Statement
25. November 2022

Intelligente Modelle rüsten Portfolios für den Übergang in eine kohlenstoffarme Welt

Über die Risiken des Klimawandels wird derzeit viel diskutiert. Investoren sollten auf innovative Lösungen setzen, die helfen, die Chancen der Dekarbonisierung zu nutzen.

In dem Maße, in dem die Staaten und Regierungen konsequenter gegen den Klimawandel vorgehen, nimmt die Relevanz des nachhaltigen Investierens immer stärker zu. Investoren suchen dabei intelligente Lösungen für Investitionen in die Dekarbonisierung. Da eines der bekannten Probleme des nachhaltigen Investierens die Verfügbarkeit relevanter und belastbarer Daten ist, besteht die Herausforderung, einen Bezugsrahmen zu schaffen mit dem sich verschiedene Informationsquellen kombinieren und relevante Profile erstellen lassen.

Bei J.P. Morgan Asset Management hat das Sustainable Investing Team in Zusammenarbeit mit der Quantitative Beta Solutions Gruppe ein Modell für Investitionen in die Dekarbonisierung entwickelt. Es hilft, die Unternehmen zu identifizieren, die am besten positioniert sind, um von der Klimawende zu profitieren. Auf Basis der Analyse können dann Portfolios strukturiert werden, die eine deutliche Senkung der Kohlendioxidemissionen ermöglichen, ohne auf Ausschlüsse oder Sektorabweichungen angewiesen zu sein.

Der Weg zum CO2-optimierten Portfolio

Anhand von über 70 Kennzahlen lässt sich ermitteln, wie gut die Unternehmen auf die Dekarbonisierung vorbereitet sind. Die Kenntnis und Analyse der Unternehmensergebnisse in Bezug auf drei Kernbereiche bilden dabei eine wichtige Grundlage für unser Modell, das Investitionen in die Dekarbonisierung ermöglicht. Diese umfassen das Emissionsmanagement, beispielsweise wie Unternehmen ihre Standortemissionen steuern oder ihre Verbraucher und Lieferanten mit den von ihnen verursachten Emissionen umgehen.

Darüber hinaus spielt auch das Ressourcenmangement eine Rolle. So lassen sich beispielsweise Kennzahlen zum Stromverbrauch des Unternehmens, zum Wasserverbrauch und zur Abfallbewirtschaftung in die Analyse einbeziehen. Ebenfalls wird das Klimarisikomanagement analysiert, das heißt wie gut ein Unternehmen positioniert ist, um physische Risiken zu bewältigen, die aufgrund des Klimawandels entstehen.

Die allgemein verfügbaren Unternehmensinformationen weisen üblicherweise Beschränkungen und Lücken auf, wenn es um diese Datentiefe geht. Um diese zu überwinden, ist es sinnvoll, innovative Systeme mit künstlicher Intelligenz (KI) einzubeziehen. J.P. Morgan Asset Management hat eine solche KI entwickelt: ThemeBot. Mit dessen Unterstützung lassen sich über 10.000 Aktien weltweit mithilfe intelligenter Sprachverarbeitung filtern und verarbeiten. So können die Aktien identifiziert werden, die am stärksten in den innovativen Klimalösungen engagiert sind und bei der Umstellung eine entscheidende Rolle spielen.

Da sich die Umstellung auf eine kohlendioxidarme Wirtschaft auf alle Wirtschaftssektoren auswirkt, wäre es verkürzt, nur die kohlendioxidreichen Sektoren auszuschließen. Sinnvoller ist es, übergewichtete Positionen in Aktien mit den höchsten Dekarbonisierungs-Scores sowie untergewichtete Positionen in den Titeln mit dem höchsten Umstellungsrisiko zu halten. Damit lässt sich eine Carbon Transition Benchmark erstellen, die ein regionales und Sektor-Engagement ermöglicht, das beispielsweise dem des MSCI World Index entspricht, aber die CO₂-Intensität erheblich reduziert und die Ressourceneffizienz verbessert.

 

Aktiv-Passiv-Kombination schafft Mehrwert

Interview mit Ivan Durdevic, Head of ETF Distribution für Deutschland, Österreich und die Schweiz J.P. Morgan Asset Management.

Können Sie bitte kurz erklären, was Research Enhanced Indexing ist?

