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11. Februar 2025

BVI-Statistik: Licht und Schatten am deutschen Fondsmarkt

Das Neugeschäft bei offenen Spezialfonds bleibt lethargisch. Woran das liegt und welche Produkte gefragt sind, zeigt die aktuelle BVI-Statistik.

Der Fondsbestand in Deutschland hat im vergangenen Jahr mit rund 4.472 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert erreicht. Das verwaltete Vermögen wuchs im Jahresvergleich um 1,2 Prozent, wie die neue BVI-Statistik zeigt. Nach Angaben des deutschen Fondsverbands erzielte die Branche im Jahresverlauf 2024 in Fonds und Mandaten ein Neugeschäft von 60 Milliarden Euro.

Das verwaltete Vermögen von insgesamt 4.472 Milliarden Euro setzt sich zusammen aus offenen Publikumsfonds, offenen Spezialfonds, geschlossenen Fonds und Mandaten. Offene Spezialfonds bilden mit 2.182,98 Milliarden Euro (im Vorjahr: 2.183,14 Milliarden Euro) die größte Gruppe. Davon entfallen insgesamt knapp 60 Prozent auf Altersvorsorgeeinrichtungen (774 Milliarden Euro) und Versicherer (526 Milliarden Euro).

In offenen Publikumsfonds verwalten Fondsgesellschaften 1.564,27 Milliarden Euro (i.V.: 1.529,54 Milliarden Euro). In Mandaten liegen 662,70 Milliarden Euro (i.V.: 645,16 Milliarden Euro) und in geschlossenen Fonds 61,71 Milliarden Euro (i.V. 60,79 Milliarden Euro).

Das Neugeschäft offener Spezialfonds verharrte mit Zuflüssen von 33,6 Milliarden Euro auf dem geringen Niveau des Vorjahres (33,7 Milliarden Euro). Ein Grund für die Zurückhaltung bei Neuanlagen sieht der BVI in der Rückkehr der Zinsen. Institutionelle Anleger erhöhten in den letzten beiden Jahren offenbar ihre Direktanlagen in Unternehmensanleihen mit guter Bonität und in Staatsanleihen, vermutet der Verband. Darüber hinaus sei bei einigen Anlegergruppen von Spezialfonds wie zum Beispiel Altersvorsorgeeinrichtungen der Kapitalbedarf aufgrund von höheren Auszahlungsverpflichtungen gestiegen.

Rentenfonds so gefragt wie seit Jahren nicht

Das Neugeschäft von offenen Publikumsfonds hat sich mit 36,2 Milliarden Euro im Vergleich zu den beiden Vorjahren, als 12,9 Milliarden Euro (2023) zugeflossen beziehungsweise 3,4 Milliarden Euro (2022) abgeflossen waren, belebt. Die Zuflüsse sind nach Angaben der Bundesbank vor allem auf das im Jahresverlauf zunehmende Interesse von Privatanlegern an Fonds zurückzuführen, wie die Fondslobby mitteilte. Die steigende Zahl von Fondssparplänen mit ETFs und aktiv gemanagten Fonds sorge für einen steten Zufluss.

Die Absatzliste der Publikumsfonds führen Rentenfonds mit 27,4 Milliarden Euro an. Das ist der höchste Wert seit 2012, als ihnen 33 Milliarden Euro zugeflossen waren. Aktienfonds erhielten netto 14,7 Milliarden Euro neue Gelder. Während aus aktiv gemanagten Fonds 7,5 Milliarden Euro abflossen, verzeichneten Aktien-ETFs Zuflüsse von 22,2 Milliarden Euro.

Anhaltender Mittelabfluss aus Immobilienfonds

Aus Immobilienfonds flossen 5,9 Milliarden Euro ab. Darin zeigen sich die von den Sparern zwölf Monate zuvor gekündigten Anteile, wie der BVI mitteilte. Im Schlussquartal 2024 verzeichneten die Fonds Abflüsse von 1,9 Milliarden Euro, nachdem im dritten Quartal ebenfalls 1,9 Milliarden Euro abgeflossen waren. Immobilienfonds, die in der Regel hohe Vermietungsquoten haben und breit gestreut sind nach Nutzungsarten sowie Standorten, verwalten ein Vermögen von 123 Milliarden Euro.

Deutschland ist mit einem Anteil von 27 Prozent der größte Fondsmarkt in Europa, wie Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigen. Auch beim Wachstum ist Deutschland führend. Nach EZB-Angaben stieg das Fondsvermögen von privaten und institutionellen Anlegern hierzulande innerhalb der letzten zehn Jahre im Schnitt um 8,2 Prozent pro Jahr und damit deutlich stärker als zum Beispiel in Italien (6,9 Prozent pro Jahr) oder Frankreich (4,4 Prozent pro Jahr).

BVI erneuert Forderung nach Reform der privaten Altersvorsorge

Der BVI appellierte an die Politik, nach der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 schnell Entscheidungen zu zentralen Finanzthemen zu treffen. „Deutschland hat einen immensen Reformstau zu Lasten der Sparer, der Infrastruktur und der Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes“, sagt Hauptgeschäftsführer Thomas Richter. Die Bürger bräuchten dringend eine renditestarke, flexible Altersvorsorge. In den vergangenen Legislaturperioden waren mehrere Anläufe zu einer Reform der privaten Altersvorsorge gescheitert.

Vom Bruch der Ampel-Koalition am 6. November 2024 war auch die geplante Reform der steuerlich geförderten privaten Altersvorsorge (Riester-Rente) betroffen. Wenige Tage zuvor hatte die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V. (Aba) ihre Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes zur Reform der steuerlich geförderten privaten Altersvorsorge (pAV-Reformgesetz) vorgelegt. Der Verband kritisierte, dass ein säulenübergreifendes Gesamtkonzept für die Altersvorsorge in Deutschland nach wie vor fehle. „Wir bedauern es, dass bei der Umsetzung ein weiteres Mal die Chance vertan wurde, eine Bestandsaufnahme und Zieldefinition der drei Säulen der Altersversorgung vorzunehmen.“

Die angedachte Riester-Reform war vom Bundesfinanzministerium im Oktober 2024 in Richtung Fondssparpläne ohne Garantie gedreht worden. Prompt brach ein Streit zwischen Versicherern und Fondsindustrie vom Zaun.

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