Traditionelle Anlagen
30. Oktober 2024

Leichte Verschlechterung bei Corporate Governance

Im Dax sinkt die Gesamtnote auf 79,93 Prozent (Vorjahr: 80,2 Prozent). Hervorragend abgeschnitten haben jedoch Brenntag SE und Munich Re.

Die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management e.V. (DVFA), hat in ihrer Scorecard für Corporate Governance in den Unternehmen des Dax, des M-Dax und S-Dax wieder ein Ranking erstellt. Darin schnitten im Gesamt-Ranking für den Dax zwei Unternehmen mit einer Bewertung von über 90 Prozent hervorragend ab: Brenntag SE (92,6 Prozent) sowie Munich Re (91,72 Prozent). 18 weitere Unternehmen befinden sich im Score-Bereich „sehr gut“. Mit der Porsche AG bleibt noch ein Unternehmen unter 60 Prozent und damit im Bereich „ausreichend“. Bei den M-Dax-Unternehmen schneiden sieben Unternehmen „sehr gut“ ab, an der Spitze stehen mit über 85 Prozent die Deutsche Lufthansa und die GEA Group. Zum Gesamt-Ranking aus Dax und M-Dax geht es hier.

Dabei hat sich der Durchschnittswert bei der Corporate Governance im Dax gegenüber dem Vorjahr leicht verschlechtert. Die Gesamtnote liegt bei 79,93 Prozent und damit leicht unter dem Vorjahreswert von 80,20 Prozent. Besonders positiv ist die Entwicklung im Bereich „Rechnungslegung & Abschlussprüfung“ mit einem Score von 90,10 Prozent. Der Bereich „Aktionäre & Hauptversammlung“ verzeichnet eine Verbesserung um 10,84 Prozentpunkte auf 70,61 Prozent. Allerdings verschlechterten sich die Ergebnisse im Bereich „Vorstand“ um rund acht Prozentpunkte auf 79,26 Prozent.

Rückschläge in Teilbereichen markant

Die diesjährige Auswertung des Berufsverbands der Investment Professionals, die „DVFA Scorecard for Corporate Governance“, zeigt nur geringfügige Veränderungen in den Gesamt-Scores, jedoch sind die Bewegungen in den einzelnen Bewertungskategorien markant.  „Corporate Governance nimmt weiter massiv an Bedeutung zu. Die DVFA-Scorecard ist einzigartig und unerlässlich für die Bewertung von Corporate Governance deutscher Unternehmen am Kapitalmarkt“, so Ingo Speich, Vorstand der DVFA.

Der Gesamtscore im M-Dax liegt nahezu unverändert bei 67,83 Prozent (Vorjahr: 67,98 Prozent). Während auch hier die Kategorie „Aktionäre & Hauptversammlung“ signifikant zulegen konnte, kam es im Bereich „Vorstand“ zu einem Rückgang auf 71,11 Prozent. Der Score im Bereich „Rechnungslegung & Abschlussprüfung“ stieg um drei Prozentpunkte auf 82,51 Prozent.

Im S-Dax liegt die Gesamtbewertung bei 59,35 Prozent (Vorjahr: 61,91 Prozent). Trotz dieser Entwicklung verzeichnete der Bereich „Transparenz & Governance-Verpflichtung“ einen Anstieg um gut 14 Prozentpunkte, während die Kategorien „Vorstand“ und „Aufsichtsrat“ schwächer abschnitten.

„Die Ergebnisse der diesjährigen Auswertung sind robust und die Bewegungen innerhalb der Indizes sowie der einzelnen Kapitel zeigen, dass in Deutschland in puncto Governance-Qualität weiterhin gewisse Lücken bestehen“, so DVFA-Vorstandsmitglied Professor Dr. Christina Bannier, die als wissenschaftliche Leiterin des Sustainable Governance Lab bereits zum vierten Mal in Folge verantwortlich für die Auswertung war.

