Die Evolution des Aktienmandats
Mark Anson, Ex-CEO von Calpers, zeichnet den Stammbaum der Aktienmandate. Vom Mischfonds zu Risk-Parity-Ansätzen.
FRANKFURT – Wie investieren institutionelle Investoren in Aktien? In einem Beitrag für das Journal of Portfolio Management (Sommer 2011) zeichnet Mark Anson einen historischen Abriss des Aktienmandats. Anson konnte für den Aufsatz auf den eigenen Erfahrungsschatz zurückgreifen: Er war sowohl CEO des BT Pension Scheme als auch CIO von Calpers. Damit führte er die beiden größten Pensionsfonds aus Großbritannien und den USA. Heute ist Anson CIO und Managing Partner von Oak Hill Investments in Kalifornien.
Die Historie startet in den 60er Jahren mit dem 60/40-Portfolio. Üblicherweise investierten Pensionsfonds und andere Institutionelle in den USA in diesem Verhältnis in heimische Aktien und Anleihen. Asset Manager spiegelten diese Allokation in Mischfonds. Problematisch ist dabei unter anderem, dass die Asset Manager vor allem auf ihre Vergleichsgruppe achten und deshalb lediglich bestrebt sind, nicht die schlechteste Performance aufzuweisen. Die Weiterentwicklung bestand im Drei-Faktoren-Modell von Fama und French. Dieses berücksichtigt neben dem Marktrisiko auch die Risikoprämien von Anlagestilen und die Marktkapitalisierungen von Einzeltiteln. Die Abkehr vom Home Bias erfolgte mit der Einbindung internationaler Aktien. Die Globalisierung führte jedoch dazu, dass der Gleichlauf internationaler Märkten vor allem in den entwickelten Staaten zunahm. Dies führte zur Entstehung globaler Aktienmandate.
Siehe Tabelle
Ein großer Entwicklungssprung erfolgte mit den ETF. ETF ermöglichen es Investoren, Betas wie Stile, Regionen, Sektoren und Marktkapitalisierungen bausteinartig hinzuzunehmen. Die jüngste Entwicklung sind Risk-Parity-Ansätze. Hier hängt die Allokation einer Asset-Klasse von ihrem Risiko ab. Anson zitiert Liebowitz und Bova, die zeigten, dass bis zu 90 Prozent der Volatilität eines diversifizierten Portfolios durch die Kursbewegungen der Aktienmärkte erklärbar sind.
Ansons Perspektive ist stark angelsächsisch geprägt. Parallelen sind zumindest zeitversetzt auch im deutschen institutionellen Markt zu erkennen. Mit dem Spezialisierungspotenzial der Master-KAG gingen zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts die bis dahin üblichen 30/70-Mandate zurück. Als Antwort auf die Nachteile von Benchmark-Mandaten steigt die Nachfrage nach Absolute-Return-Ansätzen. Ebenfalls im Aufbau ist das Exposure zu Emerging Markets. Die Aktien-Evolution schreitet hierzulande aber auch noch auf einem weiteren Feld voran: Zu Lasten der Vollsortimenter interessieren sich Investoren immer mehr für Boutiquen.
portfolio institutionell newsflash 31.08.2011/pe
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