7. Dezember 2011

Fitch fordert Aktienanleger zum Umdenken auf

Fitch Ratings hat die Performance von Fondsmanagern nach dem Jahr 2007 unter die Lupe genommen und mit der Ära vor der Finanzkrise verglichen. Das Ergebnis ist ernüchternd.

Die Manager von Aktienportfolios müssen ihren Titelselektionsprozess an das sich verändernde Marktumfeld und die „neue Normalität“ anpassen und ihren Anlagestil überdenken. So lautet das Fazit der jüngst veröffentlichten Analyse von Fitch Ratings.
Die Rating-Agentur verweist auf das schlechte Abschneiden ehemals besonders erfolgreicher Portfolio-Manager. Konkret hätten rund 50 Prozent der europäischen Aktienprofis, die zwischen 2005 und 2008 noch im Top-Quartil angesiedelt waren, in den vergangenen drei Jahren eine Performance erzielt, die unter dem Median des Sektors gelegen habe. Nach Darstellung der professionellen Marktbeobachter seien die meisten Fondsmanager mit einer soliden Performance im Zeitraum zwischen 2001 und 2008 speziell Value-orientierte Anleger gewesen. „Seit 2007 schneiden Value-Aktien deutlich schwächer ab als Wachstumstitel“, lautet die nüchterne Erkenntnis von Aymeric Poizot, Managing Director der Fund and Asset Manager Rating Group bei Fitch. 
Im Marktumfeld der Ära nach 2007 hat das Analysehaus eine Reihe von Faktoren identifiziert, die unmittelbare Auswirkungen auf die Aktienauswahl haben. Dazu zählen neben dem verhaltenen Wachstumsausblick und der Staatsschuldenkrise auch die Globalisierung sowie umwälzende Innovationen.
Aktienauswahlmodelle neu erfinden
Vor dem Hintergrund  dieser Einflussfaktoren spricht sich Fitch dafür aus, eingefahrene Investmentprozesse neu zu erfinden und Mitarbeiter mit entsprechendem Erfahrungsschatz einzustellen. Adressiert werden dabei nicht nur die Verfechter des Value-Investing, sondern auch die Anhänger des sogenannten Garp-Ansatzes. Garp steht für Growth at reasonable price. Dahinter verbirgt sich eine Mischform aus Value- und wachstumsorientiertem Investmentansatz. Nach Darstellung von Fitch favorisieren Garp-Anhänger günstige Wachstumstitel. Allerdings, so die Erkenntnis der Experten, sei Wachstum inzwischen ein seltenes Gut. 
Auch für Value-Investoren prognostiziert Fitch eine eher steinige Zukunft. Zur Begründung heißt es: Value-Manager laufen Gefahr in eine Falle zu treten, wenn scheinbar unterbewertete Aktien ihren Discount nicht abbauen. Und danach sieht es zunächst aus, wie Fitch mit Blick auf nicht näher beleuchtete strukturelle Risiken betont.
Anlagemandate überdenken
Fitch ist der Ansicht, dass die Portfolio-Manager ihre Aktienauswahlkriterien in Zukunft laufend aktualisieren sollten. Sie müssten ihren Blick von den typischen Blue-Chip-Indizes lösen und stattdessen auch an anderer Stelle nach attraktiven Einzelwerten suchen. Aus der Analyse geht weiter hervor, dass auch die Gewohnheiten, Präferenzen und nicht zuletzt die Anlagemandate der Investoren infrage gestellt werden sollten.
Wie Fitch herausstreicht, könne die Einzeltitelauswahl der fortschreitenden Entwicklung bei bestimmten Anlagethemen, Sektoren und Ländern nicht entrinnen, um attraktive Wachstumstitel zu identifizieren und Anlagefallen zu umgehen. Darüber hinaus müssten sich Investoren bewusst sein, dass es in Zeiten hoher Volatilität zu einer Zunahme der Korrelationen kommt, die die Vorteile der Einzeltitelauswahl konterkariert. Vor diesem Hintergrund erkennt Fitch wachsenden Bedarf für Overlays und andere Absicherungsgeschäfte.
Bewertung spielt nur noch die zweite Geige
Darüber hinaus verändern sich die Kriterien für die Aktienauswahl. „Nach der Jahrtausendwende galt die Bewertung lange Zeit als das maßgebliche Auswahlkriterium bei der Aktienanalyse“, sagt Manuel Arrive, Senior Director der Fund and Asset Rating Group bei Fitch. Inzwischen sei die strategische Analyse der Unternehmen zum wichtigsten Anlagekriterium avanciert. Dagegen rangiere die Bewertung nur noch an zweiter Stelle, „um den optimalen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu erwischen“. Die Auswahl einzelner Aktien müsse in zunehmendem Maße auf globaler Ebene erfolgen, empfiehlt Fitch. Die Rating-Experten sprechen sich zudem für eine „radikalere Sektorenauswahl“, konzentrierte Portfolios und Wetten abseits von Benchmarks aus.
portfolio institutionell newsflash 07.12.2011/tbü
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