Versicherungen
11. Oktober 2024

„Versicherer würden mehr in Verbriefungen investieren“

Noch bis Anfang Dezember führt die EU-Kommission eine Konsultation zum Thema Verbriefungen durch. Die deutschen Versicherer erhoffen sich davon bessere Anlagemöglichkeiten.

Die Europäische Kommission will den EU-Verbriefungsmarkt beleben, um die Finanzierung der Wirtschaft zu verbessern. In diesem Zusammenhang hat die Kommission in dieser Woche (9. Oktober) eine Konsultation für ein neues Verbriefungs-Rahmenwerk gestartet. Neben Emittenten und Investoren richtet sich die Kommission damit an alle anderen Akteure, die auf dem Verbriefungsmarkt tätig sind. Noch bis zum 4. Dezember dieses Jahres haben sie die Möglichkeit, sich dazu zu äußern.

Der deutsche Versicherungsverband GDV begrüßt in einem Statement vom 9. Oktober, dass die EU „die Investmentmöglichkeiten für diese Anlageklasse verbessern möchte“. Und weiter heißt es, im Vergleich zu den USA spiele der Verbriefungsmarkt in Europa bisher eine untergeordnete Rolle. „Es ist gut, dass die EU-Kommission das Thema Verbriefungen jetzt aufgreift und Tempo macht bei der Entwicklung eines gemeinschaftlichen Rahmenwerks”, sagt Jörg Asmussen. Der GDV-Hauptgeschäftsführer spricht von einem wichtigen ersten Schritt bei der Verwirklichung der angestrebten Savings and Investment Union.“ Ein gestärkter Markt für Verbriefungen schaffe zusätzliche Investitionsmöglichkeiten für die Finanzierung der Transformation.

Von der Kapitalmarktunion zur Spar- und Investitionsunion

Die Kapitalmarktunion ist eine Initiative, die im Jahr 2014 als Plan zur Schaffung eines Binnenmarkts für Kapital in der Europäischen Union ins Leben gerufen wurde. Doch bis heute gilt sie als unvollständig. Im März dieses Jahres verabschiedete die Eurogruppe eine Erklärung zur Zukunft der Kapitalmarktunion. Im Juni 2024 schlug der EU-Berichterstatter zur Zukunft des Binnenmarktes, Enrico Letta, die Schaffung einer Spar- und Investitionsunion (Savings and Investment Union) auf der Grundlage der bislang unvollständigen Kapitalmarktunion vor (wie Sie hier nachlesen können).

Nach Einschätzung des Bundesfinanzministeriums stärkt die Kapitalmarktunion die europäische Wirtschaft und fördert Kapitalmarkt-Finanzierungen – und zwar in Ergänzung zur bankbasierten Kreditfinanzierung. Die Vertiefung der Kapitalmarktunion solle früheren Ministeriumsangaben zufolge den Zugang zu Finanzmitteln über den Kapitalmarkt verbessern und die Kapitalaufnahme für Unternehmen, insbesondere KMUs, erleichtern. Die EU solle außerdem attraktiv für Investitionen bleiben. Wirtschaftswachstum solle gefördert und Arbeitsplätze geschaffen werden. Dies werde die wirtschaftliche Erholung und die Entwicklung zu einer klimaneutralen Wirtschaft unterstützen und sei somit im Interesse von Investoren, Verbrauchern und Unternehmen, argumentiert das Ministerium von Christian Lindner.

GDV: Hürden hindern Versicherungen am Kauf von Verbriefungen

Nach Angaben des GDV machen Verbriefungen weniger als ein Prozent der Kapitalanlagen der in Deutschland tätigen Versicherer aus. „Die Versicherer würden gerne mehr in Verbriefungen investieren, bisher stehen dem aber einige Hürden entgegen”, so GDV-Hauptgeschäftsführer Asmussen. „Wir haben daher in der Vergangenheit schon eigene Positionen entwickelt, die wir in die Debatte einbringen werden.“ Dazu gehörten vor allem geringere, risikoadäquate Eigenmittelanforderungen unter Solvency II und eine Reduzierung der Berichtspflichten. „Ich hoffe, dass die EU-Kommission diese Themen anpackt. Auch müssen nach den Verbriefungen dringend noch weitere Schritte zum Ausbau der Savings and Investment Union folgen”, mahnt Asmussen.

Der GDV wird sich nach eigenen Angaben an der Konsultation der EU-Kommission bis zum Ende der Konsultationsfrist beteiligen und hat ein Positionspapier mit eigenen Vorschlägen der Versicherer ausgearbeitet. Das Dokument finden Sie hier zum Download. Bereits im Jahr 2015 führte die EU-Kommission eine öffentliche Konsultation zur Verbriefung durch. Sie stellte nach EU-Angaben einen ersten Schritt hin zu einer möglichen Initiative über einfache, transparente und standardisierte Verbriefungen dar.

Lesetipp: Institutionelle Investoren und Banken wollen jungen Unternehmen zusätzliches Wagniskapital zu Verfügung stellen. Am 17. September 2024 haben Olaf Scholz, Christian Lindner, Robert Habeck sowie Unternehmen und Verbände in Berlin eine gemeinsame Absichtserklärung zur sogenannten Win-Initiative unterzeichnet. „Win“ steht in dem Fall für „Wachstums- und Innovationskapital für Deutschland“. Zu den Unterzeichnern der Absichtserklärung gehört eine große Gruppe institutioneller Investoren. Dazu zählen unter anderem die Allianz, Axa Deutschland, die Barmenia-Gothaer, die Bayerische Versorgungskammer und die Debeka.

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