Asset Management
7. Oktober 2024

Privat ist angesagt, aber braucht Know-how

In Skandinavien gehen Großinvestoren zunehmend in die Private Markets. So investiert der norwegische Ölfonds gerade massiv in Renewables und folgt damit dem Vorbild der Dänen. Außerdem: Was Schwedens Pensionsanleger hinsichtlich Alternatives planen.

Der norwegische Staatsfonds, der von Norges Bank Investment Management (NBIM) verwaltet wird, ist einer der transparentesten Staatsfonds weltweit, wenn nicht sogar derjenige mit dem höchsten Maß an Visibilität und verantwortungsvollem Investieren. Es gibt ausführliche halbjährliche Berichte über die Renditen der Investments, auch über Zukäufe im illiquiden Bereich wird regelmäßig berichtet, der Fonds führt außerdem eine Blacklist, die kürzlich erweitert wurde. Zudem werden Aktienpositionen regelmäßig veröffentlicht.

Als Großanleger war der Government Pension Fund Global (GPFG) seit seinem Bestehen über viele Jahre nur in liquide Anlagen, zum Großteil in Aktien (heute 70 Prozent des Anlagevolumens) und Rentenpapiere (27 Prozent der Asset-Allokation) investiert. Mit dem Ausbau illiquider Anlagen hatte man vor einigen Jahren mit Immobilien angefangen und seit 2019 darf der GPFG auch in ungelistete Erneuerbare-Energien-Infrastruktur investieren. Auch hier ist GPFG transparent und veröffentlicht die Beteiligungen auf seiner Website. Derzeit investiert der Staatsfonds indirekt in Renewables. So gab er erst im August bekannt, 900 Millionen Euro in einen Infrastrukturfonds für Erneuerbare Energien gesteckt zu haben, der auch Projektentwicklungen umfasst, den „CI V“-Fonds von Copenhagen Infrastructure Partners (CIP). Bisher investierte dieser Fonds über sechs Direktinvestments in Solarenergie, Onshore- und Offshore-Wind in Europa.

Die Transaktion war für den GPFG die erste indirekte Investition in der Asset-Klasse. Denn aufgrund seiner schieren Größe tut sich der GPFG offenbar schwer, investierbare Fonds zu finden. „Diese Vereinbarung wird es uns ermöglichen, in Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien zu investieren, die sich in der Entwicklungsphase befinden.“ Sie sei „eine wertvolle Ergänzung zu dem Portfolio, das wir derzeit aufbauen“, sagte Mie Holstad, Chief Investment Officer Real Assets beim Staatsfondmanager NBIM, laut einer Mitteilung. „Sie bietet weitere Möglichkeiten für Investitionen sowie für ein Exposure gegenüber anderen Teilen der Wertschöpfungskette, sowie weiterhin die Gelegenheit, Wissen und Erfahrung mit neuen Märkten und Technologien aufzubauen.“ Im Frühjahr hatte Holstad die Strategie auf dem Infrastructure Investor Global Summit 2024 näher beschrieben. Demnach stünden zehn Prozent der Renewables-Infrastruktur-Zielquote (von zwei Prozent der Kapitalanlagen) für Investments in Fonds zur Verfügung. Man erwarte von Fonds „einen Fit zu unseren CO₂-Zielen, eine Pipeline und die Möglichkeit, lernen zu können“, so Holstad.

Das Infrastrukturportfolio des norwegischen Staatsfonds belief sich gemäß des jüngsten Halbjahresberichts des GPFG auf ein Volumen von umgerechnet rund 1,7 Milliarden Euro (19,7 Milliarden NOK), dem bis dato fünf Direkt-Investments im Infrastruktursegment zugrunde lagen. Der Anteil der Erneuerbaren-Infrastruktur umfasste damit 0,1 Prozent des gesamten Anlagevermögens des Staatsfonds von circa 1,5 Billionen Euro im ersten Halbjahr 2024. Rechnet man das jüngste Commitment über 900 Millionen aus dem Renewables-Fonds dazu, wären 2,6 Milliarden Euro in die Asset-Klasse investiert.

