Goldgräber im Metaversum
US-amerikanische Investoren haben eine neue Anlageklasse entdeckt. Es geht um Immobilien in virtuellen Welten.
Für Immobilien gilt: Nur wer drin ist, ist in! Doch das Angebot ist bekanntlich knapp. Neu ist, dass manche Marktteilnehmer diese Real Assets auch dann noch als Investmentobjekte einstufen, wenn sie gar nicht real existieren, sondern nur in der virtuellen Realität, im sogenannten Metaversum.
Der Begriff „Metaversum“ wird dem Autor Neal Stephenson zugeschrieben. Er verwendete ihn in seinem Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ von 1992. Darin stellte er sich lebensechte Avatare vor, die sich in realistischen 3D-Gebäuden und anderen virtuellen Realitäten trafen.
Knapp 30 Jahre später, in Zeiten der real existierenden Immobilienknappheit, zitierte die „New York Times“ in dieser Woche den US-amerikanischen Immobilien-Investor Michael Gord mit folgenden Worten: „Wenn jemand ein Haus in Soho kaufen möchte, dann ist das unbezahlbar, es ist nicht auf dem Markt.“ Dasselbe werde im Metaversum geschehen, glaubt Gord, der das Unternehmen Metaverse Group betreibt – „das erste vertikal integrierte Immobilienunternehmen mit Fokus auf die Metaverse-Wirtschaft der Welt“.
Firmensitz ist ein virtueller Ort
Sitz der Metaverse Group ist das Crypto Valley in Decentraland, ein virtueller Ort, das Tüftler im Jahr 2017 mit Hilfe der Blockchain-Technologie erschaffen haben. Nach Angaben der Plattform AAX Academy ist Decentraland seit Anfang dieses Jahres für die breite Öffentlichkeit geöffnet – und damit auch für Investoren mit Property-Appetit. Binnen weniger Jahre habe sich Decentraland von einem einfachen 2D-Experiment zu einer ausgewachsenen 3D-Welt entwickelt.
Und „Investoren“ wie Michael Gord sind nun die Goldgräber in dem neuen Land. Als Goldgräber kann man aber auch den US-amerikanischen Unternehmer und Facebook-Chef Mark Zuckerberg betrachten. Seit dieser Woche heißt der Facebook-Konzern Meta Platforms – und Facebook ist nur ein Teil davon. Investieren Sie also möglichst schnell in Decentraland, bevor Ihnen Zuckerberg zuvor kommt – am besten mit geliehenen Bitcoins.
Für hiesige Anleger stellen sich nun aber mit Blick auf die neue Anlageklasse viele Fragen. Angefangen beim Ablauf des Neuen-Produkte-Prozesses (NPP) – vorgeschrieben durch die MaRisk, die Mindestanforderungen an das Risikomanagement –, bis hin zur Frage nach der Spezialfondsfähigkeit.
Wer sind eigentlich die besten Projektentwickler in Decentraland? Sind die Assets auch bei Stromausfall sicher? Und kann die Universal Investment Grundstücke im Metaversum eigentlich schon abbilden? Wie steht es um die ESG-Daten der Immobilien? Wie lassen sich virtuelle Grundstücke finanzieren? Ist es zu früh von Private Debt für die virtuelle Ökonomie zu sprechen? Und wie erfolgt die Besicherung? Vielleicht über VMBS (Virtual Mortgage-Backed Securitites). Solange diese Fragen nicht geklärt sind, bleibt das Metaversum deutschen Anlegern verschlossen. Alternativ bieten sich Kryptowährungen als Investment an oder besser (reale) Tulpenzwiebeln.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell ein real existierendes Wochenende.
Autoren: portfolio institutionellSchlagworte: Immobilien
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