TAG Immobilien lässt Dividende ausfallen
Bestandshalter TAG Immobilien will die Dividende für das laufende Jahr aussetzen. Großaktionäre wie die Versorgungsanstalt VBL haben das Nachsehen.
Die Krise am deutschen Immobilienmarkt zieht weitere Kreise. Nach mehreren Insolvenzen bei Projektentwicklern und einbrechenden Aktienkursen mächtiger Bestandshalter wie Vonovia muss der Wohnungsvermieter TAG Immobilien mit circa 85.000 Wohneinheiten in Deutschland und Polen der Krise Tribut zollen. Wie das im M-Dax gelistete Unternehmen nach Börsenschluss am 21. November 2022 mitteilte, sollen die Aktionäre für das laufende Geschäftsjahr entgegen bisheriger Planungen keine Dividende erhalten.
Demnach planen Vorstand und Aufsichtsrat der TAG Immobilien AG, der ordentlichen Hauptversammlung, die über die Gewinnverwendung für das Geschäftsjahr 2022 beschließt, keine Dividendenzahlung vorzuschlagen. Das Unternehmen aus Hamburg begründete die Entscheidung, die Dividende „aussetzen“ zu wollen, in der Mitteilung mit dem aktuellen Marktumfeld.
Bislang hatte TAG den Aktionären eine Ausschüttung von 0,81 Euro je Aktie (2021: 0,93 Euro) in Aussicht gestellt. Damit ist die von Anteilseignern erwartete Dividendenrendite von mehr als zehn Prozent (vor der Mitteilung notierte die Aktie bei etwa 6,80 Euro, aktuell nur noch 5,97 Euro) nicht mehr der Rede wert. Für Anleger problematisch ist insbesondere der rapide Kursverfall des Wertpapiers, das noch vor einem Jahr bei 25 Euro notierte. Inzwischen beträgt die Marktkapitalisierung nur noch eine Milliarde Euro.
VBL entgehen mehrere Millionen Euro
Großaktionäre der TAG Immobilien sind neben der US-amerikanischen Massachusetts Financial Services Company (MFS) mit einem Stimmrechtsanteil von 9,94 Prozent auch die Fondsgesellschaften Blackrock (7,49 Prozent), Flossbach von Storch (6,75 Prozent) und Bayerninvest (4,89 Prozent).
Ein großes Aktienpaket (4,71 Prozent) hält auch die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) in Karlsruhe. Die VBL ist eine vom Bund und den meisten Bundesländern – außer Hamburg und Saarland – getragene Zusatzversorgungskasse für Beschäftigte im öffentlichen Dienst und eine der größten institutionellen Investoren in Deutschland. Sie verfügt über ein Anlagevermögen von rund 29 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2020). Sollte die Dividende der TAG Immobilien für das laufende Geschäftsjahr tatsächlich ausfallen, entgehen der VBL circa 6,7 Millionen Euro.
Die VBL zahlt ihren Leistungsberechtigen im Durchschnitt eine Rente von monatlich 319 Euro (2020). Mit der nun wahrscheinlich ausbleibenden Dividende der TAG Immobilien AG hätte die VBL rund 21.000 Monatsrenten zahlen könnten. Insgesamt zahlte die VBL im Jahr 2020 ihren rund 1,4 Millionen Rentnerinnen und Rentnern rund 5,4 Milliarden Euro an laufenden Renten aus.
Wie der Homepage der TAG Immobilien auch jetzt noch zu entnehmen ist, beteiligt sie ihre Aktionäre „kontinuierlich am Erfolg des Unternehmens durch Zahlung einer attraktiven Dividende“. Die Höhe der Dividende orientiere sich dabei im Wesentlichen am operativen Vermietungsergebnis, den Funds From Operations (FFO I).
Corestate Capital in Schieflage
Vor wenigen Tagen hatte Corestate Capital ihre Gläubiger, Eigenkapitalinvestoren und Kunden auf eine Insolvenz vorbereitet. Wie der Frankfurter Immobilienmanager mitteilte, seien die Sanierungsvershandlungen „nicht mehr mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen“. Somit werde voraussichtlich am 28. November eine Wandelschuldverschreibung zur Rückzahlung fällig. Der Vorstand prüfe aufgrund dieser Sachlage eine Insolvenzantragspflicht.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Aktien | Immobilienaktien | Wohnimmobilien | Zusatzversorgungskasse
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