Bekannt ist auch, dass der GPFG im großen Stil in spanische Windkraft und Photovoltaik-Kraftwerke investiert hat. Im vergangenen Jahr erwarb er zum Beispiel eine Minderheitsbeteiligung von 49 Prozent an einem 1,3-Gigawatt-Portfolio von Solaranlagen und Onshore-Windparks in Spanien über 600 Millionen Euro. Bei der Transaktion zwischen Norges Bank Investment Management und dem spanischen Energieversorger Iberdrola handelte es sich um einen reinen Eigenkapital-Deal. Das Portfolio umfasst sieben Solarkraftwerksprojekte und fünf Onshore-Windprojekte mit einer installierten Leistung von 1265 Megawatt. Photovoltaikparks machen 80 Prozent des Portfolios aus, während die restlichen 20 Prozent auf Onshore-Windkraftanlagen entfallen. Auch werde NBIM das Eigentum an weiteren in der Projektentwicklung befindlichen Anlagen übernehmen, die zwischen 2023 und 2025 fertiggestellt werden sollen, meldete der Staatsfondsmanager damals.

Renditetechnisch und vom Investitionsvolumen bringt die neue Asset-Klasse Infrastruktur für den GPFG noch keinen großen Mehrwert: Im vergangenen Jahr rentierten die Renewables-Infrastruktur-Anlagen mit 3,7 Prozent deutlich hinter Aktien (21,3 Prozent) und Fixed Income (6,1 Prozent). Im ersten Halbjahr 2024 sah es für Infrastruktur viel schlechter aus: Ein Verlust von 18 Prozent war zu verzeichnen, negativ rentierten auch Fixed Income und Immobilien mit jeweils minus ein Prozent. Die Gesamtrendite des Fonds von 8,6 Prozent war demnach alleine durch die Aktienallokation getrieben. Deren Rendite lag bei zwölf Prozent. Das zeigt, dass Private Markets im Aufbau Zeit brauchen. In der Regel gibt es eine J-Curve, sofern es sich um Equity-Investments handelt, was bedeutet, dass es in den ersten Monaten und Jahren einen langen Atem braucht, bis wesentliche Ausschüttungen fließen. Ein anderer Punkt sind die Kosten. Privatmarktanlagen sind in der Anlage deutlich kostenintensiver als liquide Investments und der norwegische Staatsfonds hat, wie viele andere skandinavische institutionelle Großinvestoren, einen starken Fokus auf Kosten. Nach dessen Angaben würden die Verwaltungskosten, die in Zusammenhang mit nicht gelisteten Immobilien und nicht börsennotierten Erneuerbaren-Infrastrukturanlagen anfallen, direkt als Aufwand im Portfolioergebnis verbucht. Sie machten im ersten Halbjahr 2024 ebenso wie im Jahr 2023 rund 0,1 Prozent der Kapitalanlagen aus.

