Investoren
17. Oktober 2022

Transitions wenig geschätzt

Investoren wollen Klimawandel bekämpfen, zögern aber bei der Finanzierung des Übergangs. Umfrage von Ninety One.

Anleger zögern bei Transitionsfinanzierungen. Wie der jährliche Planetary Pulse Report von Ninety One unter 300 institutionellen Investoren weltweit ermittelte, nutzen nur 19 Prozent der Befragten Transitionsfinanzierungen.

Nazmeera Moola, Chief Sustainability Officer, Ninety One: „ESG-Strategien sind häufig auf einen geringen CO2-Fußabdruck ausgelegt. Zum Teil leisten sie dadurch jedoch keinen Beitrag zur Dekarbonisierung der Realwirtschaft. Es werden Portfolios aufgebaut, die das Problem umgehen, anstatt es zu lösen. Häufig wird das Anlageuniversum dafür einfach auf die saubersten Branchen beschränkt. Derart saubere Portfolios lösen die Klimakrise jedoch nicht – sie verschärfen sie.“

Global betrachten bezeichnen rund 60 Prozent der Studienteilnehmer die Bekämpfung des Klimawandels als ein strategisches Ziel ihres Fonds. 51 Prozent geben an, Emissionssenkungsziele für ihren Fonds zu haben. Das zeige, dass die meisten aktiv Klimarisiken und -chancen adressieren. Weniger positiv sind die Ergebnisse in Bezug auf die realwirtschaftliche Wirkung. Wie oben erwähnt geben nur 19 Prozent der Befragten an, überhaupt Transitionsfinanzierung zu nutzen. Noch geringer ist mit 16 Prozent der Anteil der Studienteilnehmer, deren Fonds derartige Anlagen in Schwellenmärkten tätigt. Dabei sind dies die Regionen, in denen Emissionen und Bevölkerung am schnellsten wachsen.

Mit 87 Prozent hat die Mehrheit der in der Studie vertretenen Asset Owner nur etwa die Hälfte ihres verwalteten Vermögens in klimaorientierte Strategien investiert. Bei 46 Prozent beträgt der Anteil sogar nur ein Viertel. Bei lediglich elf Prozent der Befragten machen klimaorientierte Strategien die Hälfte bis drei Viertel des verwalteten Vermögens aus. Mehr als drei Viertel sind es bei nicht einmal einem Prozent. 19 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass klimaorientierte Strategien in den nächsten drei Jahren die Hälfte bis drei Viertel ihrer AuM ausmachen werden. Bei zwei Prozent werden es mehr als drei Viertel sein.

In Westeuropa will ein Drittel den Übergang finanzieren

In Westeuropa nutzt bereits jeder fünfte der westeuropäischen Studienteilnehmer Transitionsfinanzierung und 32 Prozent planen dies für die nächsten zwölf Monate. Ein mit 54 Prozent deutlich größerer Anteil betrachtet Transitionsfinanzierung als wichtige kommerzielle Chance für Asset Owner und 60 Prozent erwarten, dass der Bereich in den nächsten drei Jahren stark wachsen wird. Das deutet darauf hin, dass Transitionsfinanzierung mittelfristig weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Mit 56 Prozent ist der Anteil der Asset Owner, die den Klimawandel als strategisches Ziel ihrer Fonds bezeichnen, in Westeuropa jedoch geringer als in anderen Regionen. Darüber hinaus geben 54 Prozent der westeuropäischen Asset Owner an, dass ihr Fonds neben Risiko- und Renditezielen keine weiteren Ziele verfolgt.

Anleger befürchten Renditeeinbußen

Global betrachtet glauben 40 Prozent der Studienteilnehmer, dass klimaorientierte Anlagen mit Renditeeinbußen verbunden sind. In Westeuropa sind es 39 Prozent. Für Fonds, die explizit Klimaziele verfolgen, ist die Kurzsichtigkeit der Märkte eine Herausforderung. Durch den massiven Anstieg der Energiekosten im Jahr 2022 haben einige der emissionsintensivsten Unternehmen der Welt hohe Gewinne eingefahren. Viele klimaorientierte Fonds werden diese Unternehmen nicht in ihren Portfolios gehalten haben und daher auch nicht von den entsprechenden Renditen profitiert haben.

Das von den Befragten in Bezug auf Transitionsfinanzierung am häufigsten (60 Prozent) genannte Investitionshemmnis ist jedoch der Mangel an Unternehmen mit glaubwürdigen und realisierbaren Transitionsplänen. 55 Prozent meinen, dass es für Asset Owner schwierig ist, die Fortschritte von Unternehmen bei der Umsetzung von Klimastrategien und -projekten zu messen oder zu quantifizieren. Durch kontinuierliche Verbesserungen in der Unternehmensberichterstattung und entsprechende regulatorische Initiativen dürfte dieses Defizit jedoch zunehmend behoben werden.

 

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