Innovative LDI-Strategien für zukunftssichere Pensionspläne

Beim LDI-Roundtable von portfolio institutionell in München erörterten Spezialisten aus der Anlage- und Beratungspraxis gemeinsam mit Redakteur Tobias Bürger (rechts) Facetten und Feinheiten von Liability Driven Investments. Von links nach rechts: Jan Willemsen, Vivien Jonas, Marcus Wilhelm, Laslo Bollmann und Oliver Postler.
Das Comeback der Zinsen bietet Unternehmen, ihren Pensionsplänen und den Contractual Trust Arrangements (CTA) die Gelegenheit, Risiken aus leistungsorientierten Rentenversprechen zu senken. Denn die Bilanzierungswerte der Pensionslasten sind seit 2022 erheblich abgeschmolzen. Wie die Pensionseinrichtungen von Airbus und der Hypovereinsbank ihre schwankenden Pensionsverpflichtungen festzurren und welche Innovationen Anbieter beisteuern, beleuchtet der Roundtable „Innovative LDI-Strategien für zukunftssichere Pensionspläne“.
Die Zinswende der vergangenen drei Jahre rückt LDI-Strategien mehr und mehr in das Blickfeld institutioneller Anleger aus dem Bereich Pensionsmanagement. Mit Liability-Driven Investing (LDI) bezeichnet man im weitesten Sinne die Ausrichtung der Kapitalanlage an den Sensitivitäten der Pensionsverpflichtungen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, solche Strategien umzusetzen, am häufigsten werden nach Angaben von Allianz Global Investors (AGI) jedoch zwei verwendet. Das betrifft einerseits Cashflow-Matching-Strategien. Sie beinhalten den Aufbau eines Anleihenportfolios – typischerweise ohne Derivate – mit einer Fälligkeitsstruktur, die am besten zum Profil der Verbindlichkeit passt. Auf diese Weise steht jeder zukünftigen Rentenzahlung eine Anleihe mit ähnlicher Laufzeit gegenüber, sodass die Rückzahlungen aus dem Anleiheportfolio zur Bedienung der Rentenzahlungen verwendet werden können. Andererseits nennt AGI Immunisierungsstrategien, die Derivate nutzen, um Zins- oder Inflationsrisiken zu begegnen. Die Anwender solcher Konzepte können sinkenden Kapitalmarktzinsen entspannter entgegensehen.
Marcus Wilhelm, Leiter Corporate Pensions bei Airbus und Vorstandsvorsitzender des Airbus Pension Trust e. V. in München, beschäftigt sich seit Langem mit LDI-Strategien, wie er im Roundtable-Gespräch in München deutlich machte. „Ich bin 2014 von Siemens zu Airbus gekommen. Und wir hatten bei Siemens schon eine lange Tradition mit LDI. Bereits im Jahr 2006 haben wir als einer der Ersten in Deutschland ein LDI-Portfolio aufgesetzt und bewirtschaftet.“ Vor dem Hintergrund der niedrigen Zinsen wollten sie bei Airbus in der Mitte des vergangenen Jahrzehnts jedoch keine großen Zins-Hedging-Quoten aufbauen. Schließlich konnte es doch mit den Zinsen eigentlich nur noch nach oben gehen, was die Pensionslasten geschmälert und ihr Hedging günstiger gemacht hätte. Allerdings sank das Zinsniveau zunächst weiter. „Unser LDI-Konzept hatten wir über die Jahre hinweg die ganze Zeit im Hinterkopf und haben strategisch darauf gewartet, bis sich eine bessere Möglichkeit ergab, dieses umzusetzen“, sagt Marcus Wilhelm von Airbus rückblickend.

Das Warten hat sich gelohnt. Zumal die Pensionsstrategie des größten europäischen Flugzeugbauers langfristiger Natur ist und darauf abzielt, einen Ausfinanzierungsgrad von über 90 Prozent zu erreichen. Das Ziel peilen sie bei Airbus an durch eine Kombination aus Asset Performance, Zuführungen frischer Mittel in die Pensionspläne und dem Rückgang der Pensionsverpflichtungen aufgrund steigender Zinsen, wie Marcus Wilhelm in einem Interview mit portfolio institutionell schon vor zwei Jahren hervorhob. Das Ziel rückte infolge der Zinswende dann recht schnell in Reichweite, wie das Roundtable-Gespräch nun gezeigt hat. Wie genau, das werden wir später noch zeigen.
