Strategien
9. November 2011
EKD konkretisiert nachhaltige Investments
In dem Leitfaden für ethisch nachhaltige Geldanlagen bekennt sich die evangelische Kirche in Deutschland auch zu den sechs Prinzipien der UN.
Die Mitglieder des Arbeitskreises „Kirchliche Investments“, etwa 20 Vertreter von evangelischen Kirchen, Banken und Altersvorsorgeeinrichtungen, haben vergangenen Monat einen Leitfaden für ethisch nachhaltige Geldanlage veröffentlicht. Dieser beschreibt und wertet die nachhaltigen Umsetzungsmöglichkeiten und einzelne Asset-Klassen. „Nachhaltig zu handeln und zu investieren, ist für uns nicht neu“, betont Thomas Begrich, Finanzabteilungsleiter der Evangelischen Kirche in Deutschland, EKD. „Für die Umsetzung wollten wir aber noch einen gemeinsamen Leitfaden entwickeln. Dieser soll auch unseren externen Dienstleistern eine Orientierung bezüglich unserer Ansprüche geben.“
Der Vorsitzende des Arbeitskreises, Heinz Thomas Striegler von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, hält fest, dass es aus mehreren Gründen geboten sein kann, von dem Leitfaden abzuweichen. Schließlich könnten die jeweiligen Verantwortlichen die Hinweise als zu eng oder zu weit gefasst interpretieren und zudem bestehen stetige Veränderungen. „Jeder soll aus dem Leitfaden das für seine individuellen Gegebenheiten Passende ableiten können“, erklärt EKD-Finanzabteilungsleiter Thomas Begrich.
Teilweise ist der Leitfaden aber sehr konkret. So sollte von einem Ausschluss eines Unternehmens aus Gründen der Verhältnismäßigkeit abgesehen werden, wenn dessen kritischer Geschäftsbereich mit nicht mehr als zehn Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt. Angebrachter als ein Ausschluss sei stattdessen der direkte Unternehmensdialog. Unabhängig vom Umsatzanteil sollen aber Firmen ausgeschlossen sein, die beispielsweise geächtete Waffen, Tabak oder gentechnisch verändertes Saatgut herstellen. Lebensnah sind die Auslegungen zu Alkohol: Angesichts des Weinbergbesitzes mancher Kirchen und des Abendmahls sind Hersteller alkoholischer Getränke erlaubt, solange ein Alkoholgehalt von 15 Prozent nicht überschritten wird. Konkret wird der Leitfaden auch darin, dass sich der Arbeitskreis zumindest gedanklich zu den sechs Prinzipien für verantwortungsbewusste Investments der UN bekennt (UN PRI).
Viel Ausschlüsse, wenig Alternatives
Die übliche Umsetzungsform bei Kirchen sind Ausschlüsse. „Bei den meisten liegt das Anlagevolumen unter einer Million Euro, weshalb man sich mit Negativlisten begnügt“, so Begrich. Wer über größere Volumina verfügt, verfolgt aber auch komplexere Wege. So setzt die Bank für Kirche und Diakonie seit 2008 einen Nachhaltigkeitsfilter auf Basis von Daten von Oekom Research für ihre eigenen Wertpapieranlagen ein. Die meist geringen Volumina sind auch ein Grund dafür, dass alternative Anlagen wenig bis gar nicht verbreitet sind. Aber auch prinzipiell haben Alternatives bei den Kirchen einen schweren Stand. Laut Leitfaden sind Investments in Rohstoffe und Hedgefonds aus ethisch nachhaltiger Sicht oft problematisch und bei Private Equity ist eine ethisch nachhaltige Ausrichtung noch selten. „Wir sehen aber, dass alternative Angebote sehr vielfältig sein können. Es ist ja nicht auszuschließen, dass im Einzelfall auch Hedgefonds unseren Kriterien entsprechen können“, mindert Begrich die möglichen Ängste mancher Produktanbieter. „Wir sind ja keine Pharisäer.“
Der Leitfaden gibt Orientierung und enthält den für Anwender nötigen Pragmatismus. Auch Nachhaltigkeitsberater Dr. Axel Hesse von SD-M lobt den Leitfaden und sieht in ihm eine gute Handhabe – zumindest für kirchliche Investoren. „Es bleibt abzuwarten, inwieweit andere Anlegergruppen den Leitfaden adaptieren, da dieser in seiner ethischen Ausrichtung und in der Betonung von Ausschlüssen sehr kirchenspezifisch ausfällt. Viele Institutionelle möchten das Anlageuniversum nicht verkleinern.“
portfolio institutionell newsflash 09.11.2011/pe
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portfolio institutionell
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