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6. Dezember 2023

Alpha-Real-Estate-Gruppe meldet Insolvenz an

Die auf die Privatisierung von Wohnungsbeständen fokussierte Immobiliengruppe muss saniert werden. Käufer scheuten höhere Finanzierungskonditionen und hielten sich zurück.

Die Immobilienkrise in Deutschland zieht weitere Kreise: Die Alpha Real Estate Holding GmbH aus Mannheim und ihre 13 Gesellschaften haben beim Amtsgericht Mannheim jeweils einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das Gericht hat den Anträgen am 27. November stattgegeben und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet.

Zur Wahrung der Gläubigerinteressen, wie es im Fachjargon heißt, hat das Gericht für alle Gesellschaften den Rechtsanwalt Jens Lieser von Lieser Rechtsanwälte zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Das teilte die auf dem Gebiet der Insolvenzverwaltung, Restrukturierung und Sanierung tätige Kanzlei mit.

Alpha Real Estate hat sich den Angaben zufolge seit 2013 auf die Privatisierung von großen, ausschließlich privaten Wohnungsbeständen fokussiert. Der in Schieflage geratene Immobilien-Spezialist erwirbt ganze Wohneinheiten in mittleren sowie günstigen Lagen in ganz Deutschland, verwaltet diese mit einer eigenen Haus- und Mietverwaltung, führt Modernisierungsmaßnahmen durch und verkauft die Bestandswohnungen an Anleger.

Das Unternehmen beschäftigt 60 Mitarbeiter und beziffert sein bisheriges Transaktionsvolumen auf 1,4 Milliarden Euro. Die Assets under Management belaufen sich auf eine Milliarde Euro.

Mit den Anträgen auf Eigenverwaltung nutze die Alpha-Real-Estate-Gruppe die Chance auf eine nachhaltige Sanierung, heißt es bei Lieser Rechtsanwälte. Um sich neu aufzustellen, seien umfassende Restrukturierungsmaßnahmen geplant. Der Geschäftsbetrieb bei den jeweiligen Gesellschaften laufe weiter.

„Katastrophale Auswirkungen für die Immobilienbranche“

Die Juristen von Lieser äußern sich auch zu den Gründen für die Insolvenz der Alpha-Real-Estate-Gruppe: Nach einem langanhaltenden Boom in der Immobilienbranche habe sich die Situation deutlich verschlechtert. Der Ukraine-Krieg, die daraus mit entstandene Inflation, drastisch gestiegene Zinsen und hohe Baukosten aufgrund unterbrochener Lieferketten hätten Anleger verunsichert.

Käufer scheuten höhere Finanzierungskonditionen, hielten sich aufgrund der Unsicherheit am Markt zurück und hofften auf bessere Zeiten. In Summe hätten alle diese Faktoren katastrophale Auswirkungen für die Immobilienbranche und führten letztlich auch die Alpha-Real-Estate-Gruppe in die Insolvenz.

Rechtsanwalt Jens Lieser ist überzeugt, „dass das Geschäftsmodell der Alpha Real Estate grundsätzlich funktioniert, da es in Deutschland sehr viele Bestandswohnungen gibt, die für Mieter, Selbstnutzer oder Anleger eine sinnvolle Anlage darstellen können, zumal Neuimmobilien inzwischen für viele beinahe kaum erschwinglich geworden sind“.

Projektentwickler in Schieflage

Wie zuvor berichtet, gibt es derzeit auch akute Probleme bei Projektentwicklern. Nachdem in der ersten Augusthälfte bereits die Euroboden aus München und Project aus Nürnberg Insolvenz erklärt hatten, ist auch die Düsseldorfer Gerch Group, ein bundesweit agierender Projektentwickler für Büros und Quartiere „aufgrund externer Faktoren“ in Schieflage geraten. In der Folge kam es zu Baustopps.

Davon betroffen ist unter anderem die Bayerische Versorgungskammer beim Bauvorhaben „The Q“ in Nürnberg. Dank des kooperativen und verantwortungsvollen Agierens des in der Gerch-Gruppe eingesetzten vorläufigen Insolvenzverwalters, Dr. Jens Schmidt von der Kanzlei Runkel Rechtsanwälte, sei es jedoch möglich gewesen, den Baustopp nach nur fünf Wochen zu beenden.

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