Kommerz und Kreuz

Ein besonders wohlgefälliges Werk verrichtet der Immobilien-Investor Werner Lustig aus Aichach bei Augsburg. Er offeriert laut Medienberichten für alle Gläubigen T-Shirts, auf denen hinten das Jesus-Porträt vom Turiner Grabtuch aufgedruckt ist und vorne in Gold die Buchstaben INRI, dem Kürzel für Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum.

Dank diesem frommen Merchandising muss sich Lustig nun etwas weniger um sein Seelenheil sorgen. Der findige Unternehmer kann mit seiner Aktion aber auch schon im Diesseits seine Habenseite vergrößern. Lustigerweise hat sich der Unternehmer nämlich INRI als EU-weite Marke gesichert.

Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt

„Geist ist geil“ titelte hierzu die Süddeutsche Zeitung. Irgendwie muss sich die langjährige Ministranten-Tätigkeit für den 58-jährigen ja einmal auszahlen. Nun kann Lustig Papst Franziskus und die Protestanten weltweit auf Lizenzgebühren verklagen oder das INRI-Logo als Goldenes Kalb an Modekonzerne verhökern.

Das Goldene Kalb

Lustig mag es eben, originelle Ideen, wie sich den 2000 Jahre alten Titulus Crucis als Markenrecht zu sichern, in die Tat umzusetzen. Dazu müsse man sich einfach trauen. „Der Glauben versetzt Berge, und danach handle ich auch!“, wird Lustig zitiert.

Ob aber auch Jesus das Merchandising mag? Eher nicht. Man denke an die im Johannes-Evangelium geschilderte Tempelreinigung: Als Jesus im Jerusalemer Tempel die Händler und die Geldwechsler sah, soll er sie mit einer Geißel aus Stricken aus dem Tempel vertrieben haben, stieß dabei Tische um und verschüttete das Geld der Wechsler mit den Worten: „Macht meines Vaters Haus nicht zum Kaufhaus!“

Aber für Werner Lustig soll ja nicht ein Tempel, sondern ein (bargeldloser) Webshop als Absatzkanal fungieren. Na dann.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen Ihre Redaktion von portfolio institutionell!

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