Pionier bei Infrastruktur ist Pension-Danmark

Bekannt für sein strenges Kostenmanagement ist auch Schweden mit seinen riesigen öffentlich-rechtlichen Pensionsfonds. Hier gibt es ebenfalls einen Trend hin zu mehr Privatmarktanlagen. So darf zum Beispiel der AP7, auch als Default-Fonds im System der Prämienrente bekannt, seit Beginn vergangenen Jahres in zwei neue illiquide Asset-Klassen investieren: Immobilien und Infrastruktur. Laut dem Jahres- und Nachhaltigkeitsbericht 2023, der in Englisch verfügbar ist, ist hinsichtlich des Aufbaus von Infrastruktur bisher nicht viel passiert: Man habe im Frühjahr 2023 eine erste Immobilien-Investition getätigt, die zur weiteren Diversifikation der Investments von AP7 beitragen werde, heißt es dort lapidar. Wie der damalige CEO Richard Gröttheim im vergangenen Jahr auf der Alternative Investment Conference des Bundesverbands Alternative Investments bereits in einem Vortrag erläuterte, wurde die Zielquote für Alternative Investments durch ein neues Gesetz zum Jahresbeginn 2023 auf 20 Prozent hochgesetzt. Seit über 20 Jahren investiert der AP7 bereits in Private Equity, die Quote lag Gröttheim zufolge 2023 noch bei etwa vier Prozent. Der neue CEO, Pål Bergström, der den Posten im Sommer 2023 übernommen hat, schreibt in seinem Vorwort zum Jahresbericht, die neuen Investitionsmöglichkeiten schafften zwar weitere Diversifikation und bessere risikoadjustierte Renditen für die Sparer, „zugleich erfordern diese Arten von Investitionen neue Kompetenzen, da wir Kapital von langjährig etablierten Anlageklassen, die sich seit vielen Jahren bewährt haben, auf neue Asset-Klassen übertragen, die neue Anforderungen an die Analyse- und Managementkompetenz, aber auch an die Verwaltungs- und Kontrollfunktionen stellen“.

Auch ist in Schweden bei den Pufferfonds ein weitreichender Wandel hinsichtlich der Private Markets angedacht. Hintergrund ist Folgendes: Ende 2023 wurde im Pufferfondssystem Schwedens ein Review-Prozess angestoßen. Die Ergebnisse des Reviews wurden im Juni 2024 bekanntgegeben, und zwar schlägt der Abschlussbericht nun unter anderem eine Verschmelzung des „Private-Equity-Fonds“, AP6, und des Pufferfonds AP2 vor. Hierfür werden vor allem Kostengründe angegeben, da ein größerer und breit diversifizierter Fonds viele Vorteile biete, neben einem besseren Liquiditäts- und Währungsmanagement eben auch Skaleneffekte, die die Kosteneffizienz vergrößerten. Eine zweite Möglichkeit wäre dem Review zufolge, AP6 als eigenständigen Fonds zu erhalten und dessen Private-Markets-Expertise den anderen Pufferfonds (das sind AP1, AP2, AP3 und AP4) stärker verfügbar zu machen. AP6 investiert ausschließlich in illiquide Anlagen, also Private Equity und andere außerbörslich gehandelte Investments. Diese Expertise zu ungelisteten Assets, zu Risikokapital und Venture-Fonds sowie Co-Investments solle künftig stärker den Pufferfonds zugutekommen, hieß es bei AP6 im Juni 2024.

Die Dänen investieren dagegen bereits gerne und lange in Infrastruktur – als Pionier gilt hierbei der Pensionsfonds Pension-Danmark. Dieser ist mit rund 42,2 Milliarden Euro an Assets under Management unterwegs und gehört zu den größten Pensionsfonds Skandinaviens. Allein in alternativen Anlagen verwaltet er rund acht Milliarden Euro, allen voran in Private Equity, Infrastruktur, Immobilien und Private Debt. Dabei setzte der Pensionsfonds früh, bereits seit dem Jahr 2009, auf Direktinvestments. Aber auch bei Infrastrukturfonds ist Pension-Danmark schon lange dabei und ging hierfür bereits im Jahr 2012 eine Partnerschaft mit dem auf Infrastruktur spezialisierten Asset Manager Copenhagen Infrastructure Partners ein, die so weit reicht, dass der Pensionsfonds Commitments zu allen Fonds von CIP gemacht hat, wie er auf seiner Website informiert. Zudem sei er der einzige Investor in den ersten beiden Fonds von CIP, dem Copenhagen Infrastructure I und dem Copenhagen Infrastructure Artemis. Das gesamte Investmentvolumen von Pension-Danmark in den Fonds von CIP belief sich Ende 2023 demnach auf 4,1 Milliarden Euro. CIP managt insgesamt 25 Milliarden Euro. Der Anteil von Infrastruktur-Investments bei Pension-Danmark beläuft sich damit auf fast zehn Prozent seiner Assets under Management. Für Altersversorger in Deutschland liegen diese Quoten noch in weiter Ferne.

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