Versicherungen
18. November 2024

Anleger bleiben auf Alternatives-Kurs

Alternatives-Appetit der Assekuranz allerdings eher begrenzt. BAI-Umfrage ergibt großes Interesse an Infrastruktur.

Good news für GPs: Die Mehrheit der deutschen Anleger will die Allokation in fast allen alternativen Asset-Klassen weiter erhöhen. Dabei setzen die Limited Partner vermehrt auf Investments in Infrastruktur und weniger in Real Estate. Herausforderungen sehen die Alternatives-Anleger bezüglich Regulierung, Illiquidität, langfristige Kapitalbindung und Bewertungsprobleme. Diese und andere Ergebnisse ergab eine Umfrage des BAI. An dieser nahmen 111 Anleger teil. 35 Prozent waren Solvency-II-Anleger.

Die Angaben der LPs lassen jedoch darauf schließen, dass bei Versicherungen der Alternatives-Appetit eher begrenzt ist. So wollen beispielsweise zwölf Prozent der Nicht-Versicherer neu in Private Equity investieren, aber nur zwei Prozent der Versicherer. Relativ viel Interesse besteht dagegen bei Versicherungen an einem Einstieg in Corporate und Real Estate Debt.

Portfolios nahe an Zielquoten

„Survey Testimonials“ aus dem Versicherungsbereich lassen ebenfalls darauf schließen, dass die Quoten künftig zumindest nicht deutlich wachsen. Kathrin Schmidt, Portfoliomanagerin bei der GVV Kommunalversicherung, erklärt, dass die derzeitige Allokation des Unternehmens in alternative Anlagen (einschließlich Immobilien) nahe am Ziel liegt und nur geringfügige weitere Erhöhungen geplant sind. Obwohl das Unternehmen die Allokation potenziell weiter erhöhen könnte, würden Liquiditäts- und Risikobedenken eine natürliche Grenze darstellen. In dieser Hinsicht stimme der regulatorische Rahmen gut mit der internen Risiko- und Liquiditätsmanagementstrategie überein.

Laut Armin Beerwart, Leiter Private Markets bei der W&W Asset Management, ist die rasante Expansion alternativer Anlagen nach einer Phase erheblichen Wachstums, in der sich das Volumen in den vergangenen vier Jahren verdoppelt hat, zu Ende gegangen. „Das Unternehmen ist nun an einem Punkt angelangt, an dem weitere signifikante Erhöhungen der Allokationen in alternativen Anlagen unwahrscheinlich sind, vor allem aufgrund des aktuellen Exposures und des Einflusses des durch die sinkenden Zinsen verursachten Denominatoreffekts.“ Dass der Fokus nun auf der Beibehaltung des bestehenden Investitionsvolumens und der Reinvestition von Ausschüttungen liegt, bedauert Beerwart insbesondere angesichts der derzeit günstigen Marktbedingungen. Das Marktumfeld sehe sehr vielversprechend aus. Die Preise für Immobilien und Private Equity seien gesunken. Zudem biete Private Debt überzeugende Renditen. Weiter bilden Alternatives wichtige Trends wie Digitalisierung, Energiewende und künstliche Intelligenz ab.

Versicherer im Vergleich

Im Vergleich zu internationalen Mitbewerbern wollen deutsche Versicherer eher die Allokation in Infrastruktur-Equity und -Debt erhöhen, während sie Engagements in Immobilien eher reduzieren. Erst- und Rückversicherer verfolgen aufgrund regulatorischer Vorgaben und Strategien unterschiedliche Ansätze: Rückversicherer nutzen flexiblere Regeln für Equity Investments, wie in Private Equity, wohingegen Erstversicherer eher auf Debt-Asset-Klassen wie Infrastructure Debt und Real Estate Debt setzen, um stabile Erträge zu erzielen.

Als ein Unterschied im Vergleich der deutschen Anlegergruppen untereinander ergibt sich, dass ein wesentlich größerer Anteil der Versicherungsunternehmen in alle alternativen Anlageklassen investiert. Die geringste Diskrepanz in den Investitionsmustern ist zwischen dem Anteil der Versicherungsunternehmen und anderen LPs zu beobachten, die in Hedgefonds und Liquid Alternatives investieren, die den geringsten Prozentsatz an Investoren aufweisen. Nur 21,7 % der Versicherungsgesellschaften und 20 Prozent aller anderen LPs haben diese Strategien in ihren Portfolios. Mit nur sieben Prozent ist der Unterschied zwischen den Versicherungsunternehmen und ihren Mitbewerbern bei den institutionellen Investitionen auch bei Corporate Private Debt relativ gering.

Interessanterweise sind fast ebenso viele Versicherungsunternehmen in Infrastructure Debt und Real Estate Debt investiert. Diese beiden Anlageklassen, die sich durch attraktive kontinuierliche Einkommensströme für Versicherungsunternehmen auszeichnen, sind bei Versicherungsunternehmen mehr als doppelt so beliebt wie bei Pensionsfonds, betrieblichen Versorgungswerken und den weiteren Anlegergruppen.

Infrastruktur-Investments von großer Relevanz

Frank Dornseifer und Florian Bucher, beide BAI, betonen die Relevanz von Infrastruktur-Investments. „Die aktuelle und künftige Allokation der Versicherungsunternehmen im Segment Infrastruktur ist in zweierlei Hinsicht von großer Bedeutung. Zum einen signalisiert die Branche deutlich, dass sie als relevante Investorengruppe für die Finanzierung der nachhaltigen Transformation bzw. Energiewende zur Verfügung steht. Zum anderen wird deutlich, wie wichtig es ist, dass laufende Gesetzgebungsverfahren wie das Zukunftsfinanzierungsgesetz II, das Betriebsrentenstärkungsgesetz II und natürlich das Fondsmarktstärkungsgesetz schnell verabschiedet werden müssen“, erklärt Dornseifer. Bucher sagt: „Im internationalen Vergleich setzen deutsche Versicherer verstärkt auf Infrastrukturinvestments. Dies bietet eine solide Basis dafür, dass institutionelle Investoren zur digitalen und nachhaltigen Transformation der deutschen Wirtschaft beitragen können. Es muss jedoch bedacht werden, dass Deutschland im globalen Kapitalmarkt um Investitionen konkurriert und die Anlagen deutscher Versicherer nicht zwangsläufig in deutsche Infrastrukturprojekte fließen. Hier gilt es weiter, Deutschland als Investitionsstandort attraktiver zu machen, um das Potenzial des Kapitals deutscher Versicherer bei der Wirtschaftstransformation in Deutschland besser auszuschöpfen.“

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