Eiopa will Übergangsrisiken besser abfedern
Die Versicherungsaufsicht empfiehlt höhere Eigenmittelunterlegung. Bei Bonds Kapitalaufschlag um bis zu 40 Prozent.
Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa) hat vergangene Woche ihren abschließenden Bericht über die aufsichtsrechtliche Behandlung von Nachhaltigkeitsrisiken im Rahmen von Solvency II veröffentlicht. Darin empfiehlt sie zusätzliche Kapitalanforderungen für Vermögenswerte aus fossilen Brennstoffen in den Bilanzen der europäischen Versicherer, um die hohen Risiken dieser Vermögenswerte angemessen widerzuspiegeln. Der Bericht folgt einem Mandat der Europäischen Kommission. Dieses soll das Potenzial für eine spezielle aufsichtliche Behandlung von Vermögenswerten und Aktivitäten bewerten, die mit ökologischen oder sozialen Zielen verbunden sind oder solchen Zielen schaden.
Der Bericht deckt drei verschiedene Bereiche ab: das Marktrisiko von Vermögenswerten, die dem Klimawandel ausgesetzt sind, die Auswirkungen von klimarisikobezogenen Präventionsmaßnahmen auf versicherungstechnische Risiken in der Nichtlebensversicherung und die Behandlung von sozialen Risiken. Aufgrund des derzeitigen Mangels an Daten und Risikomodellen empfiehlt die Versicherungsaufsicht allerdings zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine spezifische aufsichtsrechtliche Behandlung von sozialen Risiken.
Transitionsrisiko von Aktien und Anleihen
Die von Eiopa durchgeführte rück- und vorausschauende Analyse der Aktien- und Spread-Risiken zeige, dass Aktien und Anleihen, die mit fossilen Brennstoffen in Verbindung stehen, einem höheren Übergangsrisiko ausgesetzt sind. Um sicherzustellen, dass die europäischen Versicherer genügend Kapital zurücklegen, um potenzielle Verluste aus Anlagen in Vermögenswerten mit hohen Übergangsrisiken zu verkraften, empfiehlt die Eiopa zusätzliche Kapitalanforderungen für diese Vermögenswerte. Dieser Ansatz würde die Kapitalanforderungen besser an die tatsächliche Risikoexposition der Versicherer anpassen.
Für Aktien schlägt die Eiopa vor, die Kapitalanforderungen zusätzlich zu den derzeitigen Kapitalanforderungen um bis zu 17 Prozent zu erhöhen, was zu einem moderaten Anstieg der Kapitalanforderungen der Versicherer führen würde. Eine Folgenabschätzung hat gezeigt, dass ein solcher Aufschlag angesichts des relativ geringen Engagements der Unternehmen in direkt gehaltenen Aktien aus fossilen Brennstoffen nur begrenzte Auswirkungen auf ihren Solvabilitätskoeffizienten hätte.
Für Anleihen empfiehlt die Eiopa einen Kapitalaufschlag von bis zu 40 Prozent als Multiplikator zusätzlich zu den bestehenden Kapitalanforderungen. Dies sei besser als keinerlei Änderungen vorzunehmen oder die Ratings für Anleihen mit Bezug zu fossilen Brennstoffen herabzustufen. Es wird davon ausgegangen, dass die Option eines Kapitalzuschlags das hohe Risikoprofil dieser Anleihen besser widerspiegelt und gleichzeitig das risikosensitive Design der Solvency II-Standardformel für das Spread-Risiko beibehält.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Anleihen | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren | Solvency II
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