Frauen als Anlegerinnen – Anlage in Frauen
Die erste und bisher einzige Bundeskanzlerin Deutschlands, Angela Merkel, hat die „schwäbische Hausfrau“ als Sinnbild für Sparsamkeit beschworen. Die Metapher war damals von ihr positiv aufgeladen gemeint und steht für eine verantwortungsvolle staatliche Finanzpolitik, die Überschuldung vermeiden sollte.
Doch ihr Ursprung ist leider so negativ wie nah an der Realität: Nicht nur in Schwaben verfügen Frauen über weniger Geld als Männer. Frauen in Deutschland haben eine Lohnlücke von 18 Prozent und eine Rentenlücke von um die 40 Prozent. Nicht verwunderlich ist daher auf den ersten Blick, dass der Finanzmarkt Frauen aufgrund des Gender-Kapital-Gaps als Investorinnen bisher vernachlässigt hat.
Auf den zweiten Blick ist das allerdings unklug, halten Frauen in westlichen Industrienationen doch trotzdem bedeutende Werte in Händen beziehungsweise wollen immer mehr berufstätige Frauen ihr Einkommen zur Altersvorsorge wertschöpfend anlegen – aber anders. Frauen wollen ihre Anlagen verstehen, sind auf Sicherheit und deswegen Streuung bedacht und investieren langfristig. So sorgen sie für Stabilität auf den Aktienmärkten.
Umstritten ist, ob Frauen eher dazu neigen, in soziale und umweltfreundliche Anlagen zu investieren, die neben Gewinnen auch ethischen Mehrwert generieren. Indizien dafür gibt es. Was fest steht ist, dass bislang nur zwölf Prozent der Aktienanleger*innen Frauen sind.
Was für das Investitionsverhalten von Frauen gilt, gilt auch für das Investieren in Frauen: Venture Capital für soziale, und nicht nur technische Innovationen, fördert überdurchschnittlich oft Ideen von Frauen. Frauen gründen zwar seltener und mit weniger Kapitalausstattung, dafür überdauern ihre Unternehmen eher. Von Frauen geführte Unternehmen sind nicht nur risikoaverser aufgebaut. Es gibt auch Hinweise, dass sie häufiger sozial-ökologisch ausgerichtet sind.
Für Frauen scheint Nachhaltigkeit in ihren drei Dimensionen des Sozialen, der Ökologie und der Ökonomie ganzheitlich relevant und eine dauerhaft profitable Betriebsführung wichtiger als schnelle Renditen. Umso unverständlicher ist die persistierende Gender-Financing-Lücke für von Frauen geführte Unternehmen. Eine gute Idee ist, Frauen zu Kapital für ihre guten Ideen zu verhelfen. Dies fördert nicht nur Geschlechtergerechtigkeit, sondern auch soziale und ökologische Nachhaltigkeit.
Autoren: Dr. Arn Sauer und Lisi Maier In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar