Kosten für Marktdaten steigen rasant
Eine neue Studie hinterfragt die Entwicklung von Aktienmarktdatengeschäften und die Gebührenstrukturen an Europas größten Börsen sowie deren Auswirkungen auf den Markt. Der BVI spricht daraufhin von einem Fall für die Wettbewerbsbehörden.
Börsen in Europa verkaufen zunehmend Marktdaten zu hohen Preisen, um rückläufige Einnahmen aus dem Aktienhandel auszugleichen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Londoner Strategieberatung Market Structure Partners (MSP).
Die Analyse („There’s no market in market data“) wurde vom deutschen Fondsverband BVI und anderen europäischen Branchenverbänden in Auftrag gegeben. Sie zeigt nach Angaben des BVI, dass die untersuchten Börsen (Deutsche Börse, Euronext, LSEG, Nasdaq Nordics und SIX Swiss Exchange Ltd) unter schwierigen Marktbedingungen ihre Einnahmen aufrechterhalten konnten, indem sie höhere Preise von weniger Teilnehmern für inhaltlich begrenzte Daten verlangen.
Laut der Untersuchung sind die Kosten für Marktdaten seit 2017 weit über die Inflation hinaus gestiegen, insbesondere für bestimmte Teilnehmer und Aktivitäten. Für diesen Anstieg gebe es keine klare Begründung, heißt es in der Auswertung, „da keine gesonderten Kosten für die Erstellung von Marktdaten anfallen, die Börsen keine Kosten für die Datenverteilung tragen und die Kosten für den Betrieb einer Handelsplattform sinken“.
Außergewöhnliche Preissteigerungen für Datennutzer
Das Preismodell der Börsenbetreiber habe zu außergewöhnlichen Preissteigerungen für die Datennutzer wie zum Beispiel Asset Manager geführt, kommentiert der BVI und kritisiert die damit einhergehenden komplexe Gebührenstrukturen mit einschränkenden Klauseln und begrenzter Datennutzung. Dadurch würden Innovationen gehemmt. Eine weitere Folge seien sehr unterschiedliche Kostenprofile.
Niki Beattie, Vorstandschefin von MSP, sagte: „Diese Studie zeigt, wie leicht sich Börsen auf Marktdateneinnahmen verlassen können, um einen ansonsten natürlichen Umsatzrückgang auszugleichen, und legt nahe, dass das Marktwachstum dadurch zu einem zweitrangigen Ziel geworden ist.“ Europäische politische Entscheidungsträger mit Wettbewerbsfähigkeits- und Innovationsagenden sollten die derzeitige Trennung von Handels- und Datenerlösen an allen Handelsplätzen rigoros in Frage stellen.“
BVI spricht von oligopolistischen Marktstrukturen
Nach Einschätzung von Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI, sind Asset Manager „rechtlich gezwungen, Börsenkurse, Benchmarks, Kreditratings und andere Daten von Drittanbietern zu verwenden“. Aufgrund der bestehenden oligopolistischen Marktstrukturen mit nur wenigen Anbietern pro Segment sei das ein Fall für die Wettbewerbsbehörden.
Vor diesem Hintergrund fordert der Fondsverband einen EU-Data Vendor Act, „der das Geschäftsgebaren dieser Unternehmen regelt. Denn sonst wird sich der ohnehin schon erhebliche Kostendruck in der Fondsbranche noch weiter verschärfen – auch zum Nachteil der Verbraucher.“
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Aktien
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