Auch Oliver Postler brachte seine Expertise in die Gesprächsrunde im Februar 2025 ein. Der Vorstand des HVB Trust e.V. und der HVB Trust Pensionsfonds AG hob hervor, dass der Ausfinanzierungsgrad bei den 40 Dax-Unternehmen infolge der Zinswende erheblich angestiegen sei. „Der Ausfinanzierungsgrad befindet sich auf einem Rekordniveau. Das erleichtert es den Trägerunternehmen, die nach IFRS bilanzieren, sich der Absicherung von Pensionsrisiken zu widmen.“
Der HVB Trust e.V., der seit 2003 als CTA fungiert für im Wesentlichen vom Trägerunternehmen UniCredit Bank GmbH (ehemals: HypoVereinsbank) übertragene Vermögen, umfasst die Pensionszusagen für alle aktiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank in Deutschland. Sechs Jahre später wurde die HVB Trust Pensionsfonds AG ins Leben gerufen. Zwischen beiden gibt es eine direkte Verbindung. „Den Bestand der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Ruhestand gehen, übertragen wir alle paar Jahre mit Assets und Liabilities vom CTA in die Pensionsfonds AG“, erläuterte Postler. „Dadurch steigt die Duration im Pensionsfonds an, weil jüngere Rentner zum Bestand hinzukommen. Gleichzeitig steigt die Duration aber auch im CTA, weil Ältere mit einer vergleichsweise kürzeren Duration herausfallen.“
Jan Willemsen, LDI Client Portfolio Manager bei Columbia Threadneedle Investments in London mit niederländischen Wurzeln, blickte beim Roundtable von einer anderen Perspektive aus auf die Duration. Auffällig sei, so Willemsen, dass die Duration der Pensionsverpflichtungen aus leistungsorientierten Zusagen rückläufig sei. Zurückzuführen sei das auf die Schließung von Pensionsplänen für neue Mitarbeiter. Marcus Wilhelm bestätigte das. Zusätzlich führe auch das gestiegene Zinsniveau aufgrund der Konvexität zu einer niedrigeren Duration. Dadurch werde die Umsetzung von LDI erleichtert.
LDI-Strategien in der Praxis

Die Zinswende ist insbesondere für Finanzvorstände deutscher Corporates ein Anlass, sich intensiv mit dem „De-Risking“ von Pensionsplänen zu befassen; denn niemand weiß, ob die Zinsen wieder fallen und dadurch Löcher in den Ausfinanzierungsgrad und das Eigenkapital der IFRS-Bilanzierer reißen. Bei Airbus ist man schon viel weiter. Die Anlagestrategie des Luft- und Raumfahrtkonzerns ist nun stärker auf die Verbindlichkeiten ausgerichtet, wie Marcus Wilhelm erläuterte. Der Dax-Konzern verfolgt eine innovative Liability-Driven Investment-Strategie, die sich bei steigendem Ausfinanzierungsgrad verändert und das Unternehmen vor Zinsrücksetzern bewahrt.
Den Startpunkt des Konzepts bildete eine ALM-Studie Ende 2022. Damals war die „Zinswende“ in vollem Gange, woraufhin die Pensionsmanager von Airbus den Anteil der Assets in ihrem dezidierten Liability-Matching-Portfolio und die Duration dieser Anlagen schrittweise erhöht haben. Ihr Ziel war es, die Duration der Aktiva an die der Verpflichtungen anzunähern. Das schmälert das Zinsänderungsrisiko. Zusätzlich haben die Münchner ein Zinsderivate-Portfolio aufgebaut. Dieses dient dazu, die Durations-Lücke zwischen Assets und Liabilities weiter zu verkleinern, um unter dem Strich das Zinsrisiko weitgehend auszuschalten. Bei der Implementierung des LDI-Portfolios kamen also neben „physischen“ Investments in Unternehmens- und Staatsanleihen auch Derivate im Bereich der besonders langen Laufzeiten zum Einsatz.
