Neuer Genosse der Bosse
Gabriel macht den Gerhard
Sigmar Gabriel geht konsequent seinen Weg. Als SPD-Chef forderte er von seiner Partei dahin zu gehen, „wo es brodelt; da, wo es manchmal riecht, gelegentlich auch stinkt“. Folgerichtig wird er nun Aufsichtsrat der Deutschen Bank.
Die rote Zahl, die sich Sigmar Gabriel ab Mai genauer anschauen wird, hat acht Nullen. 5,7 Milliarden Euro Verlust meldete die Deutsche Bank für das Jahr 2019. „Unsere neue Strategie greift“, kommentierte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing das Traumergebnis. Denn die roten Nullen seien ausschließlich auf den größten Umbau der Firmengeschichte zurückzuführen, das Kerngeschäft habe sich stabilisiert. Mit dem Verzicht auf einen Teil der Boni trug der Vorstand den dann doch schwierigen Zeiten generös Rechnung. Ganz auf ihre Boni verzichten mussten 4.100 Mitarbeiter – so viel Personal wurde 2019 im Zuge des Umbaus bei der Deutschen Bank abgebaut.
Welche Aufgaben Sigmar Gabriel in Zukunft als Aufsichtsrat der größten deutschen Bank genau wahrnehmen wird, ist nicht bekannt. Es dürfte sich jedoch recht viel um Öffentlichkeitsarbeit handeln, um das verlorene Vertrauen des Instituts wiederherzustellen. Zunächst ging es jedoch – wie so oft bei Gabriel – um die Wahrung der eigenen Vertrauensbasis, wobei Gabriel nach Kritik gegenüber Bild am Sonntag in die Offensive ging: „Was sollen Politiker eigentlich machen, wenn sie ihre Laufbahn beendet haben? Sie sollen keine vorzeitigen Pensionen beziehen, sie sollen nicht zu Lobbyisten werden und eigentlich sollen sie auch nicht in die Wirtschaft gehen. Was denn dann?“ Eine Antwort könnte ein Blick in Gabriels Biographie geben: Eine Anschlussbeschäftigung beim Bildungswerk Niedersächsischer Volkshochschulen, bei dem er laut Wikipedia schon im Kursjahr 1989/90 in der Erwachsenenbildung engagiert war, wäre zumindest eine Möglichkeit.
Die neue Tätigkeit verteidigt er wie folgt: „Ich finde es schlimm, dass sofort der Generalverdacht entsteht, man würde sozusagen seine Seele verkaufen, wenn man nach dem Ende seiner politischen Laufbahn eine Aufgabe in der Wirtschaft wahrnimmt. Ich jedenfalls werde auch in Zukunft nicht anders denken und handeln als vorher“, so Gabriel. Im Aufsichtsrat werden sich so künftig interessante Debatten entspinnen, wenn Gabriel mit einem Impulsvortrag seine acht Bildzeitungs-Thesen aus dem Jahr 2013 wiederholt, wie Merkur.de nochmals recherchiert hat:
• „Banken erpressen die Staaten“,
• „Banken diktieren die Politik“,
• „Einige Banken leisten Beihilfe zur Steuerkriminalität“
• „Banken zahlen unanständige Gehälter“
• „Banken spekulieren riskant mit dem Geld ihrer Sparer“
• „Banken zocken ihre Kunden ab“
• „Banken halten sich nicht an Selbstverpflichtungen“
• „Banken manipulieren“
Schade nur, dass die erheiternden Wortwechsel aufgrund der spaßfeindlichen Verschwiegenheitsverpflichtungen des Aktienrechts wohl nicht nach außen dringen werden. Zumindest die Krise der Bank, die er 2016 als das „Ergebnis verantwortungsloser Manager“, die „Wahnsinn betrieben“ hätten charakterisiert hatte, wird er jedoch nun in seinem neuen Amt adressieren können.
Ob Gabriel sich dabei in Sachen Linientreue bei seinem Parteigenossen Gerhard Schröder orientiert, ist nicht bekannt. Das Aufsichtsratsmitglied von Rosneft und Nordstream 2 eröffnete jüngst den Fondskongress in Mannheim zum Thema nachhaltiges Investieren und sprach sich dort gegen Divestments und für Innovationen aus. „Lasst uns ruhig einen Apfelbaum pflanzen. Die Zeit, die wir brauchen, müssen wir uns auch schon nehmen“, zitierte er den 426 Jahre vor dem Club-of-Rome-Bericht zu den Grenzen des Wachstums gestorbenen Luther.
Pflanzen Sie auch dieses Wochenende einen Apfelbaum und düngen Sie kräftig, damit er schnell wachse, liebe Leserinnen und Leser, wünscht sich Ihre Redaktion von portfolio institutionell.
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