Barbaren vor dem Renteneintritt
Schön-schaurige Erinnerungen an die Gründer von KKR
Bei Kohlberg, Kravis & Roberts (KKR) haben sich mit den Gründern und Cousins Henry Kravis und George Roberts jetzt zwei echte Kapitalmarktgrößen aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Beide waren stilprägend für das Beteiligungsgeschäft (Erfindung des Leveraged Buyout), die Literatur („Barbarians at the Gates“) und Spielfilme („Gordon Gekko“ in „Wall Street“).
Mal galten sie als „Masters of the Universe“, mal als Heuschrecken. Die „Neue Zürcher Zeitung“ zitiert Kritiker, laut denen das Beteiligungsunternehmen mit gewagten Transaktionen „nur verbrannte Erde, zerschlagene Firmen und verstörte Gemeinden hinterlässt, um Milliarden zu scheffeln“. Aber: Rund 300 Milliarden Dollar an Fee-Paying Assets Under Management (FPAUM) und eine Marktkapitalisierung von etwa 40 Milliarden Dollar geben Kravis und Roberts recht – zumindest nach deren Maßstäben.
RJR Nabisco und Hertha BSC
Berühmt-berüchtigt war die feindliche Übernahme des US-amerikanischen Nahrungsmittelherstellers RJR Nabisco, für den KKR im Jahr 1989 die damals sagenhafte – und kreditfinanzierte – Summe von 31 Milliarden Dollar stemmte. Mit dem Deal wurde nicht nur KKR, sondern die gesamte Private-Equity-Branche bekannt – obwohl sich die Transaktion für die Geldgeber unterm Strich nicht auszahlte.
Ein echtes Meisterstück lieferte KKR aber unter der Ägide der beiden Ikonen in Deutschland ab: KKR schaffte es tatsächlich, mit Hertha BSC Geld zu verdienen. Die Amerikaner gaben dem Hauptstadtclub 2014 immerhin 61 Millionen Euro – und cashten vier Jahre später mit 71 Millionen Euro wieder aus.
Die Berliner freuten sich damals über die neue Planungssicherheit, finanzielle Unabhängigkeit und Flexibilität – und alsbald über den Einstieg des nächsten Investors, Lars Windhorst, und vor allem dessen Millionen.
Heute hat die Hertha das Geld mit erfolglosen Spielerkäufen verbraten und spielt gegen den Abstieg. Außerdem gibt es da noch etwas: An das KKR-Engagement erinnert noch die übliche Hinterlassenschaft. Im Fall der Berliner ist es eine Anleihe im Volumen von 40 Millionen Euro und einem Kupon von 6,5 Prozent. Ligakonkurrent Schalke 04 musste 2016 übrigens nur fünf Prozent zahlen.
Was die Zukunft bringt
Langweilig dürfte es Kravis und Roberts künftig nicht werden. Sie ziehen sich nämlich nicht komplett zurück, sondern wachen nun als Chairmen über ihren Nachfolgern Joe Bae und Scott Nuttall. „There is such a huge need for private capital to support businesses, and KKR still has so much potential even 45 years later”, teilten sie zur Amtsübergabe mit. „We are looking forward to all that lies ahead and to working with Joe and Scott to fulfill our mission of fortifying companies and helping secure the retirements and livelihoods of the hundreds of millions of people around the world who depend on our support and investment expertise.”
Warum auch nicht weiterarbeiten? Die Jungs sind ja schließlich erst 77 und 78 Jahre alt. Deals und Transactions halten offensichtlich jung.
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