Traditionelle Anlagen
16. Oktober 2024

Insolvenzen weltweit nehmen deutlich zu

Globaler Insolvenz-Index steigt 2024 um elf Prozent an. In Deutschland Anstieg um 25 Prozent, USA sind der Haupttreiber des weltweiten Insolvenzgeschehens.

Einer weltweiten Studie von Allianz Trade (ehemals Euler Hermes) zufolge werden die Unternehmensinsolvenzen im laufenden Jahr global um elf Prozent (plus zwei Prozentpunkte) steigen. Das ist ein noch stärkerer Anstieg als bisher erwartet (plus neun Prozent). Ein Höchststand wird für das Jahr 2025 mit einem weiteren Zuwachs um zwei Prozent (plus zwei Prozentpunkte) erwartet. Unternehmensinsolvenzen werden sich demnach voraussichtlich erst 2026 auf hohem Niveau stabilisieren. Der Studie basierend auf dem Global Insolvency Index der Allianz-Tochter, die verschiedene Dienstleistungen von Euler Hermes bündelt, untersucht die weltweite Insolvenzentwicklung in Zeiten von schleppender Nachfrage, anhaltenden geopolitischen Spannungen und ungleichen Finanzierungsbedingungen. Die am stärksten gefährdeten Sektoren seien das Baugewerbe, der Einzelhandel und der Dienstleistungssektor.

Pleiten in Deutschland steigen stärker

Für Deutschland hat Allianz Trade die Insolvenzprognose angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Flaute nochmals leicht nach oben korrigiert und erwartet eine Zunahme der Pleiten im Jahr 2024 um 25 Prozent (plus vier Prozentpunkte) auf rund 22.200 Fälle nach bereits plus 22 Prozent im Jahr 2023. Für 2025 hat der Kreditversicherer seine Prognose ebenfalls leicht nach oben korrigiert: Trotz des für 2025 erwarteten Mini-Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) dürfte der Anstieg mit rund vier Prozent auf dann 23.000 Fälle etwas höher ausfallen als bisher erwartet (zwei Prozent). Erst 2026 zeichnet sich mit einem Rückgang um vier Prozent voraussichtlich eine leichte Entspannung ab (22.100 Fälle).

„Die anhaltende wirtschaftliche Schwäche in Europa, insbesondere in Deutschland, macht den hiesigen Unternehmen zu schaffen“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Durch eine stärkere Orientierung auf Wachstumsmärkte außerhalb Europas sind sie Exportrisiken im Ausland ausgesetzt. Schwach finanzierte Unternehmen stehen auf Messers Schneide, und es dürfte eine deutliche Marktbereinigung stattfinden.“ Zudem kämpften Unternehmen mit einem Mix aus schleppender Nachfrage, steigenden Löhnen, sinkender Wettbewerbsfähigkeit, fälligen (Corona-)Krediten und eine zunehmend schwierige und oft teurere Refinanzierung bei gleichzeitig schlechterer Zahlungsmoral und höheren Ausfallsrisiken. „Trotzdem: Viele deutsche Unternehmen sind weiterhin finanziell robust und haben – insbesondere im deutschen Mittelstand – gezeigt, dass sie jedem Sturm trotzen“, so Bogaerts. „Sie sollten an ihre Stärke glauben und jetzt den Mut finden, trotz vieler Unsicherheiten in ihre (grüne) Zukunft zu investieren, um dann bei der Erholung ganz vorne auf der Erfolgswelle zu surfen.“

Starkes Insolvenzgeschehen in den USA

Seit Jahresbeginn sind die globalen Unternehmensinsolvenzen bereits um neun Prozent gestiegen. Der Anstieg ist dabei über Regionen und Sektoren hinweg breit angelegt. Weltweit dürfte der Allianz Trade Insolvenzindex Ende 2024 voraussichtlich 13 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre vor der Pandemie (2016-2019) liegen, aber elf Prozent unter dem Niveau der globalen Finanzkrise (2008-2010). Haupttreiber des erwarteten globalen Anstiegs 2025 sind die USA mit einem prognostizierten Anstieg von 31 Prozent für 2024 und plus zwölf Prozent für 2025. Im Jahr 2023 war der Index für die USA um 40 Prozent gestiegen.

Westeuropa zweistellig

Für Westeuropa verzeichnen für 2024 die Niederlande (plus 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr), Irland (plus 33 Prozent) und Schweden (plus 29 Prozent) den größten Anstieg, während die meisten Länder einen zweistelligen Anstieg verzeichnen, insbesondere die Kernmärkte Deutschland ( plus 25 Prozent), Frankreich (plus 18 Prozent) und Italien (plus 22 Prozent). Aber drei Länder zeichnen sich durch eine merkliche Abschwächung (UK und Norwegen) oder eine Trendwende nach unten (Dänemark) aus. In Russland wird ein Anstieg für 2024 um 16 Prozent prognostiziert.

Insbesondere die Zahl der Großinsolvenzen habe ein neues Rekordniveau erreicht, wobei Westeuropa an der Spitze dieses Trends steht. Dies stelle auch eine große Gefahr für Arbeitsplätze dar, insbesondere in Europa und Nordamerika. Bis 2025 könnten Allianz Trade zufolge in diesen beiden Regionen mehr als 1,6 Millionen Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.

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