Danach gefragt, ob LDI heute sinnvoller ist als im vergangenen Jahrzehnt, antwortete Marcus Wilhelm beim Roundtable so: „Es ist auf jeden Fall erschwinglicher geworden. Man könnte auch sagen, es ist nicht mehr so teuer, ein Portfolio auf LDI umzustellen.“ Die folgenden Zahlen belegen das. Airbus hatte im Jahr 2020 konzernweit Pensionsverpflichtungen von 23,1 Milliarden Euro. Nach der Zinswende sind es heute „nur“ noch 16,3 Milliarden Euro. Das ist sozusagen der Preis, den es kostet, die Pensionsverpflichtungen auszufinanzieren und ihnen ein voll gehedgtes Asset-Portfolio gegenüberzustellen. „Von daher ist es heute auf jeden Fall attraktiver, weil es kostengünstiger umzusetzen ist“, so Wilhelm. Im Airbus-CTA spiegelt sich die Zinsentwicklung eindrucksvoll wider: Pensionsverpflichtungen in Höhe von rund 7,8 Milliarden Euro stehen dort aktuell Assets im Wert von knapp 8,3 Milliarden Euro gegenüber. Das macht einen Ausfinanzierungsgrad von 107 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es nur 63 Prozent gewesen!

Vivien Jonas, Pension Solutions Lead Germany beim Vermögensverwalter Schroders in Frankfurt am Main, griff die Aussagen von Marcus Wilhelm auf und verwies auf die Risiken rückläufiger Zinsen. „Wenn die Zinsen wieder fallen, was in absehbarer Zukunft durchaus möglich ist, würde sich, wenn man keine LDI-Strategie implementiert hat, dieser Trend umkehren. LDI ist daher auf jeden Fall sehr wichtig, um das aktuell hohe Funding Level, was viele Investoren erreicht haben, abzusichern“, so die Expertin aus dem Hause Schroders.
Der deutlich verbesserte Ausfinanzierungsgrad hat für risikoaverse Investoren weitere positive Nebeneffekte: Sie können ihre Zielrenditen zurückschrauben. „Viele Investoren hatten in der Vergangenheit aufgrund des niedrigeren Funding Levels sehr hohe Target Returns auf ihren Portfolien“, erinnert sich Vivien Jonas. „Mit den höheren Funding Levels sind die Renditeanforderungen für viele Investoren gesunken. Und diese Anforderungen sind nun auch mit rein physischen LDI-Portfolien erreichbar. Je niedriger das Funding Level ist, desto mehr muss man als Pensionsanleger mit Growth Assets arbeiten, um die Zielrenditen perspektivisch erreichen zu können. Und mit den höheren Funding Levels kann sich der Fokus mehr und mehr auf die Verbesserung der LDI-Strategie ändern.“ So hätten die gestiegenen Ausfinanzierungsgrade Vivien Jonas zufolge dazu geführt, dass nun auch weitere Risikofaktoren, wie zum Beispiel das Spreadrisiko, neben dem reinen Zins-Hedge berücksichtigt werden.
Ein primäres Ziel im Pensionsmanagement der Hypovereinsbank ist die Sicherung der langfristigen Sicherheit und Stabilität der Altersvorsorge, wie Oliver Postler hervorhob. Aber in die Betrachtung fließen auch die Risikotoleranz und die Accounting-Sicht des Trägerunternehmens ein. „Wir haben im Moment ein Umfeld, in dem sich bei einem hohen Fundinglevel über LDI-Strategien mit zum Beispiel liquiden Unternehmensanleihen bei einer Restlaufzeit bis etwa 15 Jahre und darüber hinaus mit Staatsanleihen, staatsnahen Anleihen – sowie, je nach dem gewünschten Absicherungslevel auch über den Einsatz von Derivaten –, eine relativ hohe Absicherung der Komponenten Zins und Spread erzielen lässt.“

Doch auf dem Weg zu einem individuell passenden LDI-Portfolio gibt es zahlreiche Hürden. Herausforderungen auf der Passivseite eines leistungsorientierten Pensionsplans sind das Inflations- und das Langlebigkeitsrisiko. Wenn die Teuerungsrate steigt, gehen perspektivisch auch die Rentenzahlungen in der Zukunft nach oben. Das muss man als Pensionsanleger bei der Wertpapierselektion berücksichtigen. Unter allen Bewertungsannahmen hat jedoch der Rechnungszins den größten Einfluss auf die Höhe der Pensionsrückstellungen in der Firmenbilanz. Eine zusätzliche Komponente ist das Kreditrisiko. Denn nach IAS 19 wird der Rechnungszins auf Grundlage der Umlaufrendite hochwertiger AA-gerateter Unternehmensanleihen mit guter Bonität (high quality corporate bonds) am Bilanzstichtag ermittelt.
