Versicherer wollen Anteil von Festzinsanlagen erhöhen
Assekurata: Mehr als die Hälfte der Asset Manager von Versicherern will Fixed-Income-Anlage aufstocken. ZZR sinkt Ende 2023 auf 88 Milliarden Euro ab, stille Lasten bei insgesamt rund 75 Milliarden Euro.
Deutsche Lebensversicherer planen in diesem Jahr ihre Fixed-Income-Anlagen weiter aufzustocken. Das ist ein Ergebnis der Online-Pressekonferenz „Marktausblick zur Lebensversicherung“ der Rating-Agentur Assekurata vom heutigen Dienstag. Nach einer entsprechenden Befragung von Asset Managern von Versicherern im April und Mai 2024 wollen mehr als die Hälfte der Befragten ihre Allokation in festverzinslichen Wertpapieren im Jahresverlauf erhöhen. Neben Fixed Income wollen auch viele Befragte ihre Allokationen im Privatmarktbereich ausweiten.
Von 96 auf 88 Milliarden Euro branchenweit
Mit dem aktuellen Zinsniveau könnten die Anbieter in der Neuanlage wieder höhere Zinsen erzielen als für die Bedienung der Bestandsgarantien an die Versicherten notwendig sei. Zugleich hätten die Lebensversicherer seit 2022 mit der Auflösung der Zinszusatzreserve (ZZR) begonnen. Bis Ende 2021 hatte die ZZR einen Spitzenwert von 96 Milliarden Euro erreicht. Laut Berechnungen von Assekurata habe sich die ZZR zum Bilanzstichtag 2023 branchenweit noch auf 88 Milliarden Euro belaufen. Für die kommenden Jahre rechnet die Rating-Agentur mit weiteren Auflösungen im mittleren einstelligen Milliardenbereich. Durch die Rückflüsse aus der ZZR stiegen tendenziell auch die Überschussbeteiligungen für die Kunden, da die Rückflüsse grundsätzlich den Kunden zustünden, so Assekurata. Für klassische private Rentenversicherungen beträgt die laufende Verzinsung aktuell durchschnittlich 2,46 Prozent (Vorjahr: 2,26 Prozent).
Teilweise Realisierung von Verlusten
Was den Anstieg der Überschussbeteiligungen unter anderem bremst, sind die durch den rapiden Zinsanstieg gestiegenen stillen Lasten der Versicherer. Diese beliefen sich Ende 2023 branchenweit auf rund 75 Milliarden Euro, wie Assekurata ausgewertet hat. Bei den stillen Lasten handelt es sich um unrealisierte Verluste auf Zinsanlagen in den Kapitalanlagebüchern, die die Versicherer nach den handelsbilanziellen Regeln nicht realisieren oder abschreiben müssten. „Dennoch stellen sie eine Bürde für die Bemühungen dar, den höheren Marktzins am Kapitalmarkt zu vereinnahmen“, so Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata.
Die Versicherer bemühten sich daher durch den teilweisen Verkauf von Anleihen, die stillen Lasten in ihren Büchern zu reduzieren. Dies führe zu entsprechenden Verlusten, die wiederum die Nettoverzinsung schmälerten, welche im Bilanzjahr 2023 mit 2,3 Prozent weiterhin unterhalb der Umlaufrenditen am Kapitalmarkt gelegen hatte.
Seit 30 Jahren steigt Höchstrechnungszins
Zudem ändert sich ab dem kommenden Jahr der Höchstrechnungszins. Er steigt zum 1.1.2025 von 0,25 Prozent auf 1,00 Prozent an. „Dies ist die erste Erhöhung des Höchstrechnungszinses seit 30 Jahren und somit eine völlig ungewohnte Situation für die Lebensversicherer, die zwischenzeitlich immer nur auf Absenkungen reagieren mussten, so Heermann. „Dadurch gewinnen Lebensversicherer wieder mehr Spielraum in der Kalkulation, da sich durch den erhöhten Rechnungszins die erforderliche Deckungsrückstellung für garantierte Leistungen verringert.“ Dies habe auch Auswirkungen auf die Allokation hin zu chancenreicheren Anlagen in den Produkten.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Alternative Anlagen | Fixed Income | Lebensversicherung | Rechnungszins | Zinszusatzreserve (ZZR)
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