Warum Investments in regenerative Landwirtschaft profitabel und sinnvoll sind
Die Ernährung von 7,5 Milliarden Menschen hängt von einer langfristig produktiven Landwirtschaft ab. Allerdings gelten bereits 35 bis 40 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen weltweit als degradiert. Der verfügbare fruchtbare Boden nimmt stetig ab. Bei ansteigender Weltbevölkerung können wir daher weder auf neue Flächen ausweichen noch die Effizienz beim Anbau mit etablierten Methoden im notwendigen Maße steigern. Wir müssen stattdessen auf weniger Fläche besser produzieren sowie bereits degradierte Flächen wieder nutzbarer machen. Wie die Energiewirtschaft steht auch die Landwirtschaft vor einem enormen Wandel.
In den vergangenen Jahrzehnten nahm die industrielle, chemisch stark unterstützte Landwirtschaft immer weiter zu. Das heißt, dass mit Hilfe von Pestiziden im ersten Schritt jegliche im Boden vorhandene Biodiversität abgetötet wird. Dies nimmt dem Boden seine Regenerationsfähigkeit. Im zweiten Schritt müssen dann die fehlenden Nährstoffe durch chemische Kunstdünger wieder zugeführt werden. Dies erfolgte auf riesigen Flächen und führte zu den heute überall verbreiteten Monokulturen. Es hat aber einen großen Nachteil, wie uns die Wissenschaft nun immer klarer aufzeigt: Die Böden laugen aus und werden schwächer – sie müssen für die gleichen Ernteergebnisse mit immer mehr chemischen Mitteln belebt werden. Der Kohlenstoffgehalt im Boden sinkt durch mechanische Bearbeitung. Wichtige Bakterien und Mykorrhizae (Pilzgeflechte), die den Pflanzen bei der Nährstoffaufnahme helfen, sind nicht mehr vorhanden. Die Landwirte werden durch die Notwendigkeit von teurer Chemie, ohne die sie nicht mehr arbeiten können, in eine finanzielle Abhängigkeit gebracht. Damit geraten sie in eine Negativspirale, die langfristig zu immer schlechteren Böden führt und immer höhere Kosten verursacht.
Gleichzeitig ist die Landwirtschaft zusammen mit der Nahrungsmittelindustrie für circa 25 Prozent der vom Menschen emittierten weltweiten Klimagase verantwortlich. Wir brauchen dringend bessere Lösungen: erstens Anbaumethoden, die weniger CO₂ ausstoßen und zweitens Ansätze, um CO₂ als Kohlenstoff im Boden zu binden, um damit die Böden zu verbessern sowie drittens eine intelligente Intensivierung, um auf weniger Fläche mehr zu erzeugen.
Was bietet regenerative Landwirtschaft?
Alle großen Nahrungsmittelkonzerne wenden sich bereits regenerativen Anbaupraktiken zu. Diese bieten den großen Vorteil, dass die Böden genau durch das Gas verbessert werden, das uns in der Atmosphäre schadet: Kohlenstoffdioxid (CO₂). Der organische Kohlenstoffgehalt im Boden ist ein wesentlicher Indikator für Bodenqualität, Fruchtbarkeit, Porosität und Wasserrückhaltefähigkeit. Folglich hängt ein gesunder und damit landwirtschaftlich attraktiver Boden maßgeblich mit seinem Kohlenstoffgehalt zusammen. Kohlenstoffreiche Böden erbringen höhere Erträge und sind resilienter gegenüber Dürren sowie anderen Wetterextremen. Doch wie erreicht man die langfristige Anreicherung von Kohlenstoff in landwirtschaftlichen Böden? Hier setzt regenerative Landwirtschaft an.
Durch regenerative Anbaupraktiken wird der Atmosphäre CO₂ entzogen, welches längerfristig im Boden gebunden und somit gespeichert wird. Dies basiert auf einer schonenden Bewirtschaftung mit natürlichen Mitteln wie permanentem Bewuchs, dem Verzicht auf tiefes Pflügen, intelligenten Fruchtfolgen und der Anreicherung organischer Materie als Alternative zu synthetischem Dünger. Es gibt bereits zahlreiche Beispiele in allen Klimazonen, die mit Studien belegen, dass man mit der höheren Komplexität regenerativer Systeme profitabler arbeiten kann, da die Kosten für Chemikalien und synthetischen Dünger deutlich gesenkt werden oder im Idealfall ganz wegfallen.