Auch wenn der Name kompliziert klingt, ist das Konzept eigentlich ganz einfach. Research Enhanced Indexing (kurz: REI) bedeutet, dass wir die besten Eigenschaften eines passiven Ansatzes – indexähnliche regionale, sektorale und stilistische Engagements – mit aktivem Management kombinieren. Wir erreichen dieses „Enhancement“, also die Verbesserung, indem wir die Erkenntnisse unseres globalen Teams von über 90 Research-Analysten nutzen. Diesen Prozess wenden wir seit über 30 Jahren erfolgreich an. Neu ist die Übertragung unserer REI-Strategien in den ETF-Mantel. Inzwischen haben wir acht REI-ETF-Strategien aufgelegt. Die JPM Research Enhanced Index Equity (ESG) ETFs sind Kernbausteine, die dank ihres Potenzials, den Index zu übertreffen, eine attraktive Alternative zu passiven Engagements bieten – und diese Outperformance haben wir seit der Einführung der ersten Research Enhanced Index Equity ETFs vor fast vier Jahren konsistent erreicht.

J.P. Morgan Asset Management bietet vier der Research Enhanced Index ETF bereits seit 2018 an. Was war die Performance der ersten vier REI-ETF-Strategien nach Kosten?

Die 2018 aufgelegten US, Europa, Globale und Emerging Markets REI-Strategien konnten absolut überzeugen. Wenn wir uns den JREG, den globalen REI-ETF, anschauen, konnten wir seit Auflegung einen Mehrertrag von 1,1 Prozent per annum erzielen. Und selbst in dem gemeinhin als so effizient angesehenen US-Markt konnte JREU, der US REI-ETF, 0,9 Prozent Outperformance jährlich gegenüber dem S&P500 erzielen. Dabei bewegen wir uns in relativ engen Tracking- Error-Bereichen: Bei JREG liegen wir seit Auflegung bei 0,7, bei JREU bei 0,9 Prozent Tracking Error.

Von den heute verfügbaren acht Strategien beziehen sich fünf auf Industrieländer. Ist REI das Eingeständnis, dass sich echtes aktives Management auf diesen Märkten nicht lohnt?

Im Gegenteil, denn REI ist ja echtes aktives Management. Das Portfoliomanagement der Research Enhanced Index ETFs greift auf dieselben Unternehmensbewertungen unseres globalen Netzwerks von Research-Analysten zurück wie die Fondsmanager unserer Investmentfonds. Und was wir in den REI-Strategien tun, ist einfach, aber sehr wirkungsvoll. Unser Ziel ist es, unsere aktienspezifischen Erkenntnisse auf unsere REI-Portfolios zu übertragen, während die Struktur der Portfolios indexähnlich bleibt. Dies erreichen wir durch die Kombination des fundamentalen Researchs mit robustem Risikomanagement. Wir verfügen über ein großes Analysten-Team, die über 2.500 Aktien eingehend untersuchen und dabei einen disziplinierten Bewertungsrahmen nutzen, der im gesamten Portfoliomanagement unseres Hauses genutzt wird. Diese Erkenntnisse werden dann in ein indexähnliches Portfolio verpackt, indem wir bestimmte Aktien leicht über- oder untergewichten. Das Endergebnis ist ein stilneutrales, sektorneutrales und regional neutrales ETF-Portfolio, das die Chance auf Zusatzerträge bietet.

Wie sinnvoll wäre es, REI für ineffiziente Märkte wie Lateinamerika oder Small Caps anzubieten?

Generell glauben wir, dass unser aktiver Ansatz in jedem Markt Mehrwert bieten kann, der groß genug ist, viele kleine Unter- und Übergewichtungen zu nehmen. Denn das indexähnliche Profil kommt ja durch die kleinen Positionen, aber der Mehrwert addiert sich durch die Vielzahl der Positionen. Daher brauchen die Portfoliomanager schon einen gewissen Spielraum, um die aktienspezifischen Erkenntnisse umzusetzen. Der einzige Einzelmarkt, in dem wir das bisher umsetzen, sind China A-Aktien, da der Markt so groß und liquide ist, dass wir hier sehr gut Mehrwert liefern können.

Hat REI einen Bias zu Value oder zu einer anderen Faktorprämie?

Nein, das ist Teil unseres Investmentprozesses. Die ETFs sollen aus der Vogelperspektive aussehen wie der Index. Daher ist die Sektor- und Länderallokation vergleichbar mit der des Index. Dasselbe gilt für Faktoren wie Value oder Growth.

Substituieren die Kunden mit REI passive oder aktive Ansätze?

Wir stellen fest, dass die meisten Anleger die REI-ETFs als Ersatz für ein passives Kerninvestment verwenden. Sie überzeugt das indexähnliche Engagement und die Möglichkeit, einen Index übertreffen und die Wertentwicklung verbessern zu können. Die REI-ETFs sind auch für Anleger interessant, die ein breit diversifiziertes ETF-Portfolio suchen, das ein Engagement in einer Standard-Benchmark mit Marktkapitalisierung bietet und gleichzeitig einen robusten ESG-Rahmen anwendet. Dank dieser Nachhaltigkeitskomponente sind die JPM Research Enhanced Index Equity (ESG) ETFs bei Anlegern auf großes Interesse gestoßen. Die Palette ist mittlerweile die größte aktive Ucits-ETF-Palette für Aktien im Markt. Was die Allokation angeht, haben einige Anlegerinnen und Anleger ganz gezielt einen der ETFs in ihr Portfolio aufgenommen, während andere – nachdem sie gesehen haben, wie die REI-Strategie erfolgreich Alpha liefern kann – ihre Allokation auf mehr als einen der REI-ETFs ausgeweitet haben.

