AKI sagt Nein zu Atomkraft und Fracking
Arbeitskreis Kirchlicher Investoren veröffentlicht fünfte Auflage des Leitfadens für die ethisch-nachhaltige Geldanlage mit verschärften Anlagekriterien. Umsatzschwellen für Rüstung von zehn auf fünf Prozent gesenkt.
In einem virtuellen Pressegespräch hat der Arbeitskreis Kirchlicher Investoren (AKI) am Dienstag seinen „Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche“ in der nun 5. Auflage vorgestellt. Der erste Leitfaden des AKI war im Jahr 2011 veröffentlicht worden. Die überarbeitete Fassung enthält nun neue Umweltkriterien. So wurde die Klimastrategie für die Geldanlage aktualisiert. Investitionen in Atomenergie sind in Zukunft ausgeschlossen. Zusätzlich zu Kohleförderung wird nun auch die unkonventionelle Förderung von Öl und Gas ausgeschlossen, was sich vor allem auf das Thema „Fracking“ bei weltweiten Investments beziehe, so informierten der Vorsitzende des Arbeitskreises, Heinz Thomas Striegler und AKI-Geschäftsführerin Antje Schneeweiß im Pressegespräch. Wie AKI-Geschäftsführerin Dr. Karin Bassler weiter erläuterte, werden Investments in fossile Brennstoffe erstmals als Negativkriterium eingeführt. So sollen Unternehmen untergewichtet werden, die an der Energiegewinnung und -versorgung mit konventionellen fossilen Brennstoffen beteiligt sind.
Neue Struktur nach Asset-Klassen
Zudem ist der aktualisierte und verschärfte Leitfaden neu in seiner Struktur, führte Bassler aus. Wo bisher einzelne Instrumente wie Ausschlusskriterien und Positivkriterien nacheinander abgehandelt wurden, werden diese in der fünften Auflage den einzelnen Asset-Klassen wie zum Beispiel Staatsanleihen, Aktien, Private Equity und Private Debt, Immobilien und unter anderen Green und Social Bonds, zugeordnet.
Umsatzschwelle für Rüstungsgeschäfte sinkt
Der neue Leitfaden sieht zudem vor dem Hintergrund des anhaltenden Ukraine-Krieges und vermehrter Waffenlieferungen auch eine Verschärfung der kirchlichen Kriterien bei Anleihen im Umfeld von Rüstungsunternehmen vor. So galt bisher eine generelle Umsatzschwelle von zehn Prozent bei Unternehmen, die an der Entwicklung und Produktion von Rüstungsgütern beteiligt sind. Dieser Wert ist nun auf fünf Prozent reduziert worden. Auch gilt eine Umsatzschwelle von null Prozent für international geächtete Waffengattungen wie autonom gesteuerte Systeme oder Atomwaffen. „Als Kirchen wollen wir nicht an den Gewinnen von Rüstungskonzernen profitieren“, sagt der Vorsitzende des Arbeitskreises Heinz Thomas Striegler, Leiter der Kirchenverwaltung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. „Das ist mit dem christlichen Friedensauftrag nicht vereinbar. Wir legen Wert darauf, dass dies auch die Produktion autonomer Waffen umfasst.“
Biodiversität in der Lieferkette
Außerdem erwarten die evangelischen Investoren, dass Unternehmen eine Policy zum Schutz der Biodiversität in den Wertschöpfungs- und Lieferketten implementiert haben. „Damit wird die Bewahrung der Schöpfung und ganz besonders der Klimaschutz im Einklang mit der Klimaschutzrichtlinie der EKD auch in unserer Geldanlage umgesetzt“, betont Dr. Jörg Mayer, Leiter der Finanzabteilung des Landeskirchenamts der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, der, wie bereits berichtet, zum 1. März den Vorsitz des Arbeitskreises übernehmen wird. Er löst Heinz Thomas Striegler ab, der seit 2008 an der Spitze des AKI stand und sich im Frühjahr in den Ruhestand verabschiedet.
Engagements in der Ökumene verstärken
Auch Engagements waren Thema bei dem Pressegespräch. So hat der AKI in den Jahren 2021 und 2022 44 Unternehmensdialoge geführt. Die Gespräche würden zudem mit Unternehmen wie großen Banken wie zum Beispiel der Deutschen Bank, der Deka, der DZ-Bank oder HSBC und UBS häufig auf Vorstandsebene geführt. Man wolle zudem bei Engagements künftig stärker mit katholischen Investoren zusammenarbeiten und ein ökumenisches Vorgehen planen, so Mayer. Zudem setze man sich auf der politischen Ebene für die Einführung einer Sozialen Taxonomie ein, die derzeit auf Eis gelegt sei.
Anlegerkreis mit rund 40 Milliarden Euro
Zudem enthält der Leitfaden eine Checkliste für zum Beispiel kleinere und mittlere diakonische Anleger und Stiftungen. Mit beispielsweise Städten wie Stuttgart, dem Land Baden-Württemberg oder der Heinz Sielmann Stiftung hätten auch viele nicht-kirchliche Anleger den Leitfaden bereits genutzt. Nach Angaben des AKI umfasst der Investorenkreis des Arbeitskreises aktuell 47 Investoren, darunter die evangelischen Zusatzversorgungskassen und Banken mit einem Anlagevolumen von insgesamt etwa 40 Milliarden Euro.
Autoren: Daniela Englert In Verbindung stehende Artikel:
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