19. Mai 2014
Gastbeitrag: „Long-term-Investments und maximale Transparenz“
Dr. Wolfgang Engshuber war drei Jahre lang Chairman der PRI – jener freiwilligen Gruppierung von Investoren, die sich dem nachhaltigen Investment verpflichtet haben. Im April machte er seinem norwegischen Kollegen Martin Skancke Platz. Dem Thema Nachhaltige Finanzwirtschaft bleibt er in zahlreichen Gremien verbunden. Ein Rück- und Ausblick.
Als die PRI im Jahr 2005 in der New York Stock Exchange gegründet wurde, geschah dies ganz im Sinne der Agenda 21-Bewegung – und deren Übertragung auf den Finanzsektor. Als deutscher Vertreter der Münchner Rück habe ich damals die Gründungsurkunde mit unterzeichnet. Allen war bewusst, dass dies eine „Journey“ werden würde – ein globaler Sustainable-and-Responsible-Investment-Prozess (SRI), in dem wir lediglich Ziele vorgeben können, aber keinen festen Rahmen und schon gar keine Negativliste. In Zeiten weltweit eng verflochtener Konzernstrukturen wäre es naiv zu sagen „Du darfst nicht in Rüstungsunternehmen investieren, Du darfst nicht in Tabakunternehmen investieren, Du darfst nicht in was auch immer investieren.“ Die PRI hat es sich stattdessen zum Ziel gesetzt, die Investoren, die bei uns Mitglied sind, mit positiven Zielen zu unterstützen, und das ist uns gelungen:
300 Asset Owner, 600 Asset-Management-Unternehmen und weitere 400 Service Provider weltweit als Unterzeichner und Mitglieder sprechen eine deutliche Sprache. In Kürze wird erstmals ein verbindliches Reporting des Nachhaltigkeitsbenchmarks all unserer Signatories veröffentlicht. Dies ist ein wichtiger Schritt. Auch mit unserem Clearing House, in dem wir kritische Anfragen unserer Mitglieder an Unternehmen bündeln und weitergeben, schaffen wir eine Möglichkeit, Transparenz von den Unternehmen einzufordern, die ein einzelner Investor niemals hätte.
Was die PRI dagegen nicht sein kann, darüber gibt es intern dennoch immer wieder Diskussionen, ist eine Lobbygruppe, die sich mit ganz konkreten einzelnen Anliegen an bestimmte politische Gruppierungen wendet. Wir aggregieren stattdessen in unserer akademischen Rechercheabteilung Daten, stellen diese zu Studien zusammen und klären in individuellen Workshops, Webinaren und vielem mehr unsere Mitglieder auf, wie sie ihre Portfolios nachhaltiger gestalten können – und welche Fragen sie den Unternehmen in die sie investieren möchten, stellen müssen.
Als besonders wichtig habe ich dabei in den vergangenen Jahren neben der Auflage zum Reporting der eingeleiteten Maßnahmen das Thema „Active Ownership“ identifiziert. Nur ein Investor, der wirklich an Hauptversammlungen teilnimmt und die kritischen Fragen stellt, kann die Unternehmen, in die er investiert, zu mehr Nachhaltigkeit anhalten. Zudem muss sich der Investor selbst fragen, welchen Anteil er durch short term trading erwirtschaftet und wie viel er wirklich langfristig investiert und dabei auch besagte Diskussion nicht scheut. Letztlich, und das ist das klare Ziel, für das es sich lohnt, sich für die PRI zu engagieren, müssen wir uns klar darüber sein, dass unser Finanzsystem tiefgreifende Vertrauensverluste provoziert. Ändern lässt sich dies nicht mit schönen Worten, sondern nur durch kritische, auch selbstkritische Fragen und entsprechende Handlungen:
Wie sieht das Vergütungssystem Eurer Trader aus? Belohnt es nicht doch nur den kurzfristigen Kick? Welche Kontrollmechanismen wollen wir uns leisten? Die PRI leistet den wichtigen Beitrag, dies vergleichbar zu machen – und ist es erst vergleichbar, gibt es auch für den Investor, den vielbeschworenen mündigen Endkunden, keine Entschuldigung mehr. Dann hat dieser wirklich die Wahl: Möchte er in verantwortliches Investment investieren oder das herrschende System unterstützen. Deshalb, um dies möglich zu machen, bin und bleibe ich Überzeugungstäter in Sachen nachhaltiges Investment und unterstütze die PRI weiterhin, wie und wo immer möglich.
