Höhere Risiken für Multi-Asset-Portfolien
Studie von Union Investment zeigt geringere Diversifikation zwischen Aktien und Renten. Neues Inflationsregime als Grund.
In ihrem aktuellem „White Paper Risikomanagement 2021: Asset Allocation Strategy” geht Union Investment davon aus, dass die Corona-Pandemie zusammen mit einer höheren Inflation auch Veränderungen der Diversifikationsfähigkeit von gemischten Portfolien aus Aktien und Renten mit sich bringt. Das veränderte makroökonomische Umfeld wirke sich auf Anlageklassen, Investmentstile und Anlageregionen aus. „Die säkulare Stagnation hat die Kapitalmärkte seit der Finanzkrise geprägt. Es zeichnet sich ab, dass die Pandemie wirtschaftliche Trends beschleunigt, die der Weltwirtschaft verhelfen, das schwache Wirtschaftswachstum und die Disinflation der vergangenen Jahrzehnte hinter sich zu lassen“, sagt Michael Herzum, Leiter Macro & Strategy bei Union Investment und einer der Autoren der Studie.
Grüne und digitale Transformation als Treiber
Verantwortlich für den Wandel sind demnach vor allem die digitale und grüne Transformation der Ökonomien sowie die stark stimulierende Fiskalpolitik. Dabei geht Union Investment davon aus, dass dadurch bedingt ein höheres Produktivitätswachstum und ein höheres nominales Wirtschaftswachstum sowie ein höherer US-Zins dafür sorgen, dass sich vor allem in den USA die Inflation strukturell über der Zwei-Prozent-Marke einpendeln wird, was vor allem für Multi-Asset-Portfolien relevant sei. Durch das neue Inflationsregime ändere sich die Korrelation von Aktien zu Fixed-Income-Anlagen, wobei die Diversifikation zwischen ihnen abnimmt. Demnach empfehle es sich für Multi-Asset-Investoren, den Anleihenanteil in den Portfolien zu verringern. Im verbleibenden Teil seien aufgrund der höheren laufenden Verzinsung US-Staatsanleihen jenen aus Kerneuropa vorzuziehen. Als günstiger Schutz gegen überschießende Inflationsraten sei zudem die Beimischung von inflationsindexierten Anleihen anzuraten, so Union Investment.
Mehr US-Fixed-Income und Inflation-Linkers
Credit-Investoren sollten High-Yield- gegenüber Investment-Grade-Anleihen bevorzugen. High-Yield-Papiere hätten sich historisch in Phasen mit höherem nominalen Wachstum besser entwickelt. Zudem seien die Ausfallraten in einem dynamischen Wachstumsumfeld gering. Mit Blick auf die regionale Allokation sollten europäische Unternehmensanleihen zunächst gehalten werden. Nachdem sich das höhere Renditeniveau bei US-Papieren eingestellt hat, sollte in US-Credits umgeschichtet werden. „Wir gehen trotz des herausfordernden Umfelds davon aus, dass sich mit Unternehmensanleihen auch in den kommenden Jahren auskömmliche Erträge erwirtschaften lassen“, fasst Michael Herzum zusammen.
Growth und Value gleichen sich an
Auch sehen die Autoren Faktoren, die für eine gleichförmigere Wertentwicklung von Value und Growth im neuen Makroregime sprechen: In einem Umfeld mit einem strukturell höheren nominalen Wirtschaftswachstum schafften es immer mehr Unternehmen, auskömmlich zu wachsen. Die Knappheit des Faktors Growth nehme ab, eine Prämie sei damit weniger gerechtfertigt. Derzeit liege dieser Aufpreis bei Growth-Werten aus den USA gegenüber dem breiten S&P 500-Index bei knapp 30 Prozent. Im Falle eines nominalen Wirtschaftswachstums von zum Beispiel sechs Prozent sei eine Prämie von dann nur noch sieben Prozent gerechtfertigt. Relativ zum marktbreiten Index bestehe also in dem von Union Investment erwarteten Umfeld noch ein gewisses Potenzial der Neubewertung von Growth-Titeln aus den USA.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Aktien | Fixed Income | Strategische Asset Allocation (SAA) | USA
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