Investoren spekulieren auf fallende Immobilienpreise
Industria-Umfrage: Gut die Hälfte der antwortenden institutionellen Investoren planen Zukäufe, mehr als 80 Prozent davon im zweiten Halbjahr, beliebt ist Wohnen. Preisverfall ergreift Büroimmobilien in Top-Lage.
Ein Teil der institutionellen Investoren wartet bei Immobilienkäufen derzeit ab – und offenbar auf fallende Preise. Nach einer Umfrage des auf Wohnimmobilien spezialisierten Asset Managers Industria planen einige institutionelle Investoren zwar Zukäufe bei Immobilien, die meisten wollen ihre Kaufabsichten jedoch erst ab dem zweiten Halbjahr 2023 realisieren. Für die Umfrage wurden 150 institutionelle Investoren angeschrieben, nur 30 von ihnen haben die Fragen beantwortet. Davon wiederum 55 Prozent sagten demnach, sie wollten in 2023 wiederum in Immobilien investieren, 81 Prozent davon wollen das ab dem zweiten Halbjahr tun. Die Befragung lief zwischen Ende März und Ende April 2023.
Im Augenblick wird vielfach von einem weitgehenden Stillstand am Immobilienmarkt berichtet. Im April gab es kaum Transaktionen am deutschen Immobilienmarkt, berichtete kürzlich Savills.
Der Umfrage von Industria zufolge möchten rund zwei Drittel (65 Prozent) der antwortenden Investoren ihre Immobilienquote in den kommenden 18 Monaten konstant halten. Rund 17 Prozent planen, die Quote im genannten Zeitraum zu senken, während 21 Prozent eine Steigerung anstreben. In Bezug auf Nachhaltigkeit wählt die große Mehrheit der Investoren die Kategorie des Artikel-8-Fonds bei Neuinvestments.
Interessant ist auch der Blick auf die Segmente: Beliebteste Nutzungsart ist bei institutionellen Investoren – in der Umfrage vor allem Pensionskassen, Versorgungswerke, Stiftungen und Banken – die Nutzungsart Wohnen mit Fokus auf Deutschland. An zweiter Stelle kam Wohnen international und auf dem dritten Platz in der Beliebtheitsskala landeten die Segmente Logistik und Healthcare.
Wohnen beliebtestes Segment
Das freut Thomas Wirtz, Geschäftsführer der Industria: „Die Ergebnisse zeigen, dass Wohnimmobilien nicht an Attraktivität verlieren. Außerdem ist es – angesichts der steigenden Zinsen und der Tatsache, dass viele Institutionelle ihre Immobilienquoten in den letzten Jahren deutlich gesteigert haben – eine gute Nachricht, dass die Immobilienquoten großteils konstant bleiben sollen.“
Preisverfall bei Büroimmobilien
Derzeit bereitet die Entwicklung der Preise für Büroimmobilien Anlegern Sorgen. So gaben hier die Preise für Immobilien sogar in Innenstadt-Top-Lagen zuletzt um 5,7 Prozent nach. Zugrunde liegt der „Victor-Indikator“, den der auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Immobiliendienstleister JLL ermittelt. Wie der Immobiliendatenanbieter Thomas Daily hierzu zuerst berichtete, fiel der Wertverfall im abgelaufenen Quartal zwar nicht ganz so stark wie im Schlussquartal von 2022 (minus 8,2 Prozent) aus, aber stärker als im dritten (minus 2,2 Prozent) und zweiten Quartal 2022 (minus 1,5 Prozent). Auf Jahressicht ergibt sich eine Einbuße von 16,7 Prozent und damit der stärkste Rückgang seit Beginn der Berechnung des Valuation Performance Indicators im Jahr 2004. Dieser steht jetzt bei 195,2 Punkten.
Stärkster Rückgang in Frankfurt
Im Vergleich der Top-Städte in Deutschland wies München den geringsten Wertverlust aus mit minus 14,9 Prozent. Am stärksten trifft der Preisrückgang die die Frankfurter Bankenklage mit minus 18,6 Prozent und die Berliner Spitzenlagen mit minus 16,2 Prozent. In Frankfurt und Düsseldorf würden Immobilienwerte bei Büros vom Niveau Mitte des Jahre 2018 erreicht, in Berlin, München und Hamburg auf dem Niveau von Mitte 2019.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Büroimmobilien | Immobilien | Logistik | Wohnen | Zinswende
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