Aus High Yield wird Negative Yield, aus Junk wird Gold
Niedrigzins, Nullzins, Negativzins
Der Anleihemarkt ist um eine Kuriosität reicher – diese macht Investoren allerdings ärmer. Nicht nur, dass sich das Volumen an Anleihen mit negativen Renditen aus den Schwellenländern auf 246 Milliarden Dollar verdoppelt und die Zahl negativ rentierender Unternehmensanleihen sich auf 109 Milliarden Dollar fast verdreifacht hat. Diese Bloomberg-Daten veröffentlichte die FAZ.
Nun offerieren aber auch 14 High-Yield-Emittenten den Investoren eine negative Rendite für das Privileg, Euros leihen zu dürfen. Auf einer Liste der Bank of America Merrill Lynch finden sich neben Namen wie Nokia und Altice eher unbekanntere Emittenten wie Ardagh Packaging, Axalta oder WMG. Der Brief-Kurs der bis 2021 laufenden Euro-Anleihe von Nokia rentiert bei minus 15 Basispunkten, der der bis 2022 laufenden Dollar-Anleihe bei plus 260 Basispunkten.
Für Blackrocks Kapitalmarktstrategen Felix Herrmann steigt der Druck auf die EZB, in der zweiten Jahreshälfte ein neues Ankaufprogramm aufzulegen. „Der Kursschwenk der Zentralbanken bedeutet vor allem eines: niedrigere Zinsen – und das für lange Zeit“, so Herrmann. Europäische Staatsanleihen stufte Blackrock darum auf „übergewichten“ hoch. „Gleichzeitig sollte Anlegern jedoch auch bewusst sein, was für wilde Blüten die EZB-Politik treibt.“ Zu den wilden Blüten zählt zweifellos, dass die Einschätzung des Ausfallrisikos von „High“ Yields sich dem von Staatsanleihen nähert.
Junk wird zu Gold
Aus „High Yields“ werden also „Negative Yields“. Damit setzt EZB-Präsident Mario Draghi in seiner wohl letzten Runde seiner außergewöhnlichen geldpolitischen Maßnahmen ein neues Signal. Schön für die Unternehmen ist, dass sie, gerade wenn es operativ nicht läuft, künftig mit der Emission von Anleihen Geld verdienen können – und das risikolos. Junk wird somit für den Emittenten zu Gold. Den Emissionserlös könnten die Unternehmen dann noch hebeln, indem man damit – dank „whatever it takes“ – auch risikolose positiv verzinste italienische Staatsanleihen kauft.
Ebenfalls risikolos ist der Verlust für die Investoren. Fragt sich nur, was an einem vorprogrammierten Verlust attraktiv sein soll. Die Diversifikations- und Liquiditätsargumente stechen wenn überhaupt bei Staatsanleihen. Für eine Spekulation auf Kursgewinne ist die Duration von High Yields relativ kurz. Was bleibt ansonsten als Motiv? Altruismus? Resignation? Oder gar Masochismus? Für die Zukunft nichts Gutes würde das Motiv verheißen, dass anscheinend manche Anleger Junk Bonds mehr Vertrauen entgegenbringen als Staatsanleihen.
Mit dieser Ausgabe verabschiedet sich der Schwarze Schwan in die Sommerpause. Die Redaktion von portfolio institutionell wünscht Ihnen schöne Ferien und ausschließlich positive Überraschungen!
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