Riester rentiert sich
Mut zur Zumutung
Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Stichwort Riester-Rente, die dieses Jahr ihren 20. Geburtstag feiert. Staatliche Zulagen, Sonderausgabenabzug, Grundzulage, Kinderzulage, Garantiezins, Mindesteigenbeitrag, nachgelagerte Versteuerung und so weiter … Bei einem solchen Paket konnte eigentlich nur eines garantiert sein. Dass man nämlich nicht diejenigen Bevölkerungsschichten erreicht, die die geringsten Chancen haben, Rücklagen fürs Alter zu bilden.
Erreicht hat der Staat dafür bekanntlich die Finanzindustrie und Vertriebskanonen wie Carsten Maschmeyer mit der Folge, dass bei manchen Anbietern die Gebühren über den staatlichen Zulagen liegen. Das mag komisch klingen, ist aber vielleicht in einem Land normal, das sich gleich fünf Wege für die Durchführung der betrieblichen Altersvorsorge gönnt.
Heute weiß man, dass es ein Obligatorium gebraucht hätte, um das Ziel von ‚Riester‘ zu erreichen, mit einer ergänzenden kapitalgedeckten Rente für das Alter vorzusorgen. Das betont auch Walter Riester selbst, wenn auch leider erst heute: „Die Rücklagenbildung fürs Alter konkurriert immer mit tagesaktuellen Ausgabenwünschen und Notwendigkeiten, deshalb muss man das verpflichtend machen.“
Aber eine Pflicht zur Einzahlung wie in Schweden ist eben für Politiker, Verbraucherschützer und Bild-Zeitung nicht zumutbar. In etwa so wenig zumutbar wie für Gewerkschafter bei der Sozialpartnerrente auch einmal Verantwortung für die Arbeitnehmer von heute, also für die Rentner von morgen, zu übernehmen. Oder so wenig zumutbar für den Einzelnen, auch einmal Eigenverantwortung zu übernehmen. „Würden wir nur auf die Weitsicht der Menschen vertrauen, hätten wir massenweise Altersarmut“, weiß Riester. Dann bräuchte es eben einmal einen Mut zur Zumutung.
Dazu passt, dass die Parteien im Wahlkampf eher mit Steuererhöhungsplänen als mit Rentenreformplänen glänzen. Warum auch nicht? Die Rente ist doch sicher.
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