Jahreskonferenz
7. Juni 2024

Energy, ESG – und Private Equity

Infrastruktur ist eine Asset-Klasse, die sich für Investoren auf ­verschiedenen Ebenen bezahlt gemacht hat: Sie liefert ­attraktive Renditen, weist stabile Bewertungen auf, schüttet stetig aus, schützt vor Inflation und hilft obendrein, einen Beitrag zur ­Energy Transition zu leisten. Aber gilt das auch für die Zukunft? Darüber debattierte das Infrastruktur-Panel.

Prädestiniert für ein Infrastruktur-Panel ist Dirk Braun – einmal dadurch, dass er für die EnBW tätig ist und zudem vor allem ­dadurch, dass diese Asset-Klasse, für die der Startschuss bereits 2011 fiel, mit zehn Prozent einen wesentlichen Bestandteil des Portfolios ausmacht. Seine auch allgemein zutreffende Lagebestimmung und Sichtweise zu Beginn des Panels: „Der Proof of Concept für die Asset-Klasse Infrastruktur liegt für unser Portfolio vor. Sie hat uns unter anderem im Niedrigzinsumfeld sehr geholfen. Auch für die Zukunft verbinden wir mit Infrastruktur ­hohe Erwartungen. Allerdings überlegen wir gerade, aus der regulierten Welt kommend, die Risikoleiter ein gutes Stück höher zu steigen.“ Gestiegen sind bei der EnBW aber auch die ESG-Ambi­tionen, bei denen man dem Nachhaltigkeitsansatz des Versorgers folgt. Anders als zum Start vor über zehn Jahren spielt die Energy Transition nun eine große Rolle – und führte auch im Portfolio per Secondaries zu entsprechenden Anpassungen. Ein weiterer Grund für die Zweitmarkttransaktionen war der Denominatoreffekt.

„Bezüglich Energy Transition passiert derzeit sehr viel. Nicht alles vollzieht sich jedoch in dem Risk-Return-Spektrum, das wir ­suchen“, konstatiert Markus Hottenrott, CIO Infrastructure ­Partners von Morgan Stanley. Investiert ist Morgan Stanley im Energie-Segment beispielsweise in den norwegischen Spezialisten für flüssiges Erdgas, Höegh. „Um die Kohle aus den Energiesystemen zu drücken, braucht es Erdgas“, so Hottenrott. Was es auch braucht: mehr Renewables. „Hier sind aber die Netze ein Flaschenhals. Die Stromnetze müssen ausgebaut werden, was jedoch nur sehr langsam erfolgt. Auch deshalb wird noch Erdgas benötigt.“

Unter ökologischen Aspekten noch sinnvoller wären Investitionen in fossile Energiequellen mit aktuell hohem CO₂-Ausstoß, aber mit dem Ziel, den CO₂-Fußabdruck konsequent und ­nachhaltig zu ­senken. Eine solche Brown-to-Green-Strategie findet ­Maximilian Cosack, Head of Private Assets der Huk-Coburg, interessant, aber mit Blick auf die eigenen CO₂-Ziele durchaus herausfordernd in der Umsetzung: „Wir sind Mitglied in Initiativen wie den PRI oder der Net-Zero Asset Owner Alliance und haben uns dement­sprechend das Ziel gesetzt, den CO₂-Fußabdruck unseres ­Portfolios in den nächsten Jahren Stück für Stück zu reduzieren. Durch ­Investitionen in ‚braune‘ Assets erhöht sich unser CO₂-Fußabdruck jedoch erst einmal. Daher sind wir bei der Auswahl solcher Investments besonders selektiv und investieren nur dort, wo uns der Transitionsplan überzeugt und bei allen Beteiligten Interessensgleichheit herrscht, diesen umzusetzen und die vereinbarten Ziele zu erreichen.“ Die Huk investiert bereits seit mehr als zehn Jahren in Infrastruktur. Heute haben die Coburger knapp ­eine Milliarde Euro über Zielfonds in Infrastructure Equity investiert und auf der Debt-Seite gemeinsam mit etwa einem Dutzend Banken und einer Hand voll institutionellen Investoren ein eine halbe Milliarde Euro schweres Einzelkreditbuch aufgebaut, um vor allem Illiquiditäts- und Komplexitätsprämien zu vereinnahmen. Diese liegen im ­Senior-Bereich derzeit bei circa 100 Basispunkten.“