Aufsteiger Daimler Truck und United Internet

Es gibt aber auch Unternehmen im Dax, die sich in ihrer Bewertung deutlich verbessert haben. Demnach verbesserte sich Daimler Truck um fünf Prozentpunkte und stieg damit von Rang 16 im vergangenen Jahr auf nun Rang 7. United Internet verbesserte sich im M-Dax auf Rang 31 (von Rang 34 im S-Dax 2023). Im S-Dax verzeichnete GFT Technologies den stärksten Anstieg von Rang 40 im Vorjahr auf Rang 27 im Jahr 2024 (Verbesserung um fünf Prozentpunkte).

Verbesserungen im Bereich „Aktionäre und Hauptversammlung“

Verbesserungen gab es auch im Bereich „Aktionäre und Hauptversammlung“: In allen Marktsegmenten stieg die Bewertung in diesem Bereich deutlich. Der positive Trend aus den Vorjahren setzt sich somit fort. Rückgänge gab es dagegen in den Bereichen „Vorstand“ und „Aufsichtsrat“: Besonders im M-Dax und S-Dax verschlechterten sich die Bewertungen in diesen Bereichen. Die Verbesserungen aus dem Vorjahr wurden nahezu vollständig aufgebraucht. Der Bereich „Transparenz & Governance-Verpflichtung“ zeigte eine signifikante Verbesserung, insbesondere im S-Dax, wo der Score um 14 Prozentpunkte stieg. Unterschiedliche Entwicklungen gibt es im Bereich „Rechnungslegung & Abschlussprüfung“: Im Dax verbesserten sich die Ergebnisse, während M-Dax und S-Dax ihren Aufholprozess aus dem Vorjahr nicht weiterführen konnten.

Geringe Frauenquote in Vorständen

Mängel gibt es laut DVFA vor allem in der Kategorie „Vorstand“. Hier verwiesen nur drei Unternehmen (davon ein Dax- und zwei M-Dax-Unternehmen) bei der Festlegung der nichtfinanziellen Leistungskriterien in der Vorstandsvergütung explizit auf ihre Materialitätsanalyse. Daneben erreichten nur sehr wenige Unternehmen in den Führungsebenen unterhalb des Vorstands eine Frauenquote von mindestens 30 Prozent. „Hier sehen wir klaren Verbesserungsbedarf. Insbesondere vor dem Hintergrund der Abstimmungen zu den Vorstandsvergütungssystemen blicken wir gespannt darauf, wie die Verknüpfung zwischen Nachhaltigkeitszielen in der Vergütung und den aus der Materialitätsanalyse abgeleiteten Zielen erfolgt“, unterstreicht Hendrik Schmidt, Leiter des zuständigen Fachbeirats der DVFA.

Aufsichtsräte im Fokus

Aber auch im Bereich „Aufsichtsrat“ gebe es Verbesserungspotenzial. „Es fällt auf, dass die Erläuterung der Gesamtqualifikation des Aufsichtsrats in vielen Unternehmen sehr schwach beziehungsweise kaum vorhanden ist. Auch berichteten die wenigsten Unternehmen aussagekräftig über den Nominierungsprozess für neue Aufsichtsratsmitglieder. Aber auch aussagekräftige Berichte über Weiterbildungsmaßnahmen im Aufsichtsrat finden sich weiterhin selten“, stellt Prof. Dr. Christina Bannier fest. Weiterhin stehe das Thema der Unabhängigkeit stärker im Fokus. „Wir haben die Scorecard an der Stelle nachgeschärft und das Unabhängigkeitserfordernis auf weitere Mitglieder des Aufsichtsrats erweitert. So sind Vorsitzende von Vergütungsausschüssen recht häufig entweder abhängig oder gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzende. Hier bedarf es einer tieferen Analyse und Diskussion“, fasst Hendrik Schmidt diese Ergebnisse zusammen.

Wenig Austausch mit Investoren

Im Bereich „Transparenz & Governance-Verpflichtung“ lasse sich beobachten, dass inhaltliche Berichte über den Dialog zwischen dem Aufsichtsrats-Vorsitzenden und Investoren sehr selten zu finden sind. Prof. Dr. Christina Bannier betont: „Der Stakeholder-Dialog wird oft nur sehr stiefmütterlich dargestellt. Unklar bleibt dabei auch häufig, inwiefern dieser Dialog auf Stetigkeit angelegt ist. In den meisten Fällen wird lediglich in der Erarbeitung der Materialitätsanalyse auf den Dialog hingewiesen.“

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