Co-Investoren gesucht
Wagnisfinanzierer Frank Thelen sucht nach Co-Investoren. So disruptiv wie seine Zielunternehmen ist auch sein Timing.
Die seit 2014 ausgestrahlte TV-Weiterbildungssendung „Die Höhle der Löwen“ ist für viele Start-up-Unternehmer ein Schritt auf dem Weg zu Wohlstand und gesellschaftlichem Ansehen. Sie alle möchten mit Co-Investoren wie Carsten Maschmeyer, Jochen Schweizer, Frank Thelen oder Ralf Dümmel das nächste große Ding durchziehen.
Bei Pinky Gloves sahen Frauen rot
In diesem Jahr allerdings lagen die Start-up-Unternehmer Eugen Raimkulow und André Ritterswürden mit ihren „Pinky Gloves“ voll daneben – obwohl der „Die Höhle der Löwen“-Investor Ralf Dümmel seine Unterstützung zugesagt hatte. Bei den „Pinky Gloves“ handelt es sich um pinkfarbene, aber nicht unumstrittene Einwegplastikhandschuhe zur Entsorgung von Tampons und Binden.
Nach einem „Shitstorm“ haben die Unternehmer die Handschuhe inzwischen aber vom Markt genommen. Ob sie jetzt die Frauen besser verstehen? Dann hätte es wenigstens einen Erfahrungsgewinn gegeben.
VC im TV
Nun blickt eine aktuelle Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditsafe hinter die Kulissen der Löwen-Höhle: Schneiden die Start-ups, in die die Investoren Geld gesteckt haben, besser ab als die, die keine Anschubfinanzierung bekommen haben? Kann die TV-Show also eine Pre-Due-Diligence für institutionelle Investoren sein?
Um das herauszufinden, hat Creditsafe laut der „FAZ“ (bezahlpflichtig) einen Überblick über die Kreditwürdigkeit der Unternehmen, die in den ersten neun von bislang zehn Staffeln der Show aufgetreten sind, erstellt. Insgesamt liegen für 369 der insgesamt 509 betrachteten Start-ups Kreditscores vor.
Ein Ergebnis: „Scheitern die Start-ups in der Show, scheint die Wahrscheinlichkeit zu steigen, dass sie danach aufgelöst werden“, so die „FAZ“. 26 Unternehmen erlitten dieses Schicksal. „Investierten die Löwen aber in ein Unternehmen, wurde dieses danach tatsächlich nur achtmal aufgelöst.“ Sind die Löwen also hervorragende Venture-Kapitalisten?
Eine stichhaltige Antwort darauf bleibt die Untersuchung schuldig. Die Angaben sind laut dem Bericht unvollständig. Die tatsächlichen Werte können „höher liegen“. Die „FAZ“ schreibt, dass die in der Show nicht erfolgreichen Start-ups aber sehr viel häufiger von Insolvenz bedroht sind.
Venture Capital am Aktienmarkt
Und jetzt heißt es ganz schnell zu sein: „Löwe“ Frank Thelen ist aktuell selbst auf Suche nach Co-Investoren: Für den Fonds „10XDNA – Disruptive Technologies“ wirbt er um die Gunst von Kleinanlegern. Nach eigenen Angaben legt der Investor seit einigen Jahren sein „liquides Vermögen nach unserem Venture Capital Ansatz am Aktienmarkt an“. Das klingt schräg, wo doch dieses Wagnis- oder Risikokapital per Definition eine Form des außerbörslichen Beteiligungskapitals ist.
Nun sei Thelen die Idee gekommen, diesen Ansatz auch für Privatanleger zu öffnen, „weil ich finde, dass jeder am Vermögensaufbau durch Geldanlage an den Märkten teilhaben können sollte“. Der Wagnisfinanzierer sagt, dass die meisten technologischen Innovationen aktuell in den USA und China entstehen, „aber wir hoffen sehr, dass auch Europa in den nächsten Jahren potenzielle Technologie-Champions hervorbringt, die wir uns dann natürlich ebenfalls genau ansehen werden“.
Fragwürdiges Timing
Laut einem Interview will Thelen 50 Prozent seines liquiden Vermögens in den Fonds investieren. Wie viel das ist, wissen wir nicht. Doch das Timing stimmt so gar nicht. Die US-Aktienmärkte haussieren seit dem Corona-Crash und notieren auf Rekordhoch. Kommt es zur längst überfälligen Korrektur, dürften davon auch disruptive Technologien nicht verschont bleiben.
Aber das stört Unternehmer Thelen vermutlich nicht. Als ausgebuffter Venture-Kapitalist verlangt er bei der Retail-Tranche des neuen Fonds neben einem Ausgabeaufschlag von drei Prozent auch noch 1,86 Prozent Managementgebühren pro Jahr. Mit diesem Einkommensstrom lässt sich die nächste Baisse locker aussitzen. Fraglich ist aber, was die Managementleistung ist.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell ein unterhaltsames Wochenende.
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