Die Finanzierung der Ladeinfrastruktur
Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 eine Million öffentlich zugängliche Ladestationen für Elektrofahrzeuge zu schaffen. Aktuell sind es nicht einmal 100.000 öffentliche Ladesäulen. Derzeit sind drei Hauptakteure beim Aufbau und Betrieb der Ladesäuleninfrastruktur zu beobachten: Stadtwerke beziehungsweise Versorger, Automobilhersteller und Tankstellenbetreiber. Hier scheint das Geschäft mit den Ladesäulen naheliegend.
Es ist aber kein Selbstläufer. Sowohl die Errichtung als auch der Betrieb von Ladeinfrastruktur sind komplex: Standortsuche und das Einholen der Genehmigungen sind zeitaufwendig; im Betrieb müssen kundenrelevante und energiewirtschaftliche Prozesse beherrscht werden. Außerdem sind erhebliche Investitionen in die Ladesäulen sowie die dahinterliegende IT-Infrastruktur zu tätigen. Daher ist davon auszugehen, dass der „jeder-macht-alles“-Ansatz künftig durch eine Arbeits- und Risikoteilung abgelöst wird. In der Energiewirtschaft werden so bereits Windparks oder Biogasanlagen errichtet und betrieben.
Meist gibt es eine Aufteilung zwischen Anlageneigentümern und -betreibern. Für die Ladeinfrastruktur kann das konkret bedeuten, dass sich die Anlageneigentümer um die Prozesse bis einschließlich der Errichtung der Ladesäulen kümmern. Die Eigentümer vermieten die Ladesäulen dann an die Betreiber gegen einen Pachtzins, der für die Eigentümer langfristige, inflationsgeschützte und nahezu risikolose Zahlungsströme darstellt. Aufgrund des hohen Kapitalbedarfs können Dritte über Asset-Gesellschaften, Fonds oder Portfolios sowie Bürgerbeteiligungen in Ladeinfrastruktur investieren.
Vergleichbar zu anderen Infrastruktur-Assets, wie Energienetzen oder Wasserversorgung, können Ladesäulen so ein interessantes Investment für Pensionsfonds und Versicherungen darstellen. Die Anlagenbetreiber werden versuchen, kundenrelevante und energiewirtschaftliche Prozesse in das skalierbare Geschäft eines eigenen Ökosystems zu integrieren, sowie zusätzlich Opportunitäten an den Energiemärkten zu nutzen. Die Herausforderungen dieses Geschäfts sind im Aufbau des Kundenstammes sowie einer leistungsfähigen IT zu erwarten.
Derzeit entwickelt sich der Markt erst, sodass hier tendenziell eher Risikokapitalgeber gesucht werden. Mit Blick auf den politischen und gesellschaftlichen Willen scheint es keine Frage, ob sich der Markt für Ladeinfrastruktur entwickelt, sondern eher mit welcher Geschwindigkeit, und welche Akteure dabei in Zukunft eine entscheidende Rolle einnehmen.
Autoren: Daniel P. Breloer In Verbindung stehende Artikel:
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