Die Portfoliokonstruktion ist sehr nah am Index. Die Fees sind aber eher auf dem Niveau von aktiven Spezialfonds.

Je nach Markt liegen die laufenden Kosten der REI-ETFs zwischen 0,20 und 0,40 Prozent – und das auch schon bei geringen Anlagesummen. Ja, passive Core-ETFs gibt es günstiger, aber wir haben wie erwähnt die Kosten durch Alpha-Generierung mehr als verdient. Weiterhin bieten passive Core-ETFs keinen robusten ESG-Rahmen so wie unsere ETFs. Und in Schwellenmärkten wie China sind unsere Kosten durchaus kompetitiv mit klassischen passiven ETFs.

Klassische Indizes haben den Vorteil, dass diese für Investoren sehr transparent sind. Wie transparent ist REI?

Alle unsere ETFs sind Ucits-ETFs und damit gewährleisten sie tägliche Transparenz. Investoren können die täglichen Holdings auf unserer Webseite einsehen, so wie sie es von klassisch passiven ETFs kennen.

Die ETFs tragen „ESG“ im Namen. Wie setzen Sie den ESG-Ansatz um?

ESG ist seit Jahrzehnten Teil der DNA dieser Strategie. Unsere Analysten stellen eine Vielzahl ESG-bezogener Fragen, wenn sie sich mit dem Unternehmensmanagement treffen, und bewerten ESG-Faktoren von innen und außen. Als wir unsere REI-ETFs auflegten, erkannten wir, wie wichtig es ist, ein ESG-Profil innerhalb der Portfoliokonstruktion zu erstellen, und haben daher versucht, unsere Analysen auf drei Schlüsselelemente zu konzentrieren. Das erste Element ist die ESG-Integration, die von unserem Research-Team ausgeht, das Unternehmen auf der Grundlage von 40 ESG-bezogenen Fragen bewertet, bevor die Ergebnisse in unsere langfristigen Gewinnprognosen einfließen. Zusätzlich wird der ESG-Fokus durch ein normen- und wertebasiertes Screening noch weiter umgesetzt und so werden beispielsweise Unternehmen, die in Sektoren wie umstrittenen Waffen und Tabak tätig sind, ausgeschlossen.

Das letzte Element ist der Dialog und das Engagement mit den Unternehmen, in die wir investieren, was uns die Möglichkeit gibt, mit der Unternehmensleitung an einem Tisch zu sitzen, um ESG-Themen zu diskutieren, während wir gleichzeitig die Möglichkeit haben, Aktien zu verkaufen – ganz oder teilweise – wenn keine Verbesserungen erzielt werden. Ich bin wirklich der Meinung, dass dieser aktive „Investment-Stewardship”-Ansatz uns einen Vorteil gegenüber passiven Strategien verschaffen kann. Das MSCI ESG Rating des JPM Global Research Enhanced Index Equity (ESG) ETFs ist AAA und der ESG Quality Score liegt bei 9,0 und damit deutlich über der der Peergroup, der bei 8,2 liegt. Das zeigt, dass unser ESG-Ansatz mit der Kombination aus Ausschlüssen, ESG-Integration und Engagement zu besseren ESG-Ergebnissen führt. Alle ETFs der REI-Reihe sind auch als Artikel 8 nach der EU-Offenlegungsverordnung im Verbändekonzept kategorisiert.

Ihre ESG-Integration erfolgt auch über Engagements. Ist der große Vorteil gegenüber klassischen ESG-ETFs, dass Sie auch Unternehmen ausschließen können, wenn der Dialog nicht fruchtet? Kam es dazu schon?

Ja, das ist ein großer Vorteil von aktiven ETFs gegenüber passiven. Passive ETFs müssen investiert bleiben, wenn das Engagement nicht fruchtet. Wir dagegen können die Aktien verkaufen und die Indexähnlichkeit durch eine andere Aktie aus dem Sektor und/oder Land wiederherstellen. In 2021 hat J.P. Morgan Asset Management mit 1.293 Unternehmen in 59 Ländern und aus 24 Sektoren im Rahmen unseres Investment Stewardships einen Dialog zur Verbesserung der ESG-Faktoren geführt. Wir veröffentlichen jedes Jahr einen ausführlichen Report dazu, der auf unserer Webseite heruntergeladen werden kann.

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