20. September 2011

Investoren fahren bei Griechenland-Bonds auf dem Trittbrett

Wahrnehmbares Zutrauen bei Spanien, Italien und Irland. Umfrage von Kommalpha.

Die deutschen Anleger haben den Einbruch auf dem Aktienmarkt gut bis zufriedenstellend gemeistert, sehen aber mehrheitlich von einer Erhöhung der Quote ab. Dies ergab eine Umfrage von Kommalpha im Auftrag von portfolio institutionell. Weitere interessante Ergebnisse erbrachte die Umfrage bezüglich Anleihen der Peripheriestaaten.
In der Woche vom 22. bis 26. August befragte das Beratungshaus Kommalpha für portfolio institutionell 102 Investoren zu deren Piigs-Engagements – mit interessanten Ergebnissen. Antworten gingen zu jeweils einem Drittel von Banken und Sparkassen sowie von Vermögensverwaltern ein. Ein Viertel steuerten VAG-Anleger (Pensionskassen elf, Versicherungen acht und Versorgungswerke fünf Prozent) bei. Sieben Prozent der Antworten kamen von Mitarbeitern von Stiftungen.
„Bei Staatsanleihen ist die Unsicherheit derzeit enorm. Vor allem beschäftigt die Anleger die Frage, wie sich die Bundesregierung zum Thema Euro-Bonds stellt“, sagt Kommalpha-Vorstand Clemens Schuerhoff. Diesen Papieren wären die Anleger nicht abgeneigt. „Institutionelle Anleger würden Euro-Bonds, je nach Ausprägung und Bonitätseinschätzung dieser Papiere, kaufen. Mit Euro-Bonds hätte man wieder einen sicheren Hafen mit auskömmlichen Renditen.“ Die Diskussion über Euro-Bonds habe viele Dimensionen, und die Einschätzung über operative Effekte am Kapitalmarkt sei verfrüht, so Schuerhoff weiter.
Bei zehnjährigen Bundesanleihen lag die Rendite Ende August dagegen nur noch bei zwei Prozent. Japan lässt grüßen. Damit lässt sich der Garantiezins nur noch erwirtschaften, wenn man erfolgreich auf weitere Kurszuwächse spekuliert. Nicht auf der Kaufliste stehen dagegen die Staatsanleihen der Sorgenkinder aus der Eurozone. „Interessant ist, dass über 80 Prozent der Befragten keine Neuinvestitionen in Betracht ziehen“, so Schuerhoff. Die wenigen Kaufwilligen scheinen zwischen Sorgenkindern und Schmuddelkindern zu unterscheiden. Offenbar gehen diese Anleger davon aus, dass die großen Emittenten Italien und Spanien einfach nicht ausfallen dürfen, und würdigen auch die Anstrengungen der Iren. Neun bis zehn Prozent haben diese Emittenten auf dem Kaufzettel, Mehrfachnennungen waren möglich. Besonders unbeliebt sind jedoch portugiesische und griechische Staatsanleihen – trotz des eigentlich attraktiven Rettungspakets für Griechenland.
Die meisten Umtauschoptionen des Rettungspakets für private Gläubiger sehen einen Abschlag auf griechische Staatsanleihen von 21 Prozent vor. Dafür erhalten die Anleger jedoch über eine lange Laufzeit einen garantierten und relativ hohen Zins. Das Umtauschangebot ist insbesondere für Liability-orientierte Anleger interessant beziehungsweise für Anleger, die die Hellas-Bonds unter dem Nennwert gekauft haben. Jeweils sieben Prozent der Befragten wollen ihre Anleihen bei Fälligkeit zum Nominalwert in 30-jährige Papiere mit einem Durchschnittszins von 4,5 Prozent tauschen beziehungsweise diese jetzt zum Nominalwert von 80 Prozent in 30-jährige Titel mit einem Durchschnittszins von 6,42 Prozent tauschen. Vier Prozent wollen die Rückkauf-Fazilität der griechischen Regierung nutzen.(Ergebnisse der Umfrage) „Ein interessantes Ergebnis aus der Umfrage ist hier auch, dass etwa ein Viertel der Befragten in griechische Staatsanleihen investiert ist“, kommentiert Clemens Schuerhoff. Ein interessantes Ergebnis für die künftige Entwicklung der Verschuldungskrise ist, dass sich acht Prozent der Umfrageteilnehmer nicht freiwillig an der Umtauschaktion beteiligen wollen. Diesem Ergebnis entspricht auch eine Erhebung der Zeitung „Die Welt“. Demnach haben sich die Landesbanken LBB, Nord-LB, HSH Nordbank, LBBW Helaba und die Genossen-Bank WGZ noch nicht festgelegt, ob man an dem Anleihentausch teilnehmen möchte. Eine zu große Anzahl von Trittbrettfahrern könnte die Rettungsaktion jedoch platzen lassen. Die griechische Regierung droht mit einem Rückzieher, wenn nicht mindestens 90 Prozent der infrage kommenden Anleihen getauscht werden. Drohungen könnten jedoch wiederum dazu führen, dass die Rating-Agenturen den Umtausch nicht mehr als freiwillig deklarieren und den Default Griechenlands feststellen. Doch auch ohne einen Default bleibt die Situation sehr kritisch. Wie die Umfrage zeigt, scheinen die deutschen Anleger aber wenigstens mit der Situation auf dem Aktienmarkt gut klarzukommen.
portfolio institutionell newsflash 14.09.2011/pe

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