Element Insurance AG wird zum Problemfall für Versorgungswerk
Der von einem Versorgungswerk mitfinanzierte Sachversicherer ist in Schieflage geraten. Wie es nach der Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens weitergeht.
Investments in Start-ups erfreuen sich bei institutionellen Investoren zunehmender Beliebtheit. Dass den enormen Wachstumschancen beispielsweise von Unternehmen im Bereich der Versicherungs- und Finanzinnovationen, den sogenannten Insurtechs und Fintechs, auch erhebliche Verlustrisiken gegenüberstehen, zeigt das aktuelle Beispiel der Element Insurance AG, die über eine Bafin-Lizenz als Erstversicherer für Schaden- und Unfallversicherung verfügt. Die auf digitale Versicherungen spezialisierte und schnell wachsende Aktiengesellschaft mit Standorten in Berlin und Nürnberg ist in Schieflage geraten.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat am 23. Dezember 2024 beim zuständigen Amtsgericht in Charlottenburg einen Insolvenzantrag für Element gestellt. Zuvor hatte die bislang nicht profitabel operierende Gesellschaft der Finanzaufsicht am Abend des 20. Dezember 2024 die Überschuldung angezeigt.
Das Amtsgericht Charlottenburg wiederum hat am 8. Januar 2025 das vorläufige Insolvenzverfahren über den Versicherer eröffnet und Friedemann Schade, Partner in der Kanzlei BRL, zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Laut BRL war die Überschuldung von Element nach der Kündigung ihres wichtigsten Rückversicherers eingetreten.
Das vorläufige Insolvenzverfahren dient nach Angaben der Bafin vom 17. Januar 2025 in erster Linie dazu, das Vermögen des Versicherers zugunsten der Gläubiger zu sichern und zu vermeiden, dass Geld aus dem Unternehmen abfließt. Der Betrieb des Unternehmens werde in dieser Zeit fortgeführt, die Versicherungsverträge sollen weiterlaufen. Zunächst soll es jedoch keine Zahlungen auf Schadenfälle mehr geben.
Übertragung des Versicherungsportfolios der Element Insurance AG denkbar
Aktuell prüft die Bafin nach eigenen Angaben in Zusammenarbeit mit dem Vorstand von Element und dem vorläufigen Insolvenzverwalter, ob das Versicherungsportfolio auf einen anderen Versicherer übertragen werden könne. „Sollte dies nicht möglich sein, ist damit zu rechnen, dass das (endgültige) Insolvenzverfahren“ über Element eröffnet werde, so die Finanzaufsicht. Eine Entscheidung darüber sei noch nicht gefallen.
Einer der wichtigsten Geldgeber von Element ist das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin (VZB). Das berufsständische Versorgungswerk war zum Beispiel im Juli 2022 an einer Finanzierungsrunde beteiligt. Insgesamt sammelte Element damals 21,4 Millionen Euro bei mehreren Investoren ein. Ende 2023 führte Element eine weitere Finanzierungsrunde durch. Anschließend lag der Anteil des VZB bei mehr als 80 Prozent, wie die FAZ berichtet. Zuvor hielt das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin 27,14 Prozent des Eigenkapitals, wie der Bericht über Solvabilität und Finanzlage 2023 von Element zeigt.
VZB-Direktor Ralf Wohltmann erläuterte anlässlich der Finanzierungsrunde vom Juli 2022, das VZB habe bereits in einer frühen Phase des Unternehmens in Element investiert, und man sehe sich durch das Wachstum und die Innovationskraft von Element bestätigt, „sowohl auf der Produktseite als auch in ihrem Bestreben, im Bereich ESG Standards in der Branche zu setzen“. Zuvor hatte sich das VZB im Juni 2021 an einer Finanzierungsrunde von Element beteiligt.
Die Element Insurance AG erhielt 2017 die Erlaubnis der Bafin für die Schaden-/Unfallversicherung als Erstversicherer. Die zugelassenen Sparten sind Unfall, See-, Binnensee und Flussschifffahrts-Kasko, Feuer- und Elementarschäden, Hagel-, Frost- und sonstige Sachschäden, See-, Binnensee und Flussschifffahrtshaftpflicht, Allgemeine Haftpflicht, verschiedene finanzielle Verluste, Rechtsschutz und Beistandsversicherung.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Venture Capital | Venture Debt
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