Banken
26. Juni 2023

Banken haben wenig Wertberichtigungsbedarf

Zinsänderungs- und Gewerbekreditrisiken im Fokus der Bafin. Raimund Röseler kommentiert Einlagensicherung.

„Die Lage ist stabil, aber fragil“, leitete Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), im Rahmen einer Veranstaltung der Deutschen Kreditwirtschaft eine Rede zu Zinsänderungs- und Gewerbekreditrisiken ein. Bisher hätten deutsche Kreditinstitute den abrupten Zinsanstieg weitgehend gut verkraftet, berichtete Röseler vor Vertreterinnen und Vertretern der Branche. Die kleineren Institute hätten zwar knapp 13 Milliarden Euro an Wertberichtigungen vornehmen müssen, im Verhältnis zur Bilanzsumme der Institute sei dies aber verkraftbar. Die Wertberichtigungen würden nicht mal ein halbes Prozent der aggregierten Bilanzsumme ausmachen. Allerdings seien die stillen Reserven nun weitgehend aufgebraucht: „Sehr herausfordernd kann die Situation jetzt für die Banken mit wenig Überschusskapital werden“, sagte Röseler.

Obwohl die Zinssteigerungen nahezu alle kleineren Institute mehr oder weniger negativ getroffen hätten, halte gemäß einer Bafin-Umfrage nur eine mittlere zweistellige Anzahl von Instituten Drohverlustrückstellungen für nötig, fasste Röseler zusammen. „Besonders bemerkenswert: Unter diesen Instituten war kein Institut, welches durch eine solche Rückstellung in Probleme gekommen wäre. Das weckt schon den Eindruck von Bilanzierung nach Kassenlage“, sagte der Bankeraufseher in seiner Rede.

Gewerbekreditrisiken im Blick

Auch das Risiko, dass in großem Stil Gewerbekredite ausfallen, hat die Bafin im Fokus. „Die sehr geringe Risikovorsorgequote der Institute in Kombination mit höheren Finanzierungskosten, einer hohen Inflation, dem Rückgang des Konsumverhaltens der Haushalte und einer drohenden Rezession: Das ist zumindest eine komplexe Gemengelage“, beschrieb Raimund Röseler die aktuelle Lage. In Deutschland könnten einige Institute mit wenig Kapital und hohen Risiken in ihren Kreditbüchern Probleme bekommen. Zwar gebe es in Deutschland bisher keine flächendeckenden Ausfälle oder auch Wertberichtigungen von gewerblichen Immobilienfinanzierungen. „Aber auch bei uns sehen wir einige Institute, die recht aggressiv am Markt unterwegs sind. Sie können sicher sein, diese Institute schauen wir uns sehr genau an.“ Röseler betonte auch, dass dafür keine neue Regulierung erforderlich sei, sondern nur eine konsequente Anwendung des vorhandenen Instrumentariums.

Balanceakt Einlagensicherung

Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Regulatorik: Diesen Balanceakt gelte es derzeit bei der Weiterentwicklung der Regulierung in besonderem Maße zu meistern, sagte Röseler. Ein Beispiel: Der Vorschlag der Europäischen Kommission zur Überarbeitung der Regelungen zur Abwicklung von Instituten und zur Einlagensicherung. „Auch wir halten es für richtig, dass man darüber nachdenkt, ob man den Kreis der Banken, die für eine Abwicklung infrage kommen, moderat ausweiten sollte. Nicht zielführend wäre es aber aus meiner Sicht, die Flexibilität der Instituts- und Einlagensicherungssysteme für Stützungsmaßnahmen unnötig einzuschränken“, kommentierte der Exekutivdirektor – auch mit Blick auf die deutschen Sicherungssysteme. Diese hätten gezeigt, dass sie belastbar seien. Das hierdurch aufgebaute Vertrauen sollte man nicht durch unnötige Restriktionen gefährden.

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