Aus Ölfeldern PV-Parks zu machen oder Windparks mit Netzen und Windparks zu verknüpfen erinnert mehr an Private Equity als ­daran, staatlich garantierte Cashflows mit monopolartigen Assets zu erwirtschaften. Der PE-Touch ist auch in den Infra-Segmenten Traffic und Digital zu erkennen. „Die Asset-Klasse bewegt sich ­operativ ein Stück in Richtung Private Equity“, bestätigt Markus Hottenrott. „Dies heißt aber nicht, dass das unterliegende Asset ­eine Volatilität wie Private Equity aufweist.“ Als Beispiel nennt ­Hottenrott ein Hafen-Portfolio in den USA, in dem die Terminals bislang als Lagerstätte für fossile Energien dienen und die nun in eine Betriebsstätte für die Offshore-Wind-Industrie konvertiert werden sollen. „Hier haben wir nur ein kleineres Upfront-­Investment getätigt. Voll rein gehen wir in dieses Asset erst, wenn alle Verträge unterschrieben sind. Für eine solche Strategie braucht es ein Team, das Private-Equity-fit und nicht allzu verschlafen ist.“ Dieses Projekt ist auch ein gutes Beispiel für eine weniger riskante Dekarbonisierungsstrategie.

Mit Blick auf den in der jüngeren Vergangenheit gewachsenen PE-Touch empfiehlt sich ein klassischer Ansatz für Alternatives: ­Dachfonds. „Unsere Commitments in Höhe von 650 Millionen ­Euro haben wir ausschließlich an Fund-of-Funds vergeben. Wir wollen möglichst breit über Vintages, Manager, Regionen und ­Strategien gestreut sein“, erläutert Christoph Wichmann, Bereichsleiter Asset Management, die Eigenkapital-Strategie der Inter ­Ver­sicherung. Dieser Ansatz zeigt auch, dass für Lebensver­sicherungen Solvency II nicht unbedingt die ausschlaggebende ­Determinante sein muss. Auch Wichmann bestätigt, dass der ­Übergang zwischen Infrastruktur und Private Equity fließend ist. Für die Inter ist das kein Problem. Im Gegenteil: „Wir investieren in typische Infrastruktursektoren wie Versorger oder Verkehr und fahren dann eher einen Private-Equity-Ansatz.“

Mitunter werden auch Rechenzentren in der Private-Equity-Welt verordnet. Das hat aber nicht unbedingt etwas mit der Strategie zu tun. „Eigentlich sieht man Data Center als Infrastruktur oder ­Immobilie. Wegen der zweistelligen Renditen ordnen manche ­Investoren jedoch Rechenzentren der Beteiligungsquote zu“, ­berichtet Daniel Maric von Principal. Der Asset Manager, der in den USA und in Europa in Rechenzentren investiert, fährt für ­Double Digit Returns eine Greenfield-Strategie. Gut für die ­Rendite dürfte aber auch eine gewisse Knappheit sein: „Der Engpass ist die Liquidität der Investoren“, so Maric. Dies trifft seit dem Zins­anstieg auch generell auf Private Assets zu.

Haben Investoren weniger Mittel für Commitments, dann drückt dies, wie das teurere Fremdkapital, auf die Bewertungen. Auch führt der Vergleich mit gelisteter Infrastruktur zur Frage, ob die Börse oder die Fondsbewerter falsch liegen. Käufer könnten darum auf Abschläge pochen. Andererseits haben Infrastruktur-Assets durch die Indexierung einen natürlichen Hedge und erzielen nun höhere Einnahmen. Darauf weist Dirk Braun hin. Wo aber nun die ­Valuations künftig liegen? „Auf jeden Fall besteht für gute Assets eine hohe Nachfrage. Bei unseren Zweitmarkt-Transaktionen in den letzten Monaten lagen die Verkaufspreise meist beim oder um den NAV. Die Bewertung von stark nachgefragten Assets ­sehe ich grundsätzlich als weiter stabil an“, so Braun. Dies dürfte auch die künftige Infrastruktur-Nachfrage wieder beflügeln.

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