Immobilien
4. April 2023

EZB warnt vor Immobilienrisiken

Real-Estate-Fonds könnten Stabilität des Finanzsystems beeinträchtigen. EZB erwähnt Blackstone-Fonds.

Der EZB machen Immobilienfonds Sorgen. Deren Probleme könnten die Stabilität des Finanzsystems im weiteren Sinne und die Realwirtschaft beeinträchtigen. Immobilienfonds seien in den vergangenen zehn Jahren erheblich gewachsen und hätte nun eine große Marktpräsenz in Euroraum-Ländern, in denen sich die Aussichten für Immobilien drastisch verschlechtert hätten. Laut der aktuellen Marktanalyse der Zentralbank machen heute Immobilienfonds 40 Prozent der Commercial-Real-Estate-Märkte im Euroraum aus. Dies bedeute, dass die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt und bei den Immobilienfonds zunehmend voneinander abhängig sind.

Liquiditätsrisiko im Fokus

Im Fokus der EZB ist das Liquiditätsrisiko der Fonds im Falle des Angebots häufiger Rücknahmen. Dieses könne die Stabilität der Immobilienmärkte beeinträchtigen. Immobilien-Investmentfonds sollten daher einem gemeinsamen und umfassenden politischen Rahmen unterliegen, um die Liquiditätsinkongruenz und die Risiken für die Finanzstabilität zu verringern, schreibt die EZB.

Die jüngsten Stressereignisse außerhalb des Euroraums hätten gezeigt, dass sich die Unsicherheit auf dem Immobilienmarkt auch auf Immobilienfonds auswirken kann. Namentlich erwähnt die EZB den Blackstone Real Estate Income Trust der in den USA kürzlich einen Anstieg der Rücknahmeanträge, vor allem von asiatischen Investoren, erfahren habe. Infolgedessen musste der Fonds die Rücknahmen im Einklang mit seinen eigenen Rücknahmebeschränkungen begrenzen, umfangreiche Immobilienverkäufe tätigen und neue Investitionen tätigen, um den Liquiditätsdruck zu verringern. Auch im Vereinigten Königreich, so die EZB, haben viele Immobilienfonds Rücknahmebeschränkungen verhängt, nachdem die Rücknahmeanträge zunächst durch die Turbulenzen bei den Staatsanleihen und in jüngster Zeit durch die makrofinanzielle Unsicherheit und die negativen Aussichten für den Immobilienmarkt gestiegen waren.

Warnung vor offenen Fonds

Explizit geht die EZB auch auf offene Fonds ein. Diese sind aufgrund der strukturellen Liquiditätsinkongruenz zwischen ihren Vermögenswerten und Verbindlichkeiten anfällig für Rücknahmen, was zusammen mit ihrer Bedeutung für die Märkte im Euroraum die Notwendigkeit eines gemeinsamen und umfassenden politischen Rahmens unterstreiche. Diese Fonds unterliegen einer strukturellen Liquiditätsinkongruenz, wenn sie ihren Anlegern häufige Rücknahmen anbieten und gleichzeitig illiquide Immobilienvermögenswerte halten.

Der Nettoinventarwert der Fonds hat sich zwischen dem vierten Quartal 2012 und dem vierten Quartal 2022 mehr als verdreifacht und ist von 323 auf 1.040 Milliarden Euro gestiegen. Auf offene Immobilienfonds entfallen 80 Prozent beziehungsweise 835 Milliarden Euro des Nettoinventarwerts aller Immobilienfonds. Diese Fonds seien hauptsächlich in fünf Ländern angesiedelt (Deutschland, Luxemburg, Frankreich, Niederlande und Italien), auf die der größte Teil des Wachstums des Sektors entfällt. Von diesen Ländern weisen die deutschen offenen Fonds den höchsten Cash-Puffer auf.

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