Dieser Rechnungszins ist allerdings nicht vollständig replizierbar, wie Laslo Bollmann, Quantitative Investment Strategist bei Allianz Global Investors / risklab in München mit Blick auf die Anlageseite betonte. „Ab einer gewissen Laufzeit gibt es einfach nicht genügend Unternehmensanleihen – insbesondere mit einem AA-Rating –, die die LDI-Anwender benötigen. Eine gute Basis für ein LDI-Portfolio bilden langlaufende Euro-IG-Unternehmensanleihen, welche einen guten Kompromiss aus Investierbarkeit und hoher Korrelation zu dem AA Credit Spread aus der Verpflichtungsbewertung darstellen. Anleger – welche zusätzliches Credit Spread Exposure aufbauen wollen – behelfen sich oftmals mit US-amerikanischen Double-A Corporate Bonds.“ Dieser Markt ist deutlich tiefer und liquider und es gibt längere Laufzeiten zu kaufen. Das US-Fremdwährungs- und das US-Zins-Exposure müsse man separat hedgen. Das Setup werde dadurch etwas komplexer, so Laslo Bollmann.
Revolution im Pensionsmanagement der HVB
Das Jahr 2019 markierte für das Pensionsanlageteam der Hypovereinsbank einen Wendepunkt in seiner bisherigen Arbeit. Oliver Postler sprach während des Roundtables von einer „Revolution“. Auslöser dafür war die Abkehr von der Steuerung nach HGB, das heißt, einer Ausrichtung der Kapitalanlagen daran, dass die Auswirkungen auf die Handelsbilanz der Bank (nach HGB) möglichst gering ausfielen. Der Fokus lag somit auf Kapitalerhalt und möglichst geringen Schwankungen.
Abgelöst wurde dieser Ansatz durch eine verstärkte Ausrichtung der Kapitalanlagen an die Auswirkungen auf den Abschluss nach IFRS. Dadurch rückte die ganzheitliche Sicht auf Kapitalanlagen und Verpflichtungen, die unter IFRS deutlich stärker schwanken als unter HGB, in den Vordergrund. Dieser Schritt hatte aus Sicht von Oliver Postler unmittelbar enorme Auswirkungen. „Wir kamen damals von einer geringen Interest Rate Hedge Ratio und einem niedrigeren Ausfinanzierungsgrad. Unsere erste Anlaufquote auf der Hedging-Seite war primär über den Zins getrieben mit einer Zielquote von 40 Prozent bei der Interest Rate Hedge Ratio.“
Zwei Jahre später kam die Zinswende. Sie habe dafür gesorgt, „dass wir im Funding-Level deutlich nach oben gekommen sind in Richtung Ausfinanzierung“, so Oliver Postler. Entsprechend haben die Münchner die Zins-Hedge-Ratio sukzessive im Jahresverlauf von 40 auf 80 Prozent angehoben. Hilfreich war hierfür auch, das erforderliche Set-up bereits am Start zu haben. Allerdings, so räumt Postler ein, war der Strategie-Shift auch mit Hürden verbunden. „Was gut ist unter IFRS, kann potenziell negative Auswirkungen haben aus der HGB-Bilanzierungssicht und umgekehrt“, konstatierte er.
