Schwarzer Schwan
25. Oktober 2019

Das Wir und das Ich

Mit Kabbala und Tequila

Gestern vor 90 Jahren an der Wall Street: Am Black Thursday crashte der Aktienmarkt, es brach Panik aus. Der damalige Einbruch sensibilisierte Anleger dafür, dass Aktien nur etwas für Langfristanleger sind. Es sollte nämlich 25 Jahre dauern, bis der Aktienmarkt wieder im Plus war. Folge des Crashs waren eine Weltwirtschaftskrise und hohe Arbeitslosigkeitsraten, statt zu höheren Lebensstandards kam es zu einer Verelendung der Massen.

Arbeitslosigkeit? Nicht doch. Heute ist Arbeit dafür da, Sinn und Gemeinschaft zu stiften sowie ein gutes Lebensgefühl für das eigene Ich zu vermitteln. Dies predigt zumindest Adam Neumann, Gründer von Wework, eines der wertvollsten Start-ups der Wirtschaftsgeschichte. Der Charismatiker Neumann pumpte simples Bürovermieten mit Buzzwords wie Co-Working, aktivitätsbasiertes Arbeiten und natürlich Künstliche Intelligenz vor allem dank der Softbank bis Anfang 2019 zu einer Bewertung von 47 Milliarden Dollar auf.

Charismatiker, Großdenker, Partylöwe

Sinnstiftend wollte Neumann auch für das eigene Management mit ausschweifenden Tequila-Partys sowie mit Esoterik-Klimbim wirken. In Kabbala-Meetings ging es laut Spiegel darum, durch selbstgesteuerte Ekstase das eigene Alltags-Ich zu transzendieren. Trotz dieser spirituellen Erfahrungen konnten Neumann und das Management aber die kurz vor dem IPO skeptisch gewordenen Investoren nicht mehr beruhigen. Die Wework-Bewertung schrumpfte laut Medienberichte auf rund zehn Milliarden Dollar.

Blender, Absahner, Möchtegern-Billionär

Mit Marktwirtschaft kennt sich Arbeitswelten-Guru und Partylöwe Neumann aber auch gut aus. Wie Medien berichteten vermietete er eigene Immobilien überteuert an Wework, verkaufte vor dem IPO noch flugs Anteile im Wert von 700 Millionen Dollar und bekam nach dem gescheiterten Börsengang einen goldenen Handschlag im Wert von 1,7 Milliarden Dollar. So geht Arbeit!

Aber ob diese Vermögensbildung Adam Neumann zufrieden stellt? Eines seiner Ziele ist nämlich, der erste Billionär der Welt zu sein.

Ein schönes Wochenende – fernab des Büros – wünscht Ihnen Ihre Redaktion von portfolio institutionell.

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