Meine Meinung: Alle Investmentunternehmen die noch nicht Signatories sind, sollten so schnell wie möglich beitreten und sich aktiv engagieren. Es gibt keine Ausreden: Die aktive Mitgliedschaft in der PRI als Social-Responsible-Investment-Alternative zum gleichgültigen Wegsehen existiert.
Dr. Wolfgang Engshuber ist PRI-Gründungsmitglied und seit 2009 Member of the Board. In einem ausführlichen Interview mit portfolio institutionell hat er sich im Jahr 2012 über die weiteren Entwicklung der Investoreninitiative geäußert,wie Sie hier nachlesen können.
300 Asset Owner, 600 Asset-Management-Unternehmen und weitere 400 Service Provider weltweit als Unterzeichner und Mitglieder sprechen eine deutliche Sprache. In Kürze wird erstmals ein verbindliches Reporting des Nachhaltigkeitsbenchmarks all unserer Signatories veröffentlicht. Dies ist ein wichtiger Schritt. Auch mit unserem Clearing House, in dem wir kritische Anfragen unserer Mitglieder an Unternehmen bündeln und weitergeben, schaffen wir eine Möglichkeit, Transparenz von den Unternehmen einzufordern, die ein einzelner Investor niemals hätte.
Was die PRI dagegen nicht sein kann, darüber gibt es intern dennoch immer wieder Diskussionen, ist eine Lobbygruppe, die sich mit ganz konkreten einzelnen Anliegen an bestimmte politische Gruppierungen wendet. Wir aggregieren stattdessen in unserer akademischen Rechercheabteilung Daten, stellen diese zu Studien zusammen und klären in individuellen Workshops, Webinaren und vielem mehr unsere Mitglieder auf, wie sie ihre Portfolios nachhaltiger gestalten können – und welche Fragen sie den Unternehmen in die sie investieren möchten, stellen müssen.
Als besonders wichtig habe ich dabei in den vergangenen Jahren neben der Auflage zum Reporting der eingeleiteten Maßnahmen das Thema „Active Ownership“ identifiziert. Nur ein Investor, der wirklich an Hauptversammlungen teilnimmt und die kritischen Fragen stellt, kann die Unternehmen, in die er investiert, zu mehr Nachhaltigkeit anhalten. Zudem muss sich der Investor selbst fragen, welchen Anteil er durch short term trading erwirtschaftet und wie viel er wirklich langfristig investiert und dabei auch besagte Diskussion nicht scheut. Letztlich, und das ist das klare Ziel, für das es sich lohnt, sich für die PRI zu engagieren, müssen wir uns klar darüber sein, dass unser Finanzsystem tiefgreifende Vertrauensverluste provoziert. Ändern lässt sich dies nicht mit schönen Worten, sondern nur durch kritische, auch selbstkritische Fragen und entsprechende Handlungen:
Wie sieht das Vergütungssystem Eurer Trader aus? Belohnt es nicht doch nur den kurzfristigen Kick? Welche Kontrollmechanismen wollen wir uns leisten? Die PRI leistet den wichtigen Beitrag, dies vergleichbar zu machen – und ist es erst vergleichbar, gibt es auch für den Investor, den vielbeschworenen mündigen Endkunden, keine Entschuldigung mehr. Dann hat dieser wirklich die Wahl: Möchte er in verantwortliches Investment investieren oder das herrschende System unterstützen. Deshalb, um dies möglich zu machen, bin und bleibe ich Überzeugungstäter in Sachen nachhaltiges Investment und unterstütze die PRI weiterhin, wie und wo immer möglich.
Meine Meinung: Alle Investmentunternehmen die noch nicht Signatories sind, sollten so schnell wie möglich beitreten und sich aktiv engagieren. Es gibt keine Ausreden: Die aktive Mitgliedschaft in der PRI als Social-Responsible-Investment-Alternative zum gleichgültigen Wegsehen existiert.
Dr. Wolfgang Engshuber ist PRI-Gründungsmitglied und seit 2009 Member of the Board. In einem ausführlichen Interview mit portfolio institutionell hat er sich im Jahr 2012 über die weiteren Entwicklung der Investoreninitiative geäußert,wie Sie hier nachlesen können.
portfolio institutionell newsflash 19.05.2014/Tobias Bürger
Autoren:
portfolio institutionellSchlagworte: Versicherer
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