Marcus Wilhelm bestätigte das: „Wir hatten 2022 unter HGB das schlechteste Jahr überhaupt und IFRS-mäßig das beste Jahr.“ Um Missverständnissen und Sorgen unter allen Stakeholdern vorzubeugen, halten Oliver Postler und Marcus Wilhelm es für außerordentlich wichtig, beim Einsatz von LDI-Konzepten unter IFRS alle Beteiligten eng einzubeziehen, ihnen die Mechanismen der Strategien klar zu verdeutlichen und regelmäßig ein transparentes Reporting zur Verfügung zu stellen.
Die Zins-Hedging-Quote ist Dreh- und Angelpunkt von LDI-Strategien. Unternehmen können sie frei wählen. Erwarten die Finanzverantwortlichen einen weiter steigenden Rechnungszins, legen sie die Hedging-Quote unterhalb von 100 Prozent fest, um von der erwarteten Entwicklung profitieren zu können. Kommt es tatsächlich zu einem Zinsanstieg, lässt sich der Ausfinanzierungsgrad geschickt weiter steigern, weil der Barwert der Verpflichtungen sinkt. In der Praxis geht es letztlich darum, irgendwann „den Sack zuzumachen“ und den verbesserten Ausfinanzierungsgrad ein für alle Mal zu sichern und ihn vor wieder sinkenden Zinsen zu bewahren – indem die Hedge Ratio erhöht wird.

Als Pensionsanleger kann man gedanklich zwischen einem zinslastigen LDI-Portfolio und einem zusätzlichen Renditeportfolio eine Trennlinie ziehen, wie Marcus Wilhelm betonte. Die minimale Größe des LDI-Portolios sollte dabei aus der Risikotragfähigkeit und dem Risikoappetit des jeweiligen Unternehmens abgeleitet werden. Demnach haben in einem passgenau konstruierten Portfolio auch volatilere Anlageklassen ihre Berechtigung, wie Oliver Postler anmerkte.
Es geht also nicht immer nur um Corporate Bonds im unteren Laufzeitenbereich, Staatsanleihen mit längerer Duration und Zins-Derivate zum Finetuning, sondern auch um andere Anlageklassen wie Aktien, Immobilien und Private Markets. Gründe dafür sind die tendenziell höheren Renditeerwartungen dieser Assets und Diversifikationsaspekte. Das Kapitalmarktumfeld sei derzeit trotz schwachem Wachstum vergleichsweise interessant, wie der Vorstand der HVB Trust Pensionsfonds AG hervorhob.
Steigende Unternehmensgewinne und sinkende Leitzinsen seien tendenziell ein gutes Umfeld für Aktien. LDI-Nutzer können davon profitieren, sofern sie neben dem Hedging-Portfolio aus Anleihen und Derivaten zusätzlich Kapital in einen renditeorientierten Teil allokieren. „Als Pensionsanleger kann man heute auf der einen Seite die Funding-Volatilität unter IFRS reduzieren. Und auf der anderen Seite lässt sich perspektivisch über den Growth- oder Return-Seeking-Teil ein auskömmliches Funding-Level für die Zukunft sichern“, so das Zwischenfazit von Oliver Postler.
Laslo Bollmann von Allianz Global Investors merkte an, dass entsprechende Growth Assets im LDI-Kontext auch vor dem Hintergrund wieder sinkender Rechnungszinsen ihre Berechtigung haben. Wenn die Pensionsverpflichtungen nicht vollständig ausfinanziert sind, heißt das im Umkehrschluss, dass es Bedarf gibt, die Lücke zu schließen. Eine Möglichkeit, diese zu schließen, ist, dass Plansponsoren frisches Geld zuführen.
