Dax-30-Vergütungsstudie der DVFA moniert Governance-Probleme
Manager-Vergütung zu hoch und Transparenz zu niedrig. Mangelnde CEO-Verantwortung bei Misserfolg.
Die Ergebnisse einer Befragung von 113 Investment Professionals und Mitgliedern der DVFA zu den Anforderungen an die Vergütung der CEOs des Dax-30 zeigen deutliche Differenzen zur derzeitigen Vergütungspraxis auf. Die Studie wurde von der DVFA gemeinsam mit Professor Dr. Markus Arnold, Universität Bern, und Professor Dr. Martin Artz, Universität Münster, im 1. Quartal 2018 durchgeführt. Seit 2015 führt die DVFA die Gehaltsstudie gemeinsam mit den beiden Wissenschaftlern im jährlichen Rhythmus durch.
Die Kernaussagen der Studie lesen Sie hier:
Die Befragten formulieren Grenzen für eine maximal akzeptable Gesamtvergütung von im Schnitt 10,4 Millionen Euro; dies entspricht einem Rückgang im Vergleich zum vergangenen Jahr um mehr als ein Drittel. Hierbei halten 40 Prozent der Befragten die tatsächliche durchschnittliche Gesamtvergütung von im Schnitt 6,35 Millionen Euro implizit für zu hoch. 2017 lag dieser Wert noch bei 27 Prozent.
Fast alle Befragten glauben, dass CEOs auch für deutliche geringere Summen an Gesamtvergütung arbeiten würden als derzeit gezahlt werden (Annahme der Befragten: im Schnitt 2,63 Millionen Euro versus einer aktuelle durchschnittliche Gesamtvergütung von im Schnitt 6,35 Millionen Euro). Dieser Wert ist im Vergleich zu den Vorjahren noch einmal gesunken und kann als Indiz für Governance-Probleme bei der Vergütung verstanden werden.
Ein großer Teil der Befragten ist der Meinung, dass sich die Verantwortung der CEOs für das Unternehmensergebnis bei Misserfolg auch in der Vergütung niederschlagen sollte. So fordern 29,2 Prozent negative Boni im Fall verfehlter Unternehmensziele. 77,9 Prozent sprechen sich grundsätzlich für eine Begrenzung der Gesamtvergütung aus, unabhängig von der Leistung. Die Mehrheit von 67,3 Prozent plädiert im Fall einer vorzeitigen Entlassung lediglich für eine Auszahlung des ausstehenden Fixgehaltes als Abfindung.
Die Befragten plädieren insgesamt für ein hohes Maß an Transparenz. So soll vor allem die Höhe der Gesamtvergütung, deren Aufteilung in fixe und variable Bestandteile, sowie deren Fristigkeit offengelegt werden.
Die Befragten fordern einen deutlich höheren Anteil der fixen Vergütung und einen geringeren Anteil kurzfristiger Boni bei der Vergütung von Top-Managern. So sollte laut DVFA Mitgliedern der Anteil des Fixgehaltes gut die Hälfte der Gesamtvergütung ausmachen (50,7 Prozent). Faktisch betrug der tatsächliche Anteil der fixen Vergütung in der Berichtssaison 2018 lediglich 25,4 Prozent. Weitere Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Befragten den Unternehmenserfolg nur bedingt geeignet zur Leistungsmessung bei Bonuszahlungen empfinden.
Die Befragten wünschen sich eine Begrenzung variabler Anteile auf insgesamt 42,3 Prozent, während in der Berichtssaison der Anteil variabler Vergütung in DAX-Unternehmen faktisch 63,2 Prozent betrug. Hierbei sollten langfristige, das heißt mehrjährig ausgerichtete Boni mit circa 75 Prozent den größten Anteil an variabler Vergütung ausmachen. In der Berichtssaison 2018 lag dieser Anteil bei circa 50 Prozent der gesamten variablen Vergütung.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr stieg die Bereitschaft, hieraus aktiv Konsequenzen zu ziehen, an. Dabei werden der Verkauf von Wertpapieren des Unternehmens oder die Abstimmung gegen Vorschläge des Vorstands auf der Hauptversammlung als mit Abstand häufigste Antworten genannt.
Präferenz für höhere Fixgehälter
Professor Dr. Markus Arnold, Co-Autor der Studie, kommentiert: „Wir sehen im Laufe der vergangenen Jahre einen deutlichen Trend hin zu einer Präferenz für höhere Fixgehälter und geringere Boni. Unsere Studienergebnisse zeigen, dass die befragten Investment Professionals keinen besonders starken Zusammenhang zwischen Leistung und kurzfristigen Bonuszahlungen sehen und eine Verringerung kurzfristiger Boni als derzeitig beste Lösung gesehen wird.“
Professor Dr. Martin Artz, Co-Autor der Studie, ergänzt: „Wahrnehmungen in der Öffentlichkeit, dass Bezahlung und Leistung von Dax-30-CEOs oftmals auseinanderklaffen, werden auch von unseren befragten Investment Professionals geteilt. Hierbei ist im Zeitablauf zu erkennen, dass die Kritiker einer zu hohen Gesamtvergütung der Dax-30-CEOs unter unseren Befragten in den vergangenen vier Jahren zugenommen haben. Um hier auch aktiv werden zu können, besteht ein starker Wunsch nach Transparenz in der Offenlegung, um gegenüber dem Vorstand und Aufsichtsrat auch tätig werden zu können.“
Autoren: Patrick Eisele
Schlagworte: Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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