Dump Trump
An der Wall Street wollen viele mit Donald Trump nichts mehr zu tun haben. Das kann Rendite kosten.
Donald Trump genießt nach seiner Abwahl seine neu gewonnene Freiheit. Nun muss er seine Geschäfte nicht mehr vom Weißen Haus aus steuern. Außerdem hat er auch wieder mehr Zeit für das Big Business. Laut US-Medien will der Politiker und Unternehmer (dem Psychologen bösartigen Narzissmus attestieren) ein Social-Media-Netzwerk namens „Truth Social“ starten. Trumps Facebook sozusagen. Und wer sonst als Trump könnte so glaubwürdig für „Wahrheit“ und „Soziales“ stehen?
Auch an Geld für das Projekt mangelt es nicht. Das überrascht. Denn mehr und mehr achten sie in Corporate America und an der Wall Street auf Nachhaltigkeit und gute Corporate Governance. Wie die „New York Times“ schreibt, distanzieren sich amerikanische Unternehmen seit dem Sturm von Trump-Anhängern auf das Capitol am 6. Januar öffentlich von dem notorische Polstergeist.
Erik Gordon, Professor an der Universität Michigan, bringt die Abneigung auf den Punkt: „Manche Investoren würden lieber Rattengift trinken als mit Herrn Trump in Verbindung gebracht zu werden“, so Gordon in einem Interview mit der „New York Times“.
Anleger setzen auf Trump
Unterstützung erfährt Narzisst Trump nun aber vom boomenden Markt für börsennotierte Zweckgesellschaften, den „Spacs“, mit denen vor vielen Jahren bereits die deutsche Managerlegende Thomas Middelhoff auf Erfolgskurs gegangen war. Spacs sind gewissermaßen Blankoscheck-Unternehmen. Sie gehen als leere Hülle an die Börse und sammeln Geld von Anlegern mit dem Ziel, eine unterbewertete Firma zu finden, mit der sie fusionieren können.
Wenn der Plan aufgeht, winken satte Kursgewinne. Diese Geldgeber haben allerdings keine Ahnung, wer dieser Fusionspartner sein wird.
Hedgefonds kaufen Börsenmäntel
Aktuell sind es vor allem Hedgefondsmanager wie Boaz Weinstein, die Geld in Spacs stecken. Getrieben von der Aussicht auf ein finanziell ertragreiches, aber auch ethisch sauberes Geschäft, beteiligte sich der Ex-Deutschbanker und Gründer des Hedgefonds-Spezialisten Saba Capital Management vor einiger Zeit an einem Spac namens Digital World Acquisition.
Was er damals nicht ahnen konnte: Die bislang inhaltslose Zweckgesellschaft wird der neuen Social-Media-Plattform von Donald Trump finanziell Starthilfe leisten. Und Trump ist so ziemlich der letzte Mensch auf Erden, mit dem Weinstein in Verbindung gebracht werden möchte.
Wie ein blutiger Anfänger ließ Weinstein sich zu einer Trotzreaktion hinreißen. Der (eigentlich) mit allen Wassern gewaschene Finanzprofi warf in den ersten Handelsstunden des 21. Oktobers sämtliche Anteile an dem Spac, die er losschlagen durfte, auf den Markt (einige Anteile muss er noch für einige Monate halten). Unter dem Strich verschaffte der Blitzverkauf Weinstein und seinen Geldgebern einen „kleinen Profit“, wie er selbst sagt.
Kursrakete verpasst
Was dann aber folgte, muss für den Hedgefonds-Mogul ein Schock gewesen sein: Die Aktien von Digital World Acquisition schossen noch am selben Handelstag und tags darauf in die Höhe. Zwischenzeitlich notierte das Papier 1.750 Prozent im Plus verglichen mit dem Schlusskurs vom 20. Oktober (rund 10 Dollar). Weinsteins Glück im Unglück: Er hatte den Spac immerhin nicht geshortet.
Und die Moral von der Geschicht‘? Mit einem reinen Gewissen ist man über jeden Narzissten erhaben. Ob das auch Weinsteins Geldgeber so sehen, steht aber auf einem anderen Blatt.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell ein ethisch unbedenkliches Wochenende.
Autoren: portfolio institutionellSchlagworte: Hedgefonds
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar