Alternatives bleiben stabil
Anlegertrio diskutiert auf Union-Konferenz Alternatives und Aktien. Sektor-Sicht auf Aktien.
Die Stabilität von Alternatives und die großen Performanceunterschiede der verschiedenen Aktiensegmente: Dies waren die zwei große Themen der Asset-Allokation-Diskussionsrunde der Risikomanagement-Konferenz von Union-Investment. Aus hinlänglich bekannten Gründen fand der diesjährige genossenschaftliche Rendezvous nicht in Mainz, sondern im Internet statt.
„Wir investieren nun mehr in Private Equity, Real Estate und Infrastruktur“, teilte Torsten Kohrs mit. Die große Frage, die den Leiter Konzern-Treasury der Lufthansa bei diesen Allokationen begleitet: „Sind diese Assets auch in einer Krise wertbeständig?“ Bislang kann Kohrs diese Frage bejahen. Als relativ stabil erwiesen sich erfreulicherweise auch asiatische und chinesische Aktien, in die die Lufthansa ebenfalls verstärkt investiert hat. „Diese Region ist besser durch die Krise gekommen“, so Kohrs.
Der Wermutstropfen der Stabilität der Alternatives: Gewisse Preisabschläge würden den Portfolioaufbau erleichtern. „Es gab keine Neubewertung oder ein Schnäppchen-Niveau“, sagte Claudio Gligo von der Bonus Pensionskassen AG. Das Bedauern des Head of Asset Management der Wiener Altersvorsorgeeinrichtung ist aber sehr begrenzt: „Wir wollen ja Stabilität. Darum ist diese Entwicklung für uns eine Bestätigung.“
Auf dem Immobilienmarkt kommt es jedoch in einzelnen Segmenten zu Fragezeichen. Diese lassen zumindest künftige Wertanpassungen nach unten erwarten. Ein Beispiel, auf das Stefan Nientit in der Diskussionsrunde hinwies, sind Hotels. Nientit ist Direktor Treasury der Bank für Kirche und Diakonie eG – KD-Bank, kurz KD-Bank. Wie Nientit erläuterte, hat die KD-Bank wenig in Alternative Investments investiert. „Hier sind wir eher zurückhaltend.“ Grund seien bislang wenig überzeugende Erfahrungen mit Infrastruktur-Investments. Nientit geht jedoch davon aus, dass die Zurückhaltung der KD-Bank nicht in Stein gemeißelt ist. Dafür habe man kürzlich erstmalig in Wandelanleihen investiert. „Ein richtiger Schritt“, so Nientit. Dies gilt auch für die Zukunft. Das große Ausmaß an geschaffener Liquidität und die Dividendenrenditen sind für Nientit gute Argumente für Aktien. Zur Risikobegrenzung beitragen dürfte aus Sicht der KD-Bank auch der bankeigene Nachhaltigkeitsfilter, der bereits seit 2008 für das Depot-A eingesetzt wird. „Für uns ist Nachhaltigkeit ein Kernelement“, so Nientit. „Zum Jahresende entsprechen 96 Prozent unserer Eigenanlagen diesem Filter.“
Sektoren im Fokus
Nientits Mitdiskutanten raten, bei Aktien nicht nur bezüglich Nachhaltigkeit, sondern auch bezüglich der Branchen genauer hinzuschauen. „Man muss auf die Sektoren achten“, empfiehlt Torsten Kohrs. „Aktien, die von der Pandemie stark profitiert haben, sind zurückgekommen.“ Dagegen ging es jeweils in die andere Richtung für die Lufthansa-Aktie. Nach einer langen Talfahrt stiegen die Lufthansa-Anteilsscheine in der vergangenen Woche um knapp ein Viertel. Claudio Gligo berichtet, dass man beim IT-Sektor Gewinne mitgenommen habe. Anders als Nientit blickt Gligo bei Aktien skeptisch in die Zukunft: „Aktien sind zu teuer.“ Allenfalls in Relation zu Anleihen seien Aktien attraktiv. Grundsätzlich ist Gligo Aktien gegenüber aber nicht abgeneigt. Das hat vor allem einen Grund: „Aktien verschaffen Investoren Zugang zu etwas, was knapper wird: Wachstum.“
Viele Investoren dürften mit Aktien aber zunächst etwas anderes verbinden – nämlich Volatilität. Mehr Volatilität generell erwartet Torsten Kohrs auf allen Anlagefeldern für 2021. Darum ist es für Kohrs im kommenden Jahr besonders wichtig, „den Portfolioansatz und den Risikoansatz stringent zu verfolgen“. Mit diesem Ausblick setzte Kohrs auch den passenden Schlusspunkt für eine Asset-Allocation-Debatte.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Aktien | Alternative Anlagen
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