Hanse-Merkur kauft Benko-Projekt am Gänsemarkt
Nach der Pleitewelle in der Signa-Gruppe versuchen die Insolvenzverwalter, die Ansprüche der jeweiligen Gläubiger durchzusetzen. Einem Insolvenzverwalter ist nun ein spektakulärer Deal in Hamburg gelungen.
Der österreichische Immobilienspekulant René Benko hat mit seiner verschachtelten und intransparenten Signa-Gruppe vor etwas mehr als einem Jahr eine der größten Pleiten Europas hingelegt. Seither haben laut der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) mehr als einhundert Gesellschaften der Gruppe Insolvenz angemeldet. Diese zu koordinieren, sei eine Herkulesaufgabe, wie die NZZ nun bemerkte. „Fast jede Gesellschaft hat einen eigenen Insolvenzverwalter, der die Ansprüche der jeweiligen Gläubiger durchsetzen muss. Notfalls auch in Konkurrenz zueinander.“ Nach Einschätzung der NZZ sind die Behörden mit dem intransparenten Netz von Firmen und Stiftungen Benkos überfordert (bezahlpflichtiger Inhalt).
Währenddessen treibt die Hanse-Merkur Grundvermögen (HMG) nun eine seit Oktober 2023 stillstehenden Projektentwicklung in der Nähe der Binnenalster voran, die infolge der Benko-Pleite zum Erliegen gekommen war. Nach eigenen Angaben hat der auf Immobilien spezialisierte Investment- und Asset Manager der Hanse-Merkur-Versicherungsgruppe das Grundstück in der Hamburger Neustadt erworben, auf dem die bekannte Gänsemarktpassage stand. Diese wurde vor drei Jahren abgerissen.
Verkäufer des Grundstücks ist der Insolvenzverwalter der zur Signa-Gruppe rechnenden Eigentümergesellschaft, Prof. Dr. Torsten Martini von der Kanzlei Görg. Die Wirtschaftskanzlei Noerr hat mit einem Team um Dr. Tim Behrens, Partner der Real Estate Investment Group in Frankfurt am Main, die HMG beim Erwerb des Grundstücks beraten. Es gibt keine Angaben zum Kaufpreis der Projektentwicklung.
HMG führt ursprüngliche Pläne fort
Auf dem Areal will HMG einen modernen Büro- und Geschäftshauskomplex entwickeln. Damit übernimmt der Immobilienspezialist der Versicherungsgruppe im Wesentlichen die ursprüngliche Planung. Die Baugenehmigung liege bereits vor, eine Fertigstellung sei nun bis Mitte 2028 geplant.
Der Büro- und Geschäftshauskomplex umfasst nach aktuellem Projektstand eine Gesamtmietfläche von rund 20.700 Quadratmetern. Die Bauherrin strebt die sehr hohe Nachhaltigkeitszertifizierung LEED Platin an.
Die Nähe zur Binnenalster mache den Standort besonders attraktiv und repräsentativ, heißt es bei HMG. „Für uns zählt das Objekt am historischen Gänsemarkt zu den absoluten Prestige-Projekten im Herzen der Stadt“, kommentiert Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der Hanse-Merkur. Hamburgs Finanzsenator Dr. Andreas Dressel freut sich, dass das wichtige Projekt in neue Hände kommt und fortgeführt werde.
Die Immobilienprojektentwicklung am Gänsemarkt hat die HMG für eines ihrer Investmentvehikel erworben, an dem sich institutionelle Drittinvestoren beteiligen können. Insgesamt managt das Unternehmen Immobilienwerte für mehr als 70 institutionelle Investoren, darunter Versorgungswerke, Pensionskassen, Versicherungen, Banken, Sparkassen, Stiftungen und Family Offices.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Gewerbeimmobilien
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