BVI und GDV contra Rating-Agenturen
Verbände setzen sich bei EU-Kommission für schärfere Regeln ein. Gemeinsamer Brief für gemeinsamen Kampf.
Der deutsche Fondsverband BVI und der Versicherungsverband GDV appellieren gemeinsam an die EU-Kommission, die amerikanischen Rating-Agenturen in der Preisgestaltung von Ratingdaten stärker zu regulieren und schärfer zu überwachen. „Die großen US-Ratingagenturen nutzen ihre marktbeherrschende Stellung für ihre Preisgestaltung aus, aber der EU-Wertpapierbehörde Esma fehlt es an regulatorischer Handhabe, diesen missbräuchlichen Nutzungslizenz- und Gebührenforderungen ein Ende zu setzen. Den Schaden haben die Anleger. Das kann so nicht weitergehen“, sagt BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter.
Der BVI und der GDV teilen mit, dass sie der EU-Kommission eine Verschärfung der Rating-Agentur-Verordnung vorgeschlagen (Credit Rating Agency Regulation, kurz CRA) haben. Konkret schlagen sie vor, die Rating-Anbieter zu mehr Preis- und Kostentransparenz zu verpflichten, analog den Regeln für Börsen unter Mifid II. Zusätzlich wollen die Verbände sichergestellt wissen, dass sämtliche Datenanbieter in einem Ratingkonzern von der CRA-Regulierung erfasst werden. Das sei derzeit nicht der Fall.
Als dritte Maßnahme plädieren der BVI und der GDV für eine Stärkung der Aufsichtskompetenz der Esma in diesem Bereich. Europäische Fondsmanager, Versicherer und institutionelle Anleger sind nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Regulierung auf den Bezug von Ratinginformationen und -daten angewiesen. Sie benötigen die Daten unter anderem für das Portfolio- und Risikomanagement, für Compliance- und Rechnungslegungszwecke und für das regulatorische Meldewesen.
Der gemeinsame Brief steht für den gemeinsamen Kampf der institutionellen Anleger und der Asset Manager für angemessene Konditionen beim Bezug von Finanzmarktdaten aller Art. Denn die Daten werden zunehmend zum Wettbewerbsfaktor für europäische Asset Manager. Die gesamte Marktdateninfrastruktur ist dabei von Monopolen und Oligopolen geprägt. Einer Aussage der Esma zufolge verteuerten sich die Lizenzkosten für Marktdaten an europäischen Börsen seit 2017 um rund 400 Prozent.
Autoren: Patrick Eisele In Verbindung stehende Artikel:
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