Was bedeutet das für Investoren?
Dunkelgrüne Investments: Es handelt sich hierbei um nachhaltig erzeugte Nahrungsmittel, die im Vergleich zu herkömmlichen Produkten unmittelbar klimapositiv sind. Durch ihre regenerative Erzeugung tragen sie jedoch nicht nur zu einer Kohlenstoffspeicherung bei, sondern führen auch zu einer höheren Artenvielfalt im Boden sowie einer Erhöhung der oberirdischen Biodiversität. In sich tragen diese Investments, ähnlich wie die Energiewende in ihrem Bereich, zu einer Nahrungsmittelwende bei, hin zu einer langfristig besseren Wirtschaft, die keine ausgelaugte Erde hinterlässt.
▶ Keine direkte Korrelation mit Aktien- und Rentenmärkten
▶ Entkoppelung durch Real Assets, oft mit Grund und Boden
▶ Produktion von nachhaltigen Lebensmitteln
▶ Inflationsschutz
Durch die positiven Klimaauswirkungen können diese Projekte von steigenden CO₂-Zertifikate-Preisen profitieren. Bereits jetzt gehen Lebensmittelkonzerne dazu über, für die Emissionen in der eigenen Wertschöpfungskette (bis Scope 3¹) Verantwortung zu übernehmen und sie entweder – wo möglich – zu reduzieren oder zu kompensieren, wo es nicht möglich ist. Dies führt dazu, dass Projekte wie diese einen höheren Preis für ihre Produkte als herkömmliche erzielen können und damit die Profitabilität weiter steigern.
Chancen
▶ Der Fokus auf regenerative und biologische Anbaumethoden in Agroforstmodellen mit bewiesen erhöhter Klimaresilienz lässt auf stabile Ernten und (insbesondere relativ zur konventionell bewirtschafteten Umgebung) steigende Landwerte hoffen.
▶ Zusätzliche Erträge aus dem Verkauf von CO₂-Zertifikaten (Offsetting) oder Preisprämien aus dem Verkauf von klimaneutralen Produkten (Insetting) sind eine Kernkompetenz des Anlageberaters und eine Möglichkeit, einen Rendite-Booster aus der klimafreundlichen Landwirtschaft zu erwirtschaften.
▶ Diversifizierung der Produktion, anstelle von Monokulturen, erhöht nicht nur die Biodiversität, sondern ermöglicht auch ein verbessertes Risiko-Rendite-Profil sowie frühere Erträge aus temporären Feldfrüchten, die das Renditeprofil verbessern, während mehrjährige Pflanzen wachsen.
Risiken
▶ Das Marktrisiko, also die Marktpreise der im Portfolio produzierten Waren, ist typischerweise ein größeres Risiko bei (Agrar-)Rohstoffen. Mitigierend kommt hier die Nachhaltigkeits-/Premiumstrategie mit langfristigen Abnahmepartnerschaften zum Tragen, um die Preise vom Weltmarkt zu entkoppeln.
▶ Das Produktionsrisiko, also die Möglichkeit von Ernteausfällen durch Krankheitsbefall oder Naturgewalten, ist zu berücksichtigen, aber wird durch den starken technischen Ansatz, die Erfahrung des Anlageberaters und insbesondere die klimaintelligenten Anbaumodelle relativiert.
▶ Länder- und Währungsrisiken sind sehr beschränkt. Der Fonds konzentriert sich auf den Euro-Mittelmeerraum, sowie auf Marokko. Marokko hat ein BA1/BB+ Rating und gilt als verlässlicher und stabiler Handelspartner der EU. Der Marokkanische Dirham (MAD) ist an einen EUR/USD Währungskorb gebunden und entsprechend stabil.
Fußnote 1) Treibhausgasemissionen werden vom meist benutzten internationalen Berechnungstool, dem Greenhouse Gas (GHG)-Protocol, in drei Kategorien oder „Scopes“ unterteilt. Scope 1 deckt direkte Emissionen aus eigenen oder kontrollierten Quellen ab. Scope 2 deckt indirekte Emissionen aus der Erzeugung von gekauftem Strom, Dampf, Wärme und Kühlung ab, die das betreffende Unternehmen verbraucht. Scope 3 umfasst alle anderen indirekten Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen.
Autoren: Oliver Hanke und Wiebke Merbeth In Verbindung stehende Artikel:
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