. Er war an Geldwäsche von Drogengeldern und Finanztransaktionen der Mafia und des Vatikans maßgeblich beteiligt und fand einen unvorteilhaften Tod durch den Strick unter einer Londoner Brücke.
Pecunia olet Papae
Für eine Weißgeldstrategie setzt der Papst nun aber nicht mehr länger auf Vergebung, sondern auf einen ausgewiesenen Experten, der bereits einen anderen Zwergstaat auf Vordermann gebracht hat: René Brülhart. „Der Vatikan setzt im Kampf gegen Geldwäscherei auf Liechtensteiner Knowhow“, jubelt die Publikation „Liechtensteiner Vaterland“. Ausgerechnet Liechtenstein! Aus dem weißen Rauch der Papstwahl scheint ein schwarzer Schwan zu fliegen. Aber: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein! Brülhart leitete acht Jahre lang die Liechtensteinische „Financial Intelligence Unit“(FIU), die Meldestelle zur Bekämpfung der Geldwäsche. Laut „Vaterland“ deckte er unter anderem den Siemens-Korruptionsskandal 2006 mit auf und beschlagnahmte Teile des Vermögens von Iraks Exdiktator Saddam Hussein.
Wird Brülhart nun die Geldwechsler aus dem Kirchentempel jagen oder CDs mit Daten von Steuersündern an interessierte Finanzämter in Deutschland meistbietend verhökern? Im letzteren Fall gibt’s zwar keinen Heiligenschein aber immerhin einen dicken Geldschein für den Vatikan. Ob aber der Weißgeldstrategie Erfolg beschieden ist, bleibt abzuwarten. Intime Kenner des Heiligen Stuhls werfen die Frage auf, ob es gelingt, auch gegen die (anscheinend sehr starken) vatikaninternen Widerstände die Konten sauber zu bekommen. Denn auch sie wissen: Geld stinkt nicht!
Die Redaktion von portfolio institutionell wünscht Ihnen ein schönes Wochenende.
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