Doch es geht auch anders. „Ein LDI-Portfolio repliziert im Wesentlichen die Wertentwicklung der Verpflichtungen. Das stabilisiert den Deckungsgrad. Gleichzeitig aber bedeutet das, dass man durch ein LDI-Portfolio eine Deckungslücke nicht nachhaltig schließen kann“, erläuterte Bollmann. Für Pensionsanleger stelle sich dann die Frage, wie sie diese Deckungslücke schließen wollen. „Hierfür gibt es im Wesentlichen zwei Wege: Einerseits könnten sie versuchen, im Anlagevermögen eine Überrendite zu erwirtschaften. Andererseits könnten die Firmen zusätzliche Dotierungen vornehmen.“
Überrendite heißt im LDI-Kontext, dass mit den Kapitalanlagen eine höhere Rendite erzielt wird, als der Zinsfuß der Verpflichtungen es erfordert. „Das ist der Zweck des Renditeportfolios. Es muss den Anspruch haben, mehr Rendite zu erwirtschaften als das LDI-Portfolio. Sonst macht es keinen Sinn, dieses zusätzliche Risiko zu nehmen“, so Marcus Wilhelm.
Laslo Bollmann stuft Aktien und Private Markets als sinnvolle Bausteine in einem Growth-Portfolio ein. „Aktien haben den Vorteil, dass sie einfach und liquide investierbar sind“, sagte er. „Private Markets bieten zusätzlich eine Illiquiditätsprämie. Pensionspläne, die Private Assets allokieren, müssen ihre Aufmerksamkeit auf das Liquiditätsmanagement richten, zum Beispiel um Margin Calls bei den Derivaten im LDI-Portfolio unter allen Umständen bedienen und zugleich die Anlagestrategie durchhalten zu können. Vor allem bei jungen Pensionsplänen macht eine etwas höhere Allokationen zu Private Markets Sinn, weil das Kapital erst weit in der Zukunft benötigt wird“, so Bollmann.
Vivien Jonas hält Private Assets auch dann für eine sinnvolle Beimischung, wenn Pensionspläne sich bereits in der Auszahlungsphase befinden und sich deshalb der Fokus auf die Generierung von Cashflows verschiebt. „Den Cashflow generieren diese mit einem attraktiven Spread.“ Dabei bezog sich die LDI- und CDI-Expertin auf Cashflow-Matching-Strategien und Private Assets, die vertraglich fixierte Cashflows generieren. „Da reden wir zum Beispiel von Infrastructure Debt oder Real Estate Debt. Bei den entsprechenden Investments weiß der Investor ganz genau, wann er Zahlungen aus den Assets erhält. Und diese Cashflows kann er für seine vertraglichen Auszahlungsverpflichtungen heranziehen.“
Auch Marcus Wilhelm sprach sich dafür aus, Private-Market-Investitionen in das LDI zu integrieren. „Einer unserer UK Pension Schemes hat das gemacht. Dort wurden sogenannte Matching Plus Assets definiert, die konzeptionell Teil des LDI-Portfolios sind. Das sind beispielsweise Infrastrukturinvestitionen, die langfristig sichere Zahlungsströme vertraglich vereinbart haben, welche häufig sogar noch mit der Inflation wachsen. Das ist genau das, was man haben möchte als Pensionsplan.“
Wenn Pensionspläne für Neuzugänge geschlossen sind, rücken das Cashflow- beziehungsweise das Liquiditätsmanagement weiter ins Blickfeld. Ab einem bestimmten Punkt sind die Auszahlungen, die der Pensionsfonds leisten muss, größer als seine Beitragseinnahmen. Hier bieten sich leistungsorientierten Pensionsplänen Strategien für Cashflow-Driven Investing (CDI) an. Dabei wird die Kapitalanlage an den prognostizierten Rentenzahlungen ausgerichtet, indem ein Portfolio zum Beispiel aus Staatsanleihen mit entsprechender Laufzeit zusammengestellt wird. Eingangs ist das bereits angeklungen. „CDI wird für mehr und mehr deutsche Investoren ein Thema“, kommentierte Vivien Jonas. „Viele Unternehmen setzen sich jetzt damit auseinander, weil sie Cashflow-negativ sind. Ihre Duration auf der Verpflichtungsseite ist rückläufig. Das ist ein guter Ausgangspunkt, um CDI-Strategien einzubauen“, argumentierte sie.
Die Niederlande und Großbritannien sind große LDI-Märkte und können hiesigen Pensionsanlegern Orientierungspunkte liefern. Aber anders als in Großbritannien gibt es hierzulande keine große Auswahl an speziellen Longevity Swaps, mit denen man das Langlebigkeitsrisiko adressieren könnte. „Das ist ein Risiko, was sich eher langsam kumulierend aufbaut und kurzfristig nicht so sehr schwankt, wie Kapitalmärkte das tun“, so Marcus Wilhelm. Würde man sämtliche Pensionsrisiken hedgen, beraubt man sich als Pensionsanleger allerdings der Chance auf eine Überrendite.
Vivien Jonas hält es für ratsam, im Pension Asset Management eine Überrendite über die Diskontierungsrate anzustreben. Denn das wäre für das Unternehmen „eine gute Art und Weise, sich auch auf unerwartete Änderungen im Cashflow-Profil vorzubereiten“, etwa im Falle längerer Lebenserwartungen oder unerwarteter Inflationsschocks. „Die Inflation ist in der Eurozone immer noch sehr schwierig zu hedgen“, sagte sie, „allein weil die Auswahl der Produkte relativ gering ist im Vergleich zu Großbritannien. Und wenn man sich ein kleines Polster aufgebaut hat als Corporate für Eventualfälle, dann ist das natürlich vorteilhaft.“
Oliver Postler strich heraus, dass der Zielwert in der Strategischen Asset-Allokation im HVB-CTA und im Pensionsfonds bei rund 70 Prozent im Bereich Bonds/LDI veranschlagt wurde. Die restlichen 30 Prozent entfallen auf Anlagen der Kategorie „Return-Seeking“. Damit ist das Ziel verbunden, das Funding-Level mittel- und längerfristig zu sichern und zu stabilisieren. Pensionsanleger, die ein LDI-Konzept nutzen, müssen für sich selbst die Frage beantworten, welche Risiken sie eliminieren möchten und in welchem Umfang. Denn es kann durchaus Gründe geben, dass man als Investor gewillt ist, Risiken zu tragen, um eine „Überrendite“ zu erwirtschaften. Beispielsweise bei einem geringen Funding-Level. Wer sich mit den entsprechenden Risiken unter Zuhilfenahme von Asset-Liability-Studien intensiv auseinandersetzt, kann diese zielgerichtet je nach Risikoappetit und -tragfähigkeit adressieren und somit einen Beitrag zur Risikoreduzierung aus verschiedenen Blickwinkeln leisten.
Als perfekte Abrundung des LDI-Gesprächs hob Jan Willemsen von Columbia Threadneedle Investments hervor, dass britische Pensionspläne regelmäßig von Wertpapierpensionsgeschäften (Repos) Gebrauch machen, um mit dem Einsatz von Staatsanleihen Leverage zu kreieren. Auf dem europäischen Festland sah das bislang anders aus. Hier sind Swaps die erste Wahl, um den Wert von Pensionsanlagen zu hebeln. Leverage hat in Großbritannien einen viel höheren Stellenwert, so Willemsen. Swaps seien hierfür das effizienteste Instrument. „Aber man sieht, dass die Swap-Sätze inzwischen niedriger sind als die Renditen für Staatsanleihen. Deshalb erörtern wir mit unseren Kunden, ob wir das Repo-Instrument auch in Deutschland gebrauchen können.“ Marcus Wilhelm griff den Punkt auf und betonte, dass Wertpapierpensionsgeschäfte bei deutschen Pensionsanlegern bislang kaum von Bedeutung sind. In Kanada sei das ganz anders. „In unserem kanadischen Pensionsplan wird seit jeher mit Repo-Geschäften gearbeitet.“
Jan Willemsen rät Kunden, die Reform des Pensionssystems in den Niederlanden und dessen Umbau hin zu einem lebenszyklusorientierten Ansatz zu verfolgen. „Im Zuge der Reform werden Anfang 2026 und 2027 voraussichtlich erhebliche Mengen langlaufender Staatsanleihen auf den Markt kommen. Gleichzeitig werden die Pensionsfonds kürzere Laufzeiten und auch Aktien aufstocken.“
Autoren: portfolio institutionellSchlagworte: LDI/CDI | Pension Management | Pensionseinrichtungen | Pensionsfonds/CTA | Zinswende
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