Asset Manager
15. August 2013

„Performance ist äußerst wichtig“

Arnim Kogge, der geschäftsführende Gesellschafter des Vertiva Family Office, erläutert im Interview die wesentlichen Fehler, die Anleger bei der Auswahl aktiver Asset Manager begehen.

Herr Kogge, was ist Ihrer Meinung nach der wichtigste Fehler, den Investoren bei der Auswahl ihrer Asset Manager begehen?
Eines der Hauptprobleme der Investoren ist es, sich von Prognosen der Anbieter blenden zu lassen. Jeder Asset Manager zeigt Ihnen schöne Image-Broschüren und überzeugende Track Records. Im Grunde genommen ähneln die sich alle. Wenn dann ein Manager mit einer etwas besseren Rendite aufwartet als andere, sollte man sich davon nicht blenden lassen, denn diese etwas bessere Rendite kann mit einer sehr hohen Volatilität erwirtschaftet worden sein. Viele Anleger wissen gar nicht, was für ein Risiko sie damit eingehen.
Sollte die Performance bei der Managerauswahl überhaupt eine Rolle spielen?
Die vergangene Performance muss natürlich eine gewisse Rolle spielen. Aber es wird oft unterschwellig suggeriert, dass die Leistungen aus der Vergangenheit auch in Zukunft erbracht werden können. Das ist natürlich eine Farce. Nach 2008 hat beispielsweise niemand gewusst, wie es weitergeht. Insofern sind solche Aussagen sinnlos.
Wo sehen Sie weitere zentrale Fehler?
Ein zweiter wichtiger Aspekt sind sicherlich die Konditionen. Viele Investoren übersehen versteckte Kosten. Manche Asset Manager nutzen innerhalb ihrer Portfolios eigene Fonds, ohne ihre Kunden darauf hinzuweisen, dass sie dafür Bestandsprovisionen erhalten. Das heißt, der Manager kassiert zweimal. Das ist in einigen Fällen gravierend.
Gibt es weitere Problempunkte?
Ja. Viele Manager gehen nicht oder nicht ausreichend auf die Risikobereitschaft ihrer Kunden ein. Oft sagen die Kunden im Vorfeld, dass sie eigentlich kein Risiko eingehen wollen; andererseits möchten sie sich auch nicht mit ein, zwei Prozent Rendite pro Jahr zufriedengeben. Die Erwartungen der Kunden beißen sich mitunter.
Können Sie hierfür konkrete Beispiele nennen?
Ein gutes Beispiel sind Stiftungen, denen es derzeit angesichts der niedrigen Zinsen oft schwerfällt, ihre Stiftungsziele zu erreichen. Das hat den einen oder anderen Stiftungsvorstand veranlasst, das Anlageprofil zu verändern. Es ist bekannt, dass einige Stiftungen Risiken falsch eingeschätzt haben und dadurch in erhebliche Schwierigkeiten geraten sind.
Was kann der Asset Manager für derartige Fehleinschätzungen?
Ein Asset Manager sollte seine Kunden auf unrealistische Erwartungen hinweisen. Aber die Schuld an solchen Fehlern liegt nicht nur bei den Managern. Tatsächlich werden diese in einem immer härteren Wettbewerbsumfeld zunehmend von ihren Kunden unter Druck gesetzt. So kommt es vor, dass Stiftungen oder andere Investoren beispielsweise drei verschiedene Manager mandatieren und zugleich erklären, dass sie sich nach drei Jahren von einem dieser Manager trennen werden. Dann steht jeder dieser Manager von vorneherein unter einem gewissen Performancedruck. Dieser Druck verleitet oft dazu, etwas höhere Risiken einzugehen.
Aber betrachten die Investoren dabei nicht risikoadjustierte Performancedaten?
In den meisten Fällen eher nicht. Bei Stiftungen kommt es sehr darauf an, ob ein Finanzprofi im Beirat sitzt. Ein Philanthrop will dagegen nur seinen Stiftungszweck erfüllen und glaubt in den meisten Fällen, dass ihm das mit höheren Renditen leichter gelingen wird. Auf die Risiken schaut er nicht. Das ist übrigens bei Privatkunden fast immer genauso. Da gibt es ganz wenige, die Rendite und Risiko wirklich nüchtern gegeneinander abwägen.
Das klingt fast wie im Retail-Geschäft …
Die Beratungsqualität ist schon besser, weil die Anbieter nicht wie im Retail-Geschäft ausschließlich produktbezogen vorgehen. Auch der Verkaufsdruck ist im Private Banking und Wealth Management nicht ganz so groß. Nichtsdestotrotz geht es natürlich auch hier um die Marge.
Ist die bei wohlhabenden Investoren nicht Verhandlungssache?
Doch. Vermögende Familien sind sich ihrer Macht durchaus bewusst. Sie sind mit Finanzdingen meist vertraut und üben Druck auf die Margen der Asset Manager aus. In dieser Konditionenmühle neigt der eine oder andere Manager dazu, die Zusammenstellung der Portfolios stärker an Gebühren auszurichten, über die man möglichst nicht redet. Er versucht, sich durch die Hintertür ein Zuckerle zu verschaffen, das in der ausgewiesenen Verwaltungsgebühr nicht ersichtlich ist.
Was ist Ihrer Meinung nach der wichtigste Erfolgsmaßstab für einen Asset Manager?
Man sollte sich nichts vormachen: Die Performance ist letztendlich äußerst wichtig. Es reicht nicht, wenn ein Manager die Risiken unter Kontrolle hat, er muss auch Performance liefern. Grundsätzlich sollte man ein Mandat immer über einen Zeitraum von mindestens drei bis fünf Jahren betrachten. Wenn einmal ein Jahr nicht so gut gelaufen ist, bedeutet das nicht unbedingt, dass der Ansatz des Managers falsch war. Insofern halten wir mittelfristige Analysen von Performance und Risiko für ausgesprochen wichtig. Dabei müssen die Ziele der Kunden berücksichtigt werden: Es ist ein Unterschied, ob ein Privatkunde in erster Linie auf Kapitalerhalt aus ist oder eine Stiftung Erträge erwirtschaften muss, um etwas bewirken zu können.
Das Interview führte Ralf Kolbe.
portfolio institutionell newsflash 12.08.2013
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