Schwarzer Schwan
23. April 2021

Im Abseits

Auf Kohle gebaut

Fußball-Profis spielen für Millionen von Zuschauern, vor allem aber für Milliarden an Euros. Diese brauchen die Top-Clubs dringendst, der FC Barcelona ist zum Beispiel mit über einer Milliarde Euro verschuldet. Darum die Pläne für eine geschlossene Super League. Florentino Perez, Präsident von Real Madrid, wollte mit ihr den Fußball retten, der sich in einer dramatischen (finanziellen) Situation befindet. „2024 sind wir alle tot.“ Die Super League ist jedoch ins Abseits gelaufen, nach nur zwei Tagen kam für die Fußball-Revolution schon wieder der Schlusspfiff. Zu offensichtlich war, dass es nicht um Fußball, sondern um Geld ging. Zwar stand als Lockmittel im Raum, dass auch Clubs wie Gladbach, Everton oder Sevilla hin und wieder eine Einladung zum Mitspielen bekommen. Vermutlich wären die Einladungen aber eher an Guangzhou Evergrande aus China, Al-Ahli Dschidda aus Saudi-Arabien oder die Colorado Rapids in den USA gegangen.

Schalke qualifiziert sich für Super League

Vielleicht hätten die Macher der Super League – laut Manager-Magazin ein „Projekt von Oligarchen, chinesischen Unternehmern, reichen Söhnen, Hedgefondsmanagern und US-Investoren“ – das Vorhaben ehrlicher kommunizieren sollen. Nämlich, dass das „Super“ für Verschuldungs-Spitzenwerte steht. Dann könnte auch der FC Schalke 04 in der Super League mitspielen. Königsblau steckt nämlich mit immerhin 217 Millionen Euro in den roten Zahlen. Das „negative Eigenkapital” beläuft sich auf 71 Millionen Euro.

Schalke muss aber in der nächsten Saison, sofern die Lizenz erteilt wird, in der zweiten Bundesliga spielen. Der Abstieg ist seit dieser Woche mit einer Niederlage in Bielefeld besiegelt. Woraufhin das Auslaufprogramm der Profis nach diesem Spiel von den wütenden Fans gestaltet wurde. Die Super League ist gescheitert, weil man die Fans vergessen hat. Die Fans haben aber Schalke nicht vergessen.

Dem Bergbau-Club droht in der zweiten Liga die Kohle auszugehen. Sportlich und vor allem finanziell wird wichtig, mit welchem Spielerkader Schalke die kommende Saison bestreitet. Im Schnitt wird jeder der Stars mit knapp drei Millionen Euro entlohnt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist aber mäßig, in der laufenden Saison gewann man nur zwei von bislang 30 Spielen. Rentierlicher sind dagegen die Anleihen von Schalke. Der bis 2023 laufende Bond notiert bei 77 Prozent. Von einem Fanartikel unterscheiden sich die Anleihen durch die Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Ob aber Armin Laschet seinen Bundestagswahlkampf wirklich mit Diskussionen über eine Schalke-Bürgschaft belasten will?

Noch ist aber nicht aller Tage Abend beziehungsweise Schicht im Schacht. Denn bei Schalke stehen auch die Toten auf! Hartnäckig hält sich folgende Geschichte: Als die Vereinslegende Ernst Kuzorra starb und beerdigt wurde, wurde der Sarg laut Medienberichten noch einmal hochgeholt. Grund war, dass der Präsident zu spät kam und es sonst keine Fotos von seinen Tränen am Sarg gegeben hätte. Wunder gibt es also immer wieder!

Glückauf wünscht die Redaktion von